Willküra (German Edition)
Danke«, antwortete er höflich und bestimmt.
»Nicht so gut drauf heute, was Doktorchen?!«, sagte Willküra forsch. »Zieh dann wenigstens wieder deine Brille auf.«
Dr. Triddl nahm seine Brille wieder vom Tisch, setzte sie sich auf und sah Willküra nun wieder ganz klar.
»Jetzt zu dir«, sagte Willküra, lehnte sich nach hinten und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Du hast die Sache mit den NegEm verstanden?«
»Ja«, sagte Dr. Triddl nüchtern.
»Und den Teil, dass ich WED gekündigt habe, hast du auch mitbekommen?«
»Natürlich«, antwortete Dr. Triddl und wünschte sich, sie würde ihn nicht wie einen Vollidioten behandeln.
»O.K. Punkt eins, warum ich dich um diesen Termin gebeten habe: wir werden natürlich in Zukunft nicht ohne NegEm auskommen, das ist mir bewusst, du hast hoffentlich nicht gedacht, dass mir das nicht bewusst wäre?! Nein, nein, ich weiß schon um die Bedeutung von NegEm, keine Sorge Triddlchen.«
Wie sprach sie denn da mit ihm, fragte sich Dr. Triddl wieder, wahrte aber die Contenance.
»Wir brauchen NegEm, um unseren Staat weiterhin als ernst zu nehmenden Gegner im Universum zu positionieren. Die anderen Herrscher werden sicherlich auch schon Verträge mit WED haben und ihre NegEm-Bestellungen längst rausgeschickt haben. Ich habe entschieden, dass wir die horrenden Preise von WED für NegEm nicht zahlen werden, sondern unsere NegEm selbst herstellen.«
Sie schaute Dr. Triddl vorfreudig an und zuckte mit den Augenbrauen.
»Ich werde dem Volk Anlass genug für negative Gefühle geben, und hier kommt jetzt deine Aufgabe: du wirst der Leiter der NegEm-Initiative werden. Dir obliegt es, dass jedes Neugeborene einen Chip eingebaut bekommt, so wie bisher auch schon, seitdem wir mit WED zusammen arbeiten, und es bleibt auch an der gleichen Stelle, irgendwo hier, oder?«
Willküra fasste sich an die Stelle ihres Solarplexus’. Dr. Triddl nickte kurz bestätigend.
»Nur dass die Chips eben nicht mehr wie bisher beim Volk dazu da sind, ihre Erinnerungen an negative Gefühle zu löschen, sondern, wie bisher schon bei den Angestellten des Hofes gültig, die negativen Gefühle zu speichern. Du baust die NegEm-Initiative auf und sorgst unter anderem für potente NegEm-Sauger, die regelmäßig die gespeicherten Negativemotionen von den Chips ziehen und in unser eigenes NegEm-Depot übertragen.«
Dr. Triddl schluckte. Das war genau der Teil der Arbeit, die ihm überhaupt nicht gefallen hatte. Diese Geschichte mit WED hatte ihm von Beginn an nicht gefallen. Er hatte sich durch das alles doch nur gequält, weil sie ihm in Aussicht gestellt hatte, dass er eines Tages ihr Mann, und so Willkürherrscher werden würde. Die Arbeit selbst hatte ihm keinen Spaß gemacht. Nie. Oft hatte er sich morgens schon so stark verstellt, und auch entsprechende Medikamente eingenommen, dass er über Tag vergessen hatte, dass sein Verhalten nicht seinem wahren Charakter entsprach. Und erst am Abend, nach einem Gespräch mit Freunden oder einem guten Film, hatte er sich erinnert, dass er im Grunde zwei verschiedene Leben führte. Das schlechte und das gute Leben. Er hatte es irgendwie geschafft, sich zweizuteilen, aber nur, weil das für ihn der Weg zum Guten war. Nicht etwa, weil er das Schlechte mochte.
»Wir werden die potentesten und besten NegEm des ganzen Universums haben, dafür werde ich mit meiner Willkür sorgen, unser Volk wird sich so schlecht fühlen, dass wir mit dem Absaugen der NegEm kaum hinterherkommen. Bei der NegEm Qualität, die wir hier produzieren, werden die anderen beiden Staaten mit ihren NegEm von WED schlecht da stehen!«
Willküra warf den Kopf selbstgefällig nach hinten und schaute in eine imaginierte Zukunft, so kam es Dr. Triddl vor. Sie hatte offensichtlich keinerlei Notwendigkeit mehr, irgendwas auf einen Realitätsgrad hin zu überprüfen. Sie wusste, dass sie nun die Realität machte.
Und er sollte der Leiter ihrer Drecksarbeit-Abteilung werden. Er wollte das nicht machen, aber was sollte er sonst tun?
»Wir sind uns da also einig?«, fragte Willküra und wartete keine Antwort ab. »Schön! Schön, dass du das machen willst, ich kann mir keinen fähigeren Mann dafür vorstellen.«
Willküra lächelte Dr. Triddl an.
Sein linkes Auge zuckte als Antwort darauf. Er fühlte sich nicht wohl hierbei. Er wollte das nicht machen. Der Lakai der Willküra, anstelle von der Mann der Willküra, das war es nicht, worauf er zu Beginn gehofft hatte. Und schon gar nicht ganz zu
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