Willst du dein Herz mir schenken
nur, weil es ein tolles Gebäude ist, sondern weil ich mich zum ersten Mal richtig wohl gefühlt habe. Ich mag es hier in der Gegend. Und ich mag Sie.«
Er drehte sich zur Seite und sah sie an. Ein halbes Lächeln stahl sich auf seinen Mund.
Teresa versuchte ebenfalls ein Lächeln. »Es ist auch schön hier.«
Er nickte, nahm jedoch seinen Blick nicht von ihrem Gesicht. »Es tut mir leid, dass ich dich zur Betrügerin und Einbrecherin gemacht habe, aber es tut mir nicht leid, dass ich dich kennengelernt habe.« Seine Stimme war noch leiser geworden.
Für ein paar Sekunden hörte Teresas Herz auf zu schlagen. Sie sah in die braunen Augen des Mannes und versuchte, ihren Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen. Doch das war alles andere als leicht, denn sein Kopf kam immer näher, bis seine Lippen die ihren berührten. Er küsste sie.
IM SCHOSS DER FAMILIE
Der Kuss klebte auf Teresas Lippen wie dickflüssiger Honig. Oder vielmehr, wie es sich in diesem Moment für Teresa anfühlte: wie Sekundenkleber. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie den Grafen an, der gar kein Graf mehr war, und kämpfte darum, ihren Mund zu öffnen und etwas zu sagen. Aber es ging nicht. Sie war viel zu überrascht und verwirrt, um Worte zu finden. Er hatte sie einfach geküsst. Seine warmen Lippen hatten sich weich und sanft auf die ihren gedrückt, dann hatte seine Hand zart über ihre Wange gestreichelt, bis sich seine Lippen wieder von den ihren lösten und er sie aus seinen braunen Augen ansah.
Seitdem stand Teresa still und reglos in der winzigen Zelle. Es handelte sich lediglich um ein paar Sekunden völliger Starre, aber Teresa kam es vor wie Stunden. Stunden, in denen sie nach Worten und, ihnen vorausgehend, klaren Gedanken rang.
Christopher hob wieder seine Hand, um über ihre Wange zu streichen. »Teresa? Ist alles in Ordnung mit dir?« Er klang liebevoll besorgt, in seinen Augen lag Ratlosigkeit.
Der Klang seiner Stimme und die Berührung lösten Teresa endlich aus ihrer Erstarrung. Als käme sie aus einer Art Wachkoma zurück ins Leben, kehrten Gedanken, Worte und Taten zurück in ihren Körper. Sie wich ein paar Zentimeter von ihm zurück. »Ja, es ist alles in Ordnung«, antwortete sie. Ihre Stimme klang auf einmal ganz heiser, so dass sie sich räuspern musste.
Er lächelte sie vorsichtig an und senkte den Arm wieder. »Ich hoffe, ich bin dir nicht zu nahe getreten?« In diesem Moment wirkte er noch viel weniger wie ein Verbrecher, sondern einfach nur verunsichert.
Teresa nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf, dann nickte sie wieder. »Nein. Ja, ich bin nur etwas überrascht. Und sehr müde.« Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Und sie hatte nicht den blassesten Schimmer, was sie sagen sollte. Sie versuchte ein Lächeln. »Ich hoffe, mit Ihnen ist auch alles in Ordnung.«
Sie hatte ihn wieder gesiezt.
Das fiel nicht nur ihr auf. Christopher sah sie erstaunt an und schien sofort zu begreifen, was dieses kleine Wörtchen bedeutete. Kaum spürbar zuckte er zusammen und wich ebenfalls einen Schritt zurück.
»Es tut mir leid, ich wollte dir...Ihnen nicht zu nahe treten.« Verlegen sah er hinaus in den erwachenden Morgen und blinzelte in die Morgensonne, bevor er sich wieder Teresa zuwandte. »Das tut mir leid«, wiederholte er sich.
Teresa hatte das Gefühl, als wäre die gerade geschehene Wiederbelebung nur von kurzer Dauer und die Leere wollte in ihren Kopf zurückkehren. Sie wusste einfach nicht, wie sie mit dieser Situation, und vor allem, wie sie mit Christopher Benkins alias Graf Christopher von Woog umgehen sollte. Sie war verwirrt bis auf die Knochen, als würde kein Gen mehr an seiner ursprünglichen Stelle sitzen und kein Molekül mehr aus seinen eigentlichen Atomen bestehen. Sie spürte noch immer den Druck seiner Lippen, seine Berührung auf ihrer Haut, und wünschte sich in den tiefsten Tiefen ihres Bewusstseins, dass er beides wiederholen würde. Auf der anderen Seite hatte er sie so lange nach Strich und Faden belogen und betrogen, so dass sie ihm, wenn sie vernünftig war, auf keinen Fall vertrauen durfte. Es war eine verzwickte Angelegenheit, die ihren Geist wieder völlig außer Gefecht setzte. Sie drohte, zurück in ihre Starre zu verfallen. Um das zu vermeiden, redete sie einfach weiter. »Ich bin müde und einfach nur...überrascht...und Sie sind eigentlich ein Betrüger. Eigentlich sogar ein richtiger Verbrecher. Sie haben nicht nur mich zu Straftaten angestiftet,
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