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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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vielleicht das Geheimnis eines guten Anführers? Dass man es nicht um jeden Preis sein wollte?
    »Was hältst du davon, wenn wir uns in zwei Stunden vor dem Ankleidehaus der Putzkolonne treffen? Da geht Willküra mit Sicherheit nicht vorbei, das ist unter ihrer Würde,« schlug Fürchtedich IX. vor.
    »Klingt gut«, sagte Gerolat und stand auf. »Viel Erfolg und bis dann.«
    »Ja, bis später, und auch viel Erfolg, G-gggggg-anz viel Erfolg!«

76
     
    Dr. Triddls Brille lag vor ihm auf dem Tisch. Es gab Momente, in denen er ein starkes Bedürfnis verspürte, sie nicht zu tragen, sondern seine körperlichen Unfähigkeiten zu akzeptieren und diese wenigstens für einige Augenblicke am Tag auszuleben. Auch, um sich immer wieder dessen bewusst zu werden, dass die Natur die Menschen nicht perfekt schaffte und auch, um die vom Menschen erschaffene Möglichkeit der Korrektur des Imperfekten der Natur immer wieder neu wertzuschätzen.
    Dazu gehörte das Ablegen seiner Brille mindestens ein Mal pro Tag, als auch ein Mal pro Tag das Ablegen seiner kleinen Rückenstütze, die ihm die unteren Wirbel, die von Geburt an bei ihm äußerst schwach waren, und ungeeignet, seinen Körper zu stabilisieren, gerade hielt.
    ‚Die Durchbrechung der anvisierten Perfektion’, nannte Dr. Triddl diese Augenblicke für sich selbst.
    Zum Glück hatte er jetzt nicht das Bedürfnis verspürt, die Rückenstütze abzulegen, denn ‚Willküra’, wie sie sich jetzt nannte, ein alberner Name, wie Dr. Triddl fand, saß ihm soeben gegenüber.
    Er war pünktlich zum gewünschten Termin bei Willküra erschienen, hatte an der Tür zwei Männer passiert, die wartend davor gestanden hatten, der eine mit einem sehr großen Buch in der Hand, der andere mit einem Blatt Papier, in das er hektisch sprach, und als er in das neue, riesengroße Arbeitszimmer getreten war, hatte Willküra ihm fast entschuldigend gesagt, dass es hier noch ein bisschen kahl aussähe, aber dass sie später noch den Arbeitstisch aus dem alten Willkürherrschaftlichen Arbeitszimmer hierher bringen lassen würde, und dann würde es hier schon ganz anders aussehen. Und zu viel Klimbim wolle sie hier ohnehin nicht haben, beim Arbeiten wolle sie sich schließlich konzentrieren und nicht von Unsinn abgelenkt werden.
    Sie hatten sich an einen großen Besprechungstisch gesetzt, an dem nur zwei Stühle standen.
    »Mit mehr als einer Person will ich ohnehin nie etwas besprechen«, hatte Willküra ihm dazu erklärt. »Ich hab trotzdem einen großen Tisch generiert, damit man ihn zur Not auch noch für etwas anderes nutzen kann.«
    Sie grinste zweideutig.
    Dr. Triddl hatte es als einigermaßen unverschämt empfunden, dass Willküra mit keinem Wort auf die doch ziemlich aufregenden Begebenheiten von vorhin eingegangen war.
    Sie hatte ihm auch nichts zu dem Auftritt von diesem Jamel, dem Mann im Räuberkostüm erklärt, obwohl er das spätestens jetzt erwartet hätte, sondern sie hatte ihn zu Beginn nur gefragt, ob er schon mitbekommen hätte, dass sie jetzt die neue Willkürherrscherin sei, und ihn danach gebeten, er möge sie von nun an ‚Willküra’ nennen.
    Das sollte dann wohl der persönliche Teil sein, hatte Dr. Triddl gemutmaßt, als sie schon angefangen hatte ihm zu erklären, wie großartig und wunderbar der neue Staat werden würde.
    Kein Wort mehr von ihrem Versprechen, ihn zu heiraten, sobald sie Willkürherrscherin sei.
    Wenngleich, dachte Dr. Triddl, sicher wollte Willküra es sich bis zum Schluss aufheben, von ihrem neuen, gemeinsamen Leben als glückliche Familie zu reden. Ja, in der Reihenfolge machte es auch Sinn, dachte er und beschloss, erst mal bis zum Schluss abzuwarten. Was sollte er auch anderes tun?
    Sie hätte auch schon darüber nachgedacht, den Namen ‚Willkürherrschaftlicher Staat’ in ‚Willküria’ zu ändern, hatte sie weiter ausgeführt, das würde sie aber erst vornehmen lassen können, wenn alle Änderungsmaßnahmen im Staat erfolgreich durchgeführt worden wären, denn einer Baustelle würde sie diesen wunderbaren Namen nicht geben.
    An der Stelle hatte sie etwas zu übertrieben gelacht und das war auch genau der Zeitpunkt gewesen, als er seine Brille abgesetzt und auf den Tisch gelegt hatte.
    Willküra hatte ihm dann, aus seiner Sicht etwas zu detailliert, alle Änderungen, die sie für den Willkürherrschaftlichen Staat vorsah, erklärt, und als sie damit dann irgendwann fertig war, bot sie ihm an, ein paar Käsehäppchen bringen zu lassen.
    »Nein

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