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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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hier, den Rat seines Bruders zu befolgen, nicht immer den Namen des Gegenübers nach jedem Satz auszusprechen. Eigentlich brauchte er dafür keine weiteren Begründungen als die seines Bruders, dass das nervte, aber er hatte noch mal nachgedacht und ihm war klar geworden, dass es immer noch eine Restwahrscheinlichkeit gab, dass er das Amt des Willkürherrschers eines Tages erneut bekleiden könnte, und danach wollte er nicht den Namen ‚Ichnennedich I.‘ bekommen, nur weil das das auffälligste Merkmal an seiner Herrschaft gewesen sein würde, ja sogar auffälliger als jede große Regierungstat, die er vollbracht haben würde. Manchmal gelang es ihm jetzt schon ohne nachzudenken, den Namen wegzulassen, aber manchmal eben noch nicht, und da versuchte er nun, rechtzeitig einen sprachlichen Notausgang zu finden, bevor der Name ganz ausgesprochen war.
    Die Wachmänner postierten sich unangenehm hinter Gerolat.
    »Na, was macht ihr denn hier, ist doch fast schade drum, so einen schönen Tag so zu vergeuden?!«, sprach Fürchtedich IX. sie direkt an.
    Er ging zu der Bank, die nur ein paar Meter von ihnen weg stand, bückte sich herunter, und zog eine Kiste hervor. Aus der Kiste holte er eine Flasche Bohnenschnaps. Er pustete den Staub davon runter, strich die Pollen, die immer ihren Weg in die Kiste fanden, von der Flasche ab, und reichte sie einem der Wachmänner.
    »Hier, macht euch einen schönen Tag, W-wwwwwwwww-underschönen Tag!«
    Die Wachmänner schauten sich an, als hätten sie soeben einen Hauptgewinn erzielt, denn der Bohnenschnaps von Fürchtedich IX. war im Willkürherrschaftlichen Staat nur einer geringen Auswahl von Leuten vorbehalten. Ein normaler Wachmann musste entweder sehr gute Beziehungen zum Schlüsselverwalter pflegen, oder aber er konnte sogar erst zu seinem Ausstand in den Genuss eines kleinen Gläschens kommen.
    Die Wachmänner sagten also schnell danke, und verschwanden mit der Flasche, bevor Fürchtedich IX. es sich noch anders überlegen würde.
    »Ich brauch jetzt auch deinen Bohnenschnaps, Fürchtedich IX.!«, seufzte Gerolat völlig am Ende. »Meine Kursleiterin, meine Amanus und deine Raja sitzen zusammen unten in der Stadt und warten auf Rettung, von was auch immer, so richtig kapiert hab ich das alles noch nicht, und ich soll jetzt von Raja ein Buch besorgen, von dem ich schon erahne, dass sie es mir nicht geben wird, weil wenn es so einfach wäre, würde Willküra nicht mich damit beauftragt haben, es zu holen.«
    »Sei mir nicht böse, aber ich gebe dir jetzt keinen Bohnenschnaps, Ger-rrrrrr-n würde ich es, aber das ist Teufelszeug und schon ein Glas davon würde unsere Konzentration so nachhaltig stören, wie wir es jetzt unter keinen Umständen zulassen dürfen.«
    Fürchtedich IX. holte statt dessen zwei Gläser Wasser aus einer zweiten Kiste, die unter der Bank stand, warf jeweils eine Bohne hinein, gab Gerolat eins der Gläser und versuchte, so gut er konnte, Gerolat über die momentane Situation am Willkürherrschaftlichen Hof aufzuklären. Inklusive seiner eigenen Beziehung zu Willküra und seinem Schauspiel, das er nun mit ihr trieb, damit sie nicht misstrauisch werden würde. Er erzählte auch von allen Vorhaben Willküras, den Staat zu verändern. Zumindest alles so weit, wie er sich erinnern konnte. Auch von Willküras Plan, den ganzen Staat mit irgendwelchen Signalfängern auszustatten, um jede Bewegung im Staat auf einem Bildschirm verfolgen zu können erzählte er ihm.
    »Und das alles nur, weil ich letztens nicht wie gewohnt am Hof geblieben bin, sondern zur Kursleiterin gegangen bin?«, fragte Gerolat ungläubig, am Ende des Vortrags von Fürchtedich IX.
    »Ob und wie das jetzt damit zusammenhängt weiß ich nicht genau, G-gggggggg-anz sicher weiß ich aber, dass es gut wäre, wenn du jetzt ein Auge auf Willküra behältst, und nicht in die Stadt gehst. Du musst sie nämlich dringend davon abhalten, dass sie in das Willkürherrschaftliche Arbeitszimmer kommt. Ich werde nachher dort ein bisschen Zeit alleine brauchen, denn ich werde im System den Heimlichen Weg hinunter in die Stadt, und das den Weg umgebende Gebiet bis runter zum Tor so umprogrammieren müssen, dass es zu einem Bereich wird, in dem alle entstehenden Signale verändert, oder irgendwie neutralisiert werden, so dass sie auch von den modernsten Signalfängern nicht erfassbar sind. Irgendwie geht das über eine Luftverdrängungs-Negativierung, oder so. Ich hab mich da gerade schon ein bisschen eingelesen.

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