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Willst du dein Herz mir schenken

Willst du dein Herz mir schenken

Titel: Willst du dein Herz mir schenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marit Hannis
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wunderschöne, ruhige Idylle. Die Morgensonne glitzerte und funkelte wie ein Diadem aus strahlenden Diamanten, die bei jeder Bewegung auf den Wellen auf und ab tanzten. Ein Boot glitt verträumt und lautlos vorüber. Die Eichen am Ufer warfen lange Schatten und verdunkelten den Weg, der um den See führte, sowie das Schilf am Gestade, in dem die Enten müde vor sich hin dösten, die Schnäbel im Gefieder versteckt, die Augen geschlossen. Es war eigentlich still und friedlich in diesem Viertel am Rande der Stadt an diesem Morgen. Ruhig und idyllisch. Eigentlich.
    Wenn nicht die Stimme von Juliane von Schöne wäre.
    Sie kam aus dem Gasthaus am Nordost-Ufer des Sees, dort, wo eine kleine Brücke über einen Wasserlauf führte, der den See mit einem großen Fischteich verband.
    »Wer soll denn von diesem Tisch essen, wenn die Blumen nicht zur Tischdecke passen? Und diese Vasen dazu! Und Sie wollen ernsthaft hier anfangen? Sie sollten vielleicht eher Klempner oder Dachdecker lernen, in den Berufen interessiert es keinen, dass Sie farbenblind sind. Es stört nicht nur das Auge, wenn das ganze Gesamtbild nicht stimmt. Dann will auch keiner essen. Als Ergebnis fließt kein Geld in die Kassen und das Gebäude muss mit Verlust verkauft werden. Minusgeschäfte hasst jeder. Also, alles muss harmonisch zusammenpassen, wie oft soll ich das denn noch sagen?«
    Juliane von Schöne stand vor einem jungen Mann mit deutlichen Zeichen gerade überstandener Pubertätsakne im Gesicht, der mit gesenktem Kopf die Strafpredigt über sich ergehen ließ.
    »Wie oft noch? Sagen Sie es mir!«, forderte Juliane von Schöne den Jungen auf.
    Der Junge hob den Kopf, knallrot vor Scham. »Sie brauchen es nicht noch mal zu sagen. Ich weiß es jetzt. Alles muss harmonisch zusammenpassen.«
    Juliane von Schöne nickte zufrieden. »Gut. Sie haben es offenbar endlich begriffen. Dann ändern Sie das jetzt.«
    Der Junge ging zu den Tischen, auf denen lilafarbene Astern auf roten Tischdecken in gelben Vasen standen, und nahm die Blumen vom Tisch.
    Während er die roten Tischdecken mit Hilfe einer mitleidigen, älteren Kellnerin durch zu den Astern passende Decken ersetzte, ging Juliane von Schöne mit kritischem Blick weiter durch den Saal des Restaurants. Sie war berühmt dafür, darauf zu achten, dass in ihrem edlen, teuren Restaurant alles einen harmonischen Gesamteindruck ergab. Sie hasste alles, was aus dem Rahmen fiel oder gewöhnlich war. Sie selbst trug auch nur teure, elegante Kostüme, die farblich und vom Material zu ihren meist extrem hohen Schuhen, den seidenen Strumpfhosen und ihrer Unterwäsche passten. Alles musste perfekt sein. Wie Juliane von Schöne selbst.
    Sie hatte nur eine Schwäche: Sie war Ende Vierzig und wollte dies auf keinen Fall zulassen. Sie unternahm alles, um die Zeichen des Alterns zu verstecken oder sogar aufzuhalten. Ihr langes Haar trug sie wie ein junges Mädchen offen, so dass es ihr in Locken bis zu den Hüften reichte. Wenn sie lachte, was selten genug vorkam, gab sie sich Mühe so zu klingen, als würde sie kichern wie ein Mädchen. Und wenn man dann genau hinsah, konnte man erkennen, dass weder ihre Wangen, noch ihre Augen oder der Rest des Gesichtes am Lachen oder Kichern beteiligt waren, da regelmäßige Spritzen Botox alles lähmten.
    Plötzlich stockte ihr Schritt.
    »Pierre-Yves Brenault! Es ist so schön, dass Sie es so früh schon geschafft haben!«, zwitscherte sie. Von der schrillen Stimme war nichts mehr hören. Ihre Stimme glich nun mehr dem Zwitschern einer Meise. Dann eilte sie auf die Tür zu. Dort stand ein großer, kräftiger Mann in einem dunklen Anzug.
    Der Mann kam ihr mit einem ruhigen Lächeln entgegen. »Guten Morgen.«
    »Setzen Sie sich bitte.« Juliane von Schöne nahm den Ellbogen des Mannes und führte ihn zu einem Tisch am Fenster, von dem man auf den See blicken konnte und der inzwischen harmonisch in den richtigen Farben gedeckt war.
    Sie nickte einer Kellnerin zu, die aufrecht und sprungbereit am Tresen lehnte und sofort zu ihr eilte. Juliane von Schöne bestellte einen Kaffee für sich und einen Espresso für ihren Gast. Dann lächelte sie ihr Gegenüber mit einem mädchenhaften Lächeln an.
    »Wie sieht es denn jetzt auf der Burg Lodenstein aus?«, fragte sie zwitschernd. »Ist alles schon geräumt?«
    »Nein, noch ist nichts gemacht worden. Aber bald wird das Haus leer geräumt, dann können die Umbauarbeiten beginnen.« Der Mann hatte eine tiefe, dunkle Stimme. Er sprach ohne

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