Willküra (German Edition)
noch den Willkürherrschaftlichen Mantel, dachte sie und ärgerte sich, dass Fürchtedich IX. ihn vorhin nicht bei sich gehabt hatte. Dieser Fürchtedich IX., dachte sie wieder, mal sehen, wie lange das mit dem gut geht. Aber irgendein Partner muss ja morgen bei der Zeremonie vor meinen Füßen sitzen, und da eignet er sich eigentlich ganz gut zu.
Vielleicht ist er auch der Vater des Kindes, dachte sie und strich über ihren Unterleib, als wartete sie darauf, dass das neue Leben in ihr nun ein Zeichen gäbe, ob Fürchtedich IX. der Vater war, oder nicht.
Sie nahm die Hand wieder weg. Sie hatte bei Fürchtedich IX. nie über Verhütung nachgedacht, weil sie sich sicher war, dass er es ohnehin nicht mehr bringen konnte.
Und auf ihre Intuition konnte sie sich immer verlassen! Fürchtedich IX. war also sicher nicht der Vater, eher noch Dr. Triddl. Aber der war es ganz sicher auch nicht. Jamel war es, das spürte sie jetzt ganz sicher und streichelte erneut ihren Unterleib. Sie dachte sogar, ein Zucken spüren zu können, was sie als eindeutiges Zeichen interpretierte. Jamel war also der Vater.
Es könnte besser sein, aber es könnte auch schlimmer sein, fand sie sich mit der Tatsache ab.
Sie schlug wieder wütend mit ihrer Faust auf den Tisch.
»Wann meldet sich dieser blöde Blender endlich?«, schrie sie ungehalten aus.
Und wo sitzt er überhaupt, dieser Blender?, fragte sie sich heute zum ersten Mal. Sie konnte kaum fassen, dass sie noch nie zuvor darüber nachgedacht hatte.
Im Willkürherrschaftlichen Staat befand er sich schon mal nicht. Das wusste sie sicher. Im Faulen Staat war er, so weit sie wusste, auch nicht. Wenn er in der ERGA sein Büro hätte, dann wäre er doch nicht mehr neutral und könnte die Blende nicht betreiben, dachte sie. Aber wo sonst sollte er sein? Es gab doch keine anderen Staaten mehr. Sie würde herausfinden müssen, wo der Blender seinen Sitz hatte. Genauso wie WED, dachte sie plötzlich. Wo haben die eigentlich ihr Büro? Und wo leben die Mitarbeiter?
Auch darüber hatte sie komischerweise bisher noch nie nachgedacht.
Im Willkürherrschaftlichen Staat sind sie schon mal nicht, dachte sie wieder, im Faulen Staat, so weit ich weiß auch nicht, und wieder galt doch, wenn sie in der ERGA leben und arbeiten, wären sie doch nicht mehr neutral genug, superstaatliche Dienste anzubieten? Und mal abgesehen vom Büro, wo lebt der Blender eigentlich?
All diesen Frage würde sie bei Gelegenheit nachgehen müssen. Denn vielleicht konnte sie ihm ein verlockendes Angebot machen, so dass er sich bald im Willkürherrschaftlichen Staat niederlassen würde. Sowohl geschäftlich, als auch privat. So würde sie sicher auch in den Genuss kommen, jederzeit mit ihm sprechen zu können.
»Und nicht erst, wenn er sich dazu herablässt, sich bei mir zu melden!«, schrie sie ungeduldig und schlug dabei dieses Mal drei Mal auf den Tisch.
Dann atmete sie tief durch und legte ihre Hand auf ihren Unterleib.
»Ich werde dich behalten, mein Kleiner!«, sagte sie liebevoll und war nun froh, dass Dr. Triddl die Abtreibung weinend abgelehnt hatte, und völlig neben sich aus ihrem Neuen Arbeitszimmer gerannt war.
»In dieser Welt kann man jeden Verbündeten gebrauchen. Und wir beide«, sie lächelte ihren Unterleib an, »wir werden ganz starke Verbündete sein, gegen die keiner ankommt! Wir sind ja schließlich aus einem Holz geschnitzt. Und wenn du erst mal da bist, eröffnen sich uns gemeinsam völlig neue Möglichkeiten in diesem Universum!«
Sie konnte sich zwar für den Moment nicht vorstellen, welche Möglichkeiten das waren, denn alle denkbaren Möglichkeiten verfolgte sie ja bereits, aber sie war sicher, dass sich das dann zeigen würde, wenn es so weit wäre.
»Willküra, du wolltest mich sprechen?«, erschien eine Nachricht auf ihrem Schreibtisch, und Willküra drückte auf ‚annehmen’. Ein 3D-Hologramm des ‚Blenders’ wie Willküra den Betreiber der Blende nannte, erschien.
Er war leger gekleidet und sah entspannt und gelassen aus. Fast ein bisschen, als wäre er gerade erst aufgestanden. Aber sie konnte sich auch irren, vielleicht war er einfach immer gelassen.
»Cooler neuer Name, Willküra«, sagte der Blender.
»Danke.« Willküra fühlte sich geschmeichelt. »Bei euch gerade alles gut?«, fragte sie deshalb pro forma nach, dabei interessierte sie die Antwort überhaupt nicht, im Gegenteil, die würde sie zeitlich nur noch weiter aufhalten.
»Jaja, läuft alles gut. Wir haben ja grad
Weitere Kostenlose Bücher