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Willkommen in der Wirklichkeit

Willkommen in der Wirklichkeit

Titel: Willkommen in der Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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die Worte auszusprechen, die nun seine einzige Rettung waren, sein einziges Bollwerk gegen die Gefahren eines unbekannten Kontinents. »Und ich liebe dich auch, Celia«, sagte er zu der völlig Fremden, die seine Frau war.
     
    Originaltitel: ›The Changeling‹
    Copyright © 1982 by Agberg Ltd.
    Copyright © 1982 der deutschen Übersetzung
    by Arthur Moewig Verlag Taschenbuch GmbH, Rastatt
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Joachim Körber

 
John Sladek
Der Solare Schuhverkäufer
     
1
     
    Stan Houseman, der Schuhverkäufer, grapschte sich in der Küche ein Täßchen Kaffee und überschlug den täglichen Morgenklatsch in der Zeitung.
     
    OLYMPISCHES FINALE IM CARMODY-STADION
    POLIZEI BEENDET HATTONITEN-KRAWALL
     
    Der Börsenbericht listete nur zwei Konzerte auf – die beiden, die die Welt unter sich aufgeteilt hatten: die Nordamerikanische Stiefel & Schuh (NSS) und die Eurasische Fußbekleidung. Die Aktien der NSS waren um zwei Punkte gestiegen, die der Eurafuß um zwei gesunken (klar). In diesem Zwei-Personen-Null-Summen-Spiel konnte die eine Seite nur auf Kosten der anderen profitieren. Wie Karen und ich, dachte er grimmig.
    Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr – die dahinflitzende Gestalt eines autistischen Kindes. Als er genauer hinsah, war es verschwunden.
    Karen kam in die Küche.
    »Laß uns bloß keinen Streit anfangen, um Himmels willen«, sagte er.
    »Ich lasse mich scheiden, Stan. Heute nachmittag gehe ich zum Anwalt.«
    Der Ersatzkaffee schmeckte plötzlich äußerst bitter.

 
2
     
    Ed Pagon schaute in das Kameragesicht des Robot-Interviewers ›Mel‹ von der KHBT-TV. »Irgendwie habe ich das Gefühl, daß ich heute mehr als ein Spiel spiele«, sagte er. »Ich glaube, heute geht es um mehr als nur ums Medaillenholen beim Olympischen Gewichtheben.«
    »Sagen Sie, Ed«, sagte der Roboter, »wie fühlt man sich, wenn man der einzige männliche Teilnehmer dieses Wettstreits ist?«
    Was glaubst du denn, wie man sich fühlt? dachte Ed. Es ist, als würde man kastriert. Mit einem gezwungenen Lächeln erwiderte er: »Ehrlich gesagt, ich habe das Gewichtheben immer für einen Männersport gehalten, Mel. Es ist sowohl eine Kunst als auch ein Sport, und in der Kunst überwiegen die Männer ja traditionell …«
    Als das Interview zu Ende war, ging Ed in seine Garderobe, um sich aufzuwärmen. Er nahm mit dem roten Regulierungsgummiball und den Eisengewichten auf dem Boden Platz und bemühte sich, seinen Geist für ein paar Zen-Übungen zu leeren. Es ging darum, die Gewichte zu heben, ohne sie mit dem Geist anzurühren.
    Erstens, ohne an sie zu denken. Zweitens, ohne an sie zu denken. Drittens …
    Ed verspürte einen plötzlichen Schmerz, der ihm gefährlich an die Nieren ging. Der Schmerz betäubte seine Wahrnehmungsfähigkeit, als er das am Boden liegende Gewicht anschaute. Es war kein Gewicht. Es war ein kleiner metallener Mensch mit ausgestreckten Armen, den man mit Magneten an einem Eisenkreuz befestigt hatte.

 
3
     
    Joe Feegle hielt Stan Houseman vor der Verkaufszelle an. »Man sagt, wir stünden am Rande eines Krieges, Stan. Die Firmenpräsidenten treffen sich heute nachmittag zu einer Gipfelkonferenz. Sie werden eine Runde des Spiels spielen – und wenn es unentschieden ausgeht, wird es Krieg geben.«
    »Aber es geht doch immer unentschieden aus.«
    »Eben. – He, schau mal!«
    Die beiden Männer wandten sich um und erblickten am anderen Ende des Korridors eine Gestalt, die die offizielle goldschwarze Uniform eines Armisten trug. Präsident Moniter rief einen Armisten zu sich, der neue Waffen für die Firma entwerfen sollte – das war ein böses Omen.
    Ein anderes war die Unruhe, die die barfüßige Fanatiker-Sekte der sogenannten Hattoniten erzeugte – beziehungsweise für sich ausnutzte. Als Stan seine Zelle aufschloß und sich auf die Arbeit vorbereitete, dachte er an Herkimer Hattons seltsamen, faszinierenden Kult.
    Man wußte nur wenig Persönliches über den verstorbenen Herkimer Hatton, außer, daß er vor zwanzig Jahren gelebt hatte und extrem unfallanfällig gewesen war. In einer Serie von über tausend kleinen Unfällen hatte er Glieder und andere Kleinteile seines Körpers verloren und durch Synthetik ersetzt. Schließlich war er (außer für seine Anhänger) ein Android gewesen. Die Legende behauptete, er habe sein Leben an einem eisernen Kreuz beendet und würde zurückkehren, wenn die Welt ihn brauchte.
    Und jetzt brauchte die Welt etwas – und zwar

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