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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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Herrschertreffen« sagte der Blender und rieb sich sein rechtes Auge.
    »Ja, ich weiß. Deshalb wollte ich auch mit dir reden. Ich habe nämlich ein großes Problem und brauche deine Hilfe.«
    Wann würde sie endlich so weit sein, dass sie niemanden mehr um Hilfe anbetteln müsste, sich klein machen, verstellen, flehen und umschmeicheln, sondern nur noch Befehle geben könnte? Wann, ja wann würde sie endlich alle, also wirklich einen jeden unter sich geordnet haben? Sie ließ die Hand auf ihrem Unterleib ein wenig kreisen und wandte sich nun mit lieblicher Stimme an den Blender, dass sie fast darüber erschrak, so ähnlich zu klingen wie Amanus.
    Aber sie dachte, mit dieser kleinen Stimmenmaskerade hätte sie sicher die größten Chancen, den Blender dazu zu kriegen, ihr zu helfen. Denn der stand sicherlich auf so eine Art des Umgangs und auf so eine Art von Frauen.
    »Der Willkürherrscher ist eine große Gefahr für den Willkürherrschaftlichen Staat. Entschuldige, er ist ja eigentlich gar nicht mehr Willkürherrscher, sondern er ist jetzt Taugtenichts XXII. Und es wäre vielleicht schlimm für unseren Staat, wenn Taugtenichts XXII. vom Herrschertreffen wiederkäme. Ich möchte dich deshalb nun darum bitten, und natürlich nur, wenn es keine zu großen Umstände macht, dass du den Körper des Willkürherrschers eliminierst.«
    Sie schaute ihn mit einem unschuldigen Blick an und versuchte, verwundbar und schutzlos zu wirken.
    »Wenn es vielleicht die Entscheidung erleichtert«, schob sie zaghaft hinterher und achtete darauf, dass ihre Stimme liebevoll blieb, »dann könnte ich versuchen, dir dafür auch eine Aufwandsentschädigung zukommen zu lassen. Geld zum Beispiel.«
    Sie hätte ihm auch Sex angeboten, aber sie dachte, dass Frauen, die so sprachen, sicher keinen Sex anbieten würden, und sie deshalb als Heuchlerin auffliegen könnte.
    Der Blender rieb sich mit den Fingerknochen die rechte Nasenseite, als hätte er etwas Störendes darin.
    »Hahaaaaaaaaaaaa!«, tauchte plötzlich ein Zwerg neben Willküra auf. »Sei es Zufall oder nicht, äh, nein, warte, ohne t, sonst reimt es sich nicht:
Sei es Zufall oder nich –
jetzt hab ich dich!«
    Er holte eine kleine Waffe aus seiner Tasche.
    »Und jetzt bist du dran,
weil wenn nicht jetzt,
wann dann?«
    Er zielte auf Willküra, schloss ängstlich die Augen, nahm allen Mut zusammen und wollte gerade abdrücken, als er plötzlich Kopf über hing, und seine Waffe ihm aus der Hand fiel.
    Willküra hatte ihn am Bein gepackt und hielt ihn über dem leeren Mülleimer neben ihrem Arbeitstisch.
    Der Zwerg fing an zu jammern und zu wimmern und auch ein paar Tränen flossen auf Knopfdruck, die direkt in den Mülleimer tropften, und bei jeder Träne, die auftropfte, schallte es metallisch.
    »Oh habt Erbarmen mit mir kleinem Wicht,
ob Ihr mich mögt, oder auch nicht,
es ist meine Pflicht, dass ich auf dich schieß’,
sonst komm ich nicht ins Paradies.
Drum hab Erbarmen und las mich los,
das wäre spitze, dufte und famos!«
    »Seit wann haben sie euch denn zu kleinen Dichtern gemacht?«, fragte Willküra spöttisch. »An der Metrik könnt ihr allerdings noch ein bisschen arbeiten.«
    Dann hob sie den immer noch kopfüber hängenden Zwerg vor ihr Gesicht.
    »Natürlich lasse ich dich nicht los, ich brauche dich, damit du mir sagst, wer euch schickt und was genau eure Mission ist.«
    Sie schob sein Hosenbein hoch und schaute auf seine Wade.
     
    Version: 6789,4
    Herstellungs#: 3.245.634
    Werksabnahme: 34.9 – 54.6
    Hersteller: bekannt
     
    Willküra staunte nicht schlecht, die genaue Zahl der Version des letzten Zwergs, dessen Wade sie sich angeschaut hatte, wusste sie zwar nicht mehr, aber die war sicherlich noch einstellig gewesen. Es schien eine unglaubliche Massen-Zwergenproduktion mit einer ständigen Versionsänderung zu geben.
    Erschienen diese Zwerge wohl immer nur bei ihr, oder waren sie eine Gefahr für den gesamten Staat? Sie würde sich um diese Frage auch morgen kümmern müssen, und so lange würde sie ihn festhalten.
    Sie nahm den Mülleimer, stellte ihn mit der Öffnung nach unten auf ihren Tisch und sperrte den Zwerg in dem so entstandenen Gefängnis ein. Der schaute sofort auf seine Hand und wackelte mit den Nasenflügeln.
    »Einsperren kann man uns nicht!«, rief er, winkte und war weg.
    »Was war das denn?«, fragte der Blender überrascht, der die Szene mit Entsetzen aber auch Vergnügen beobachtet hatte.
    »Ach nichts, vergiss es. Kommen wir lieber schnell

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