Willküra (German Edition)
Die Schwester des Willkürherrschers wird den Bereich dann also nicht aufspüren und kontrollieren können, und wir können uns da erst mal verstecken, bis der Willkürherrscher zurück kommt. Ich schlage vor, wir nennen es den ‚Geheimen Bereich’.«
Fürchtedich IX. dachte konzentriert nach, es gab doch noch einen anderen Grund, warum er den Geheimen Bereich einrichten wollte, und sie sich nicht einfach nur reglos bei Raja verstecken würden.
»Ach ja! Und da sind wir dann auch erst Mal sicher vor den anderen Vorhaben Willküras. Zum Beispiel betrifft uns dann auch nicht diese Schneller-Alt-Werden-Geschichte, weil der Geheime Bereich ja innerhalb des Willkürherrschaftlichen Schlosses liegen wird und Willküra nur in der Stadt das Milieu verändern will.«
Fürchtedich IX. machte eine Pause und schaute Gerolat an. Er hatte das Gefühl, er verstand selber nicht, was er da sagte, wie sollte Gerolat es dann verstehen. Wie gern hätte auch er jetzt einen Bohnenschnaps getrunken. Aber auch im Moment der größten Versuchung blieb die Wahrheit dieselbe: der Bohnenschnaps würde sie nur ablenken. Und die Restalkoholbeseitigungs-Spritze könnte er jetzt nicht rausholen, denn keiner sollte sehen, dass er sie hatte, auch nicht Gerolat.
Wenn du nicht willst, dass jemand etwas weiter erzählt, dann erzähl es ihm nicht, hatte sein Vater ihn immer gewarnt.
»Auch wenn wir es wahrlich nicht gewohnt sind, wir müssen jetzt alle auf 100% arbeiten, Ger-rrrrrrr-unzelt werden wir am Ende aussehen, aber wir dürfen nicht aufgeben, Ge-eeeeee-rn werden wir danach einen Bohnenschnaps trinken, und wir werden ihn uns verdient haben, Ge-e-rolat!«
Manchmal fand Fürchtedich IX. es schon noch angemessen, den Namen des Gegenübers zu nennen.
»Und wie genau stellst du dir das vor, dass ich ein Auge auf Willküra halten soll, wenn ich mich auf ihren ausdrücklichen Befehl hin nicht mehr hier im Willkürherrschaftlichen Schloss aufhalten darf?«
Fürchtedich IX. ächzte.
»Das weiß ich nicht, da musst du dir selbst was ausdenken. Gaukel ihr irgendwas vor, ich kann mich jetzt nicht darum auch noch kümmern.«
Etwas ‚vorgaukeln’, überlegte Gerolat. Wahrscheinlich hatte Fürchtedich IX. das gar nicht so gemeint, denn er war nicht annähernd so treffsicher und präzise mit seiner Wortwahl, wie es der Willkürherrscher war, aber es war im Grunde keine schlechte Idee. Vielleicht sollte er Willküra mit einem Taschenspielertrick in seinen Bann ziehen. Oder so was in der Richtung halt. Irgendetwas müsste er sich einfallen lassen. Denn, und das hatte er jetzt verstanden, er war ein unverzichtbarer Teil vom Plan Fürchtedich IX. geworden, und somit lag es auch an ihm, dass dieser Plan gut ausgehen würde.
In der Prioritätenliste stand vor dem Versuch, mit Hilfe der Buchbeschaffung für immer mit seiner Kursleiterin glücklich leben zu können, nun erst Mal die Rettung seiner Kursleiterin, also die Ausführung von Fürchtedich IX. Plans. Danach erst, dann aber auf dem schnellsten Wege, das Buch.
Er machte sich noch mal klar, wieso genau er sich gleich in die Fänge Willküras begeben würde, in die er sich eigentlich gar nicht wagte.
Es ging um seine Kursleiterin.
Und um Amanus.
Und um Raja.
Auch wenn Raja ihm jetzt nicht so wichtig war, wenn er ehrlich war. Andererseits kümmerte die sich ja auch gerade um das Wohl von seiner Kursleiterin und Amanus, das hoffte er zumindest, und eine Freundin von Fürchtedich IX. war sie auch, also war sie ihm jetzt halt doch auch wichtig.
»Ich programmiere uns jetzt also diesen Geheimen Bereich, danach gehen wir zusammen los und holen unsere drei Mädchen in der Stadt ab und bringen sie in den Geheimen Bereich. Wir müssen vor Mitternacht dort sein, Ger-rrrr-ne auch früher. Das ist ganz wichtig.«
»Wo und wann sollen wir uns also treffen?«, fragte Gerolat.
Fürchtedich IX. zuckte mit den Schultern. Er musste sich also doch um alles selber kümmern. Es war doch komisch: wenn man nicht unbedingt der Anführer sein wollte, dann drängten einen die anderen geradezu dazu, die Gruppe anzuführen, Pläne zu schmieden, zu bestimmen, alles festzulegen und Entscheidungen zu treffen. Wenn man aber unbedingt der Anführer sein wollte, die glänzende Spitzenfigur, dann hatte die Gruppe immer etwas auszusetzen, und man konnte sich sicher sein, dass bald jemand kommen würde, der versuchen würde, einem die Führungsposition streitig zu machen, und sie zu übernehmen, egal um welchen Preis.
War das
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