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Willkommen in der Wirklichkeit

Willkommen in der Wirklichkeit

Titel: Willkommen in der Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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einfallen lassen als Heuschnupfenbomben; er wollte noch etwas besseres als Herpes simplex oder Schlotterviren, die man in die Trinkwasservorräte kippen mußte.
    »Sie müssen sich einen Haufen Neuheiten einfallen lassen«, hatte Moniter gesagt. »Vergessen Sie nicht, daß Sie es mit Nexus Brill zu tun haben … Übrigens, wissen Sie, daß man Ihre Frau mit Brill gesehen hat?«
    Und später hatte sie es nicht bestreiten können. Die Welt war demnach an diesem Nachmittag im Büro des Rechtsverdrehers zu einem Übelkeit erzeugenden Halt gekommen, als sie ihr Lochkarten-Urteil erhalten hatte. Dort hatte er Karen Houseman kennengelernt, und die beiden frisch Geschiedenen hatten sich natürlich sofort zusammengetan …Doch jetzt lag er hier und witterte immer noch Gefahr, wie den Geruch der Angst.
    Von draußen drangen die Geräusche gedämpfter Motoren herein – ein Polizeigyro, das im Garten leise zur Landung ansetzte. Er spürte es eher, als es zu hören, wie der gesichtslose Gesetzeshüter auf das Haus zuschlich … das Geräusch einer Waffe, die aus einem Kunststoffholster genommen und durch die Wand auf seine Gehirnwellen gerichtet wurde … der Druck auf den Abzugsbügel …
    Arnos rollte sich über das Bett und schlug im gleichen Moment am Boden auf, als der summende grüne Strahl des Doofmachers durch die Wand fuhr. Er traf Karen, und sie rutschte brabbelnd und sabbernd zur Seite.
    Bevor der Bulle erneut feuern konnte, riß Arnos einen Talisman vom Armband seiner Gattin, stieß die Tür auf und warf ihn in den Garten. Es war eine miniaturisierte Stadt. Er zählte bis zehn und keuchte »Lebewohl, Paris.«
    Mit Kopfsteinpflastergedonner fand die Stadt im Garten zu ihrer normalen Größe zurück. Er hörte den Bullen aufschreien, dann das Quietschen von Reifen und das Blöken einer Taxihupe.
    Arnos schlug ein Fenster ein, verletzte sich am Arm und rannte über den Place de la Bastille auf das leere Polizeigyro zu. Er kletterte hinein, hob ab und hielt auf Chicago zu. Es mußte eine Möglichkeit geben, das Spiel zu stoppen – bevor es alles andere stoppte.
    Wenn er doch nur eine Waffe konstruieren könnte, gegen die Nexus Brill machtlos war. Er ließ Ideen über die Porzellanhülse seines Geistes fließen:
    Was war mit tollwütigen Hunden? Einem Nullitron-Strahl? Unterbewußtseins-Minen? Feuerkraut … Einem Erd-Beweger, der den Planeten während einer Luftschlacht drehte und die gegnerischen Maschinen im Weltraum stranden ließ?
    Wieso hatte Nexus Brill immer als erster Ideen? Während er sich dies fragte, setzte die Aura ein. Die Randzonen seines Blickfeldes waren voller autistischer Kinder; seine Ohren klingelten vor Blitz-Nachtmahren, und er bemerkte, daß eine tiefgreifende molekulare und genetische Veränderung einsetzte.
    Er verwandelte sich, wie üblich, in Nexus Brill.

 
7
     
    Das autistische Kind deutete auf ein Bild von Stan Houseman und sagte: »Nette Mannen.«
    Die Hattoniten-Alten sahen einander an. Wieso ›Mannen‹? Sollte Houseman etwa der barfüßige Prophet sein, den Herkimer Hatton ihnen angekündigt hatte?

 
8
     
    Die Datenübersicht flackerte über das Instrumentenpaneel des Autogyros:
     
    DIE ARBEITEN DES HERKULES?
    Athlet wird Mutter!
     
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Ferris Moniter und nahm den Blick vom immer noch blauen Wasser des Amerischen Ozeans. Er hatte noch eine Stunde Zeit, bis sie die fingerförmige Michigan-Insel erreichten, an deren Spitze Chicago wie ein glänzender Niednagel funkelte. Fern im Osten lag der finstere Kontinent Atlantica, der nur von den Britischen Seen unterbrochen wurde; dahinter befand sich das Europäische Meer.
    »In dem Roman, den ich gerade lese«, sagte er und nahm eine Rotzfolie aus der Taschette, »geht der Autor davon aus, Luzifer hätte den Krieg gegen den Himmel verloren, und auf der Welt sei alles umgekehrt, verstehen Sie?«
    Truit, sein Leibwächter, lachte.
    »Science Fiction, was? Glauben Sie nicht alles, was Sie weiß auf schwarz geschrieben sehen. Wie heißt das Buch?«
    »Das Autogyro-As«, sagte der Präsident. »Ein Autogyro-Roman von Kilhip D. Pick.«
    In diesem Moment erschien weit hinter ihnen ein Punkt am Horizont. Er wuchs rapide zu einem zweiten Autogyro an.
    »Wer ist es, Truit?«
    »Es ist zu weit weg, um was zu erkennen, Sir. Vielleicht ist es uns freundlich gesinnt …« Der Leibwächter richtete seinen elektrischen Feldstecher auf das seltsame Fahrzeug, dann keuchte er. »Nein! Das kann nicht sein!«
    Kurz darauf war

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