Willst du dein Herz mir schenken
und die archäologischen Schätze des Burgbergs zu erinnern, um die Bauarbeiten zu verhindern. Vielleicht lag ein alter Germanenfriedhof unter der Erde? Sie fand die Idee sehr gut, aber dass er sie so schnell und so prompt in die Tat umsetzen würde, das hätte sie nicht gedacht. Wie hatte er das so schnell hinbekommen? Und war es auch wirklich wahr? Tief im Herzen zweifelte sie daran, dass noch niemand sonst auf die Idee gekommen war. Es konnte nicht wahr sein. Doch sie wollte unbedingt, dass die Burg erhalten blieb, also klammerte sie sich an den Strohhalm und verschloss die Augen. Vielleicht stimmte es ja doch, was der Graf sagte. Allerdings störte sie noch etwas anderes an der Sache, doch sie wusste noch nicht genau, was es war.
»Machen Sie sich keine Sorgen.« Der Graf versuchte, beruhigend zu klingen, und es wäre ihm auch fast gelungen, wenn nicht in diesem Moment das Geräusch eines heranfahrenden Wagens in die Küche gedrungen wäre.
Teresa erstarrte. »Das sind sie. Jetzt kommen sie, um uns zu holen und ins Gefängnis zu werfen.«
»Quatsch«, erwiderte der Graf, doch er versteckte schnell das Dokument, das er in der Hand hielt, in der Innentasche seiner Jacke. Dann ging er vorsichtig zur Tür, um zu sehen, wer kam.
Teresa folgte ihm leichenblass. Doch als sie den Ankömmling sah, atmete sie beruhigt auf. Es war ihr Chef.
»Hallo, Teresa, mein Herz«, begrüßte dieser sie mit gewohnter Munterkeit.
Teresa erwiderte den Gruß nicht ganz so fröhlich.
»Was ist los? Alles in Ordnung?«, fragte Jonathan Rogge sofort. Er hatte ein feines Gespür dafür, wenn etwas nicht normal war. »Irgendwas kaputt gegangen? Hat ein Gast in das Turmzimmer gekotzt?«
»Nein. Alles in Ordnung.« Der Graf antwortete an Teresas Stelle, verdeckte mit seiner Hand die Jackentasche mit dem Dokument und sah Jonathan Rogge herausfordernd an, um ihn von der Richtigkeit seiner Aussage zu überzeugen. Doch der musterte ihn nur kurz von oben bis unten, dann wandte er sich wieder an Teresa.
»Teresa, stimmt das? Ist wirklich alles in Ordnung?« Rogges Stimme wurde eindringlicher.
»Ja, ist es.« Wieder antwortete der Graf. Und wieder ignorierte Rogge seine Antwort.
Teresa blickte zum Grafen, der sie jetzt mit etwas angespannter Miene ansah, dann zu Jonathan. Sie überlegte für einen Moment, ob sie ihrem Chef von dem Brief erzählen sollte, den Graf Christopher von Woog an die neue Besitzerin der Burg geschrieben hatte. Mit Dokumenten, die sie noch nie gesehen hatte, von denen sie glaubte, dass der Graf sie gefälscht hatte, und die bestätigen sollten, dass die Burg und der Berg nicht verändert werden durften, was Teresa stark bezweifelte.
Doch dann nickte sie.
»Ja, alles in Ordnung.«
Der Graf holte erleichtert Luft. Teresa ging zurück zum Herd, um sich um das Essen zu kümmern.
»Für wen ist das?«, fragte Jonathan Rogge, ihr folgend und den Duft des Eintopfs tief durch die Nase ziehend.
»Für uns.« Wieder war der Graf schneller als Teresa mit der Antwort.
»Für uns?« Jonathan Rogge sah erstaunt zum Grafen. Dann wandte er sich an Teresa. »Du kochst für ihn?«
»Ja«, erwiderte der Graf mit einem triumphierenden Lächeln.
»Er hatte Hunger. Und ich auch.« Teresas Antwort klang etwas unsicher. Dann blickte sie verärgert zum Grafen. »Ich kann auch selbst antworten.«
Jonathan Rogge stellte sich groß vor Teresa hin. »Bekomme ich einen Teller davon ab, mein Herz?«
Erneut kam die Antwort des Grafen eher als die von Teresa. »Nein«, sagte er.
»Ja«, antwortete Teresa einen Moment später.
Jonathan Rogge sah von einem zum anderen, dann lächelte er Teresa an.
»Was ist denn eigentlich mit unserem Essen, Teresa? Wann darf ich dich denn endlich mal zum Essen einladen?«
Der Graf zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Teresa hat keine Zeit. Sie muss studieren und sich um die Burg kümmern.«
Jetzt reichte es Teresa. »Ich habe sehr wohl Zeit. Wie wäre es mit morgen Abend?«, antwortete sie ihrem Chef, während sie dem Grafen einen vernichtenden Blick zuwarf.
Jonathan Rogge war erstaunt, aber lächelte vergnügt. »Schön! Dann könnt ihr jetzt den Eintopf essen und ich fahre zurück zur Agentur. Ich wollte nur mal kurz nach dem Rechten sehen.«
Er zwinkerte Teresa zu, dann drehte er sich um, nickte kurz, als er am Grafen vorüberging, und verließ den Raum.
Auf dem Gesicht von Graf Christopher von Woog lag immer noch der überraschte Ausdruck.
»Sie gehen wirklich mit diesem Kerl aus?«, fragte
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