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Willkür

Willkür

Titel: Willkür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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und wir beide können die Firma in Ruhe neu ordnen.«
    Das Licht war gedämpft, hinter den schweren Vorhängen lauerte die Nacht. Bax, der bisher steif und aufrecht an einem Ende des Sofas gesessen hatte, rutschte unmerklich in Stellas Richtung. Die wich ihm so lange aus, bis sie mit dem Rücken die Armlehne berührte. Jetzt schlug sie die Beine unter, schnappte sich ein Kissen und hielt es sich vor die Brust — Körpersprache, die nur darauf abzielte, ihn auf Distanz zu halten. Zwischen ihnen hatte sich eine Kluft aufgetan, nicht nur die räumliche hier und jetzt auf dem Sofa. »Ich weiß nicht, Bax«, sagte sie schließlich.
    Er wurde hellhörig. »Was willst du damit sagen?«
    »Keine Ahnung«, sie zuckte mit den Schultern. »Irgendwie hat sich alles verändert. Am liebsten würd ich die Firma verkaufen, meine Sachen packen und nach Übersee gehen.«
    Er blickte zur Seite und fragte mit stockender Stimme: »Und was ist mit mir?«
    »Die Mesics sind erledigt. Das sollte deinem Chef reichen, dich nicht länger unter Druck zu setzen.«
    »Das meine ich nicht. Ich meine uns«, erwiderte Bax.
    Sie hatte einfach keine Energie mehr für das alles hier. Das Gespräch war ins Stocken geraten und eine Pause entstand. Sie würde sie nicht beenden, vielleicht fand er ja so die Antwort.
    »Dann geh ich jetzt wohl besser«, sagte er endlich.
    Sie nickte.
    Er stand auf und schien für einen Augenblick mit sich zu ringen, ob er sie küssen solle oder nicht. »Ich kann ja morgen Nachmittag mal anrufen«, murmelte er nur.
    »Ich werd wahrscheinlich nicht da sein.«
    »Ich ruf dich an.«
    Sie nickte.
    An der Tür drehte er sich noch mal um. »Ich finde schon selbst hinaus.«
    Als er weg war, fiel ihr ein, dass sie vergessen hatte, ihm die Schlüssel abzunehmen. Sie zog den Stecker des Telefons aus der Buchse und machte sich zur Nacht fertig. Ihr stand absolut nicht der Sinn nach Auseinandersetzung mit ihm, sie wollte auch keine Leidensmiene sehen, keine Gefühlsausbrüche oder gar Gewalt ertragen müssen oder was auch immer seine Reaktion sein würde, und so wurde sie richtig wütend, als sie kurz darauf seinen Schlüssel im Schloss hörte. Sie marschierte aus ihrem Schlafzimmer, um ihm die Meinung zu sagen. Doch der Mann, der im Wohnzimmer stand, war einer der beiden, die sie heute überfallen hatten, und der Blick, den er ihr zuwarf, war hart und Ausdruck eiskalter Intelligenz. Neben Bax befanden sich noch zwei Fremde in seiner Begleitung. Der Mann schob die beiden mit sanftem Druck in Stellas Richtung. »Darf ich vorstellen«, sagte er, »Ihre neuen Partner, Stella. Mr. Towns und Mr. Drew.«

    NEUNUNDDREIßIG

    Nachdem er sie bei Stella abgesetzt hatte, fuhr Wyatt zurück über den Fluss. Alle Spuren führten nach Abbotsford. Rossiter kannte sämtliche Details der ›Operation Mesic‹, dann Nialls unerwartete Freilassung aus der Untersuchungshaft und schließlich wussten nur die Rossiters, dass er Ounsteds Dienste in Anspruch nehmen musste.
    Er stellte den Peugeot unter einer Platane in der Gipps Street ab und legte den Rest des Weges zu Fuß zurück. Er sah keine andere Möglichkeit, als einen Überraschungsangriff zu starten. Hinter dem Haus verlief eine Gasse, die ging er entlang. Auf Höhe des kleinen Anbaus, in dem sich die Einliegerwohnung befand, blieb er stehen. Die Rückwand der Wohnung war in die Umzäunung integriert. Wyatt spähte über den Zaun. Er sah ein staubiges Fenster mit einem Stoff-Fetzen dahinter, drinnen brannte Licht und ein Radio spielte. Lautlos überwand er das Hindernis.
    Er war auf den Kampfhund gefasst gewesen, der sich sogleich geduckt anschlich, massig und glatt wie ein Schwein. Wyatt wickelte sich seinen Gürtel um den linken Unterarm, täuschte einen Angriff an und ließ gleichzeitig das Messer in seiner Rechten aufspringen. Das Tier setzte an zum Sprung und Wyatt schnitt ihm die gestreckte Kehle durch. Das Herz des Hundes schlug noch, die Lungen arbeiteten und füllten sich schnell mit Blut; im Nu hatte der Pitbull roten Schaum vorm Maul und er fiel zu Boden wie ein Stein. Noch im Fallen rissen seine scharfen Zähne die Haut an Wyatts Handgelenk auf.
    Er trat zwei Schritte zurück, sein Herz raste. Dieser Tod, kaum einen Meter entfernt von Nialls Fenster, war brutal und unappetitlich gewesen. Instinktiv zog er sich noch weiter zurück, als Niall im Licht einer nackten Glühbirne, die drinnen von der Decke hing, im Türrahmen erschien.
    Wyatt schälte sich aus der Dunkelheit, die .38er in der

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