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Willst du dein Herz mir schenken

Willst du dein Herz mir schenken

Titel: Willst du dein Herz mir schenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marit Hannis
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zwischen Teresa und ihr saß. Eigentlich klang es mehr wie »Chi chind ein Werwrecher«, da die fehlenden Zähne eine richtige Aussprache unmöglich machten, aber sowohl Teresa als auch Christopher wussten sofort, was gemeint war. Auch Teresas Mutter und Vater schien es klar zu sein, denn sie nickten im Gleichtakt.
    Teresa war anfänglich erschrocken über diese Behauptung, da sie vermutete, ihre Großmutter konnte in der Weisheit ihres Alters sofort einen notorischen Hochstapler erkennen. Doch als sie mit ihrem zahnlosen Mund hinzufügte, dass jeder Mann, der eine Frau nicht richtig beschützen konnte, hinter Gitter gehörte, atmete sie innerlich auf und versuchte, Frieden zu stiften. »Er hat nur eine Leitplanke gestreift, weil er zu schnell gefahren ist, mehr war es nicht.«
    Das schien jedoch niemanden zu überzeugen. »Wieso fährt er denn zu schnell? Die Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt es nicht ohne Grund«, erwiderte Teresas Mutter spitz.
    »Wir hatten es eilig, zur Burg zu kommen«, antwortete Teresa.
    »Warum denn das?«, fragte Teresas Vater.
    Da musste Teresa kurz überlegen, bevor sie antwortete. »Wir hatten etwas erledigt, was nun vorbei war und von wo wir schnell wegwollten.«
    Nach dieser Erklärung herrschte für ein paar Sekunden Schweigen im Auto, bis Teresas Mutter sagte: »Das klingt sehr geheimnisvoll.«
    »Dasch icht abcholuter Micht«, warf Teresas Großmutter ein.
    »Was habt ihr da erledigt?«, wollte Teresas Vater wissen.
    Teresa sah Hilfe suchend zu Christopher, der vorsichtig den Kopf schüttelte, um ihr anzudeuten, dass sie auf keinen Fall erzählen durfte, was sie wirklich getan hatten.
    »Äh,« begann Teresa ihre Erklärung. »Wir haben jemanden besucht und das ging nicht so gut, weil...« Teresa wusste nicht, was sie sagen wollte, ohne dass es eine Lüge wurde, und verstummte.
    »Das ging nicht so gut, weil…?«, wiederholte Teresas Mutter den angefangenen Satz ihrer Tochter.
    Wieder sah Teresa zu Christopher, doch der konnte ihr nicht helfen.
    »Wir wollten einfach weg«, sagte Teresa mit fester Stimme und hoffte, das Thema damit beendet zu haben, doch weit gefehlt.
    »Habt ihr jemanden ermordet?«, fragte Teresas Vater, woraufhin er einen Boxhieb von seiner Frau im Oberarm kassierte. Als Reaktion darauf erklärte er sofort seine Frage: »Meine Tochter landet im Gefängnis, da darf ich doch wohl fragen, ob es sich wenigstens gelohnt hat. Also, habt ihr jemanden ermordet?«
    »Nein«, antworteten Teresa und Christopher gleichzeitig.
    »Chum Glück«, tönte es aus dem Munde der Großmutter.
    Teresa überlegte für einen Moment, ob sie nicht doch die Wahrheit über den Einbruch sagen sollte, doch Christopher schüttelte erneut warnend den Kopf. Das würde alles nur noch viel schlimmer machen. Hilflos zuckte Teresa mit den Schultern. Sie wusste nicht, wie sie die Neugierde ihrer Eltern stillen sollte.
    Und diese ließen nicht locker. Immer wieder bohrten sie und wollten wissen, was geschehen war. Teresa rang weiter nach Worten, die nicht zu viel verrieten, aber dennoch alle zufrieden stellten. Lange Zeit kämpfte Christopher mit sich, ob er sein Versprechen brechen und Teresa mit einer Lüge aus der Klemme helfen sollte. Schließlich gab er auf. »Wir waren Freunde von mir besuchen, als mir einfiel, dass ich den Herd in der Burg angelassen hatte. Deshalb bin ich zurückgerast, damit kein Unglück auf der Burg passiert«, erzählte er.
    Erneut herrschte einen Moment lang Schweigen im Auto. Und erneut war es Teresas Mutter, die es brach. »Wieso habt ihr das nicht gleich erzählt?«
    Teresa sah zum Grafen, der die Lüge locker und leicht zu Ende brachte. »Ich wollte nicht, dass Teresa Schwierigkeiten deswegen bekommt. Ich habe es nicht einmal ihr erzählt. Sie wusste nichts davon. Es war mir peinlich. Sie hat die ganze Zeit versucht, mich vom Rasen abzuhalten, aber ich hab nicht auf sie gehört.«
    Teresa wusste nicht, ob ihre Eltern ihm diese Geschichte wirklich abkauften, auf jeden Fall herrschte aber erst einmal Ruhe im Wagen. Einen Moment lang glaubte Teresa wieder das »Dasch icht abcholuter Micht« aus dem Mund ihrer Großmutter zu hören, es konnte aber auch das Kopfsteinpflaster sein, über das sie jetzt fuhren. Sie waren zu Hause angekommen.

NEUE VERHÄLTNISSE
     
    Es geschah erst am frühen Abend dieses Tages, dass Teresas Welt völlig aus den Fugen geriet. Dass alles, was sie bisher kannte, in seinen Grundfesten erschüttert wurde und unwiederbringlich verloren ging.

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