Willküra (German Edition)
unabhängige Firma betreibt und soeben ein Subunternehmen starten will. Dafür wird er sicher gute Leute brauchen. Ich werde ihm sagen, dass er dich einstellen soll, dann bist du von Willküras Willkür befreit und kannst dein eigenes Leben führen. So wie du es willst!«
Dr. Triddl nahm sich die Brille ab, hielt sie am Bügel fest und drehte sie in der Hand.
»Klingt nicht schlecht.« Er wurde plötzlich scherzend jovial. »Ich hoffe, es hat nichts mit WED zu tun?«
Sich die Hand vor den Mund haltend, kniff er die Augen zu und lachte leise.
»Nein, nein, gar nicht«, sagte Fürchtedich IX., wohl wissend, dass er log. »Es hat zu tun mit Zeitreisen.«
»Und da brauchen die wohl einen Arzt an Bord?« Dr. Triddl kicherte sehr lang über seinen Witz. Dann fasste er sich wieder.
»Tisch!«, rief Fürchtedich IX. und der leuchtete auf. »Wir brauchen die Daten der Zugänge für die NegEm Sauger und Zugriff auf die Lesegeräte brauchen wir auch!«
Er wandte sich wieder zu Dr. Triddl, der sich die Brille inzwischen wieder aufgesetzt hatte.
»Nennen wir das doch einfach ihr Vorstellungsgespräch, Dr. Triddl!«
83
Willküra saß an ihrem Schreibtisch in ihrem ebenfalls neu generierten, Privaten Arbeitszimmer und starrte in den Willkürherrschaftlichen Park. Dort in dem See hatte sie damals Fürchtedich IX. kennen gelernt.
Machte es eigentlich einen Unterschied, ob man jemanden wirklich liebte, oder es nur perfekt vortäuschte?
Solange die Person den Unterschied nicht bemerkte, konnte sie sich doch gar nicht beschweren, denn das gewünschte Ergebnis stimmte doch.
Sie hatte Fürchtedich IX. die ganze Zeit nur vorgespielt, ihn zu lieben, er hatte das aber nie bemerkt, und es hatte bei ihr tatsächlich auch oft Momente gegeben, in denen sie sich selbst so überzeugend fand, dass sie nicht mehr wirklich hatte unterscheiden können, ob sie Fürchtedich IX. nun liebte, oder nicht.
Wir werden Fotos von uns am See machen lassen und diese auf die Hochzeitseinladung setzen, entschied sie.
Wenn General Faulidös ihr damals ins Ohr geflüstert hätte, dass sie sich an Fürchtedich IX. ranschmeißen sollte, und ihn dann nach Jahren irgendwann einfach heiraten, denn das wäre das Ende der Geschichte, dann hätte sie General Faulidös wahrscheinlich ins Gesicht gelacht. Und jetzt saß sie hier und plante tatsächlich ihre Hochzeit mit ihm.
Willküra schlug wütend mit ihrer Faust auf den Tisch.
»Wann meldet sich dieser blöde Blender endlich?!«
Sie schnaubte vor Wut. Sie ertrug es nicht gut, dass sie nicht bestimmen konnte, wann das Gespräch mit ihm stattfinden sollte. Stattdessen hatte sie eine förmliche Bitte um eine Gesprächszeit senden müssen, woraufhin sie die Nachricht bekam, dass der Blender sich in der nächsten Zeit bei ihr melden würde, sie solle sich bereit halten.
Sie war Willküra, wieso hatte sie sich bereit zu halten?! Wenn sie nicht wirklich dringend etwas von dem Blender gewollt hätte, wäre diese unverschämte Vorgehensweise von ihm, sich immer nur bei ihr zu melden wenn es ihm gerade passte, sich aber nie sofort erreichen zu lassen, wenn es ihr gerade passte, Grund genug für sie gewesen, auf den Termin mit ihm zu verzichten, und nie wieder irgendetwas mit ihm zu tun haben zu wollen.
Leider, das musste sie schmerzhaft feststellen, war sie in diesem Fall selbst als Willküra nicht in der Position, ihm entsprechend die Meinung zu sagen, denn dann würde seine Kooperationsbereitschaft, die sie gleich dringend von ihm brauchen würde, sicher gegen Null gehen.
Sie schnaubte noch mal. Wofür war sie Willküra, wenn sie immer noch die Verbeugungsgeste vor anderen machen musste? Es war Zeit für die Universumsherrschaft! Und wo sie schon dabei war: es war auch Zeit für die Herrschaft über Raum und Zeit!
Es gibt noch so viel zu erledigen, dachte sie dann wieder an ihre nähere Zukunft, aber sobald alles fertig ist und vorbereitet sein wird, Schloss, Stadt, Grenzen, und alle Projekte in Gang gesetzt sein werden, dass man sich keine Sorgen mehr machen muss, also alles so weit steht, und das wird hoffentlich morgen endlich der Fall sein, werde ich mich in einer feierlichen Zeremonie als neue Willkürherrscherin des Willkürherrschaftlichen Staates einsetzen.
In der Stadt unten werden sie in Sprechchören immer und immer wieder meinen Namen rufen.
‚Willküra! Willküra! Willküra!’, sah sie schon die Menge freudig toben und mit kleinen und großen Willküra-Fähnchen winken.
Dazu brauche ich
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