Willst du dein Herz mir schenken
ausgeschrieben.«
Teresa schluckte. Ihr Blick wanderte von Juliane von Schöne und Jonathan Rogge auf der einen Seite des Raumes zu ihren Eltern auf der anderen Seite. Sie stand mitten drin. Doch eigentlich wusste sie genau, was sie wollte.
Sie drehte sie sich zu ihren Eltern um. »Es tut mir leid«, sagte sie, bevor sie sich Juliane von Schöne zuwandte. »Ich nehme die Stelle an«, sagte sie mit fester Stimme. Sie hörte, wie ihre Eltern hinter ihr leise den Raum verließen und hatte das Gefühl, dass ihr in diesem Moment das Herz brach.
Jonathan Rogge nickte. »Das war die richtige Entscheidung, mein Herz.« Das Kribbeln war wieder zurück, aber irgendwie fühlte es sich nicht ganz so gut an, wie es eigentlich sollte.
Es dauerte noch bis zum Abend, bis Teresa die ganze Tragweite ihrer Entscheidung begriff. Sie war tatsächlich auf dem besten Weg, ihr ganzes Leben auf den Kopf zu stellen. Als sie einige Stunden später mit Christopher zur Burg fuhr, spürte sie noch immer den Schmerz in ihrem Herzen, dass sie ihre Eltern enttäuscht und verletzt hatte, aber er war nicht mehr ganz so stark. Sie hatten sich inzwischen friedlich darauf geeinigt, dass Teresa sich eine eigene Wohnung suchen und nun tatsächlich auf eigenen Beinen stehen würde. Sie waren nicht mit ihrer Entscheidung einverstanden, aber mussten sie akzeptieren. Ihre Tochter wurde erwachsen, das mussten sie hinnehmen. Dass sie ihr Studium dabei hinwarf, war nicht in ihrem Interesse, aber sie mussten darauf vertrauen, dass sie ihre Tochter dazu erzogen hatten, das Richtige zu tun und sich alles genau überlegt zu haben. Und Teresa wusste tatsächlich, dass es genau das war, was sie tun wollte. Es war das Richtige.
Als sie schließlich vor der Burg stand und die ersten Spuren sah, die die Bauarbeiter hinterlassen hatten, holte sie tief Luft. »Ich freue mich darauf, das Hotel zu managen«, sagte sie aus tiefstem Herzen.
Christopher lächelte. »Das wird Ihnen bestimmt Spaß machen.«
Teresa nickte. »Es ist bestimmt eine Menge Arbeit, aber es wird toll. Wir werden im Sommer Freiluftkonzerte veranstalten und im Winter Märchenabende am Kamin. Im Herbst gibt es ein Pilz-Spezial nach dem anderen und im Frühling Tanzveranstaltungen. Vielleicht können wir auch Bootsausflüge und Wanderungen in die Natur anbieten. Die Gäste werden die Burg lieben.«
Der Graf lächelte zustimmend. »Das klingt nach einem ausgefüllten Programm. Dabei waren wir noch vor kurzem völlig gegen den Bau des Hotels.«
Teresa stimmte ihm zu. »Ich weiß. Aber wir konnten ihn nicht aufhalten, jetzt müssen wir eben das Beste daraus machen. Und das kann ich, wenn ich das Hotel leite. Ich kann dafür sorgen, dass die Burg geschützt und bewahrt wird.«
»Das ist gut. Ehrlich, das finde ich gut,« erwiderte der Graf.
Teresa war ganz Feuer und Flamme. »Und ich möchte, dass du dabei bist. Willst du nicht mit hier arbeiten? Als mein Assistent? Was sagst du?« Sie war so begeistert, dass ihr gar nicht auffiel, dass sie den Grafen einfach geduzt hatte. Er nahm es stillschweigend zur Kenntnis. »Das würde ich gerne. Ich wäre gern dein Assistent.«
»Früher hat im Souterrain immer der Hausmeister gewohnt. Vielleicht kann man die Wohnung wieder herrichten, dann könntest du da wohnen.«
Er nickte. »Das klingt gut.« Seine braunen Augen musterten jede ihrer Bewegungen.
Teresa hielt für einen Moment inne. »Unter einer Bedingung«, sagte sie. »Ich will nie wieder eine Lüge aus deinem Mund hören. Nie wieder.«
Christopher nickte wieder. »Keine Lüge mehr. Ich habe es dir schon mal versprochen, jetzt wieder. Auch nicht, wenn ich dich aus einer brenzligen Situation befreien muss.«
Sie schüttelte den Kopf. »Auch dann nicht.«
»Gut.« Er ging einen Schritt auf sie zu. »Danke für das Angebot.«
»Gern geschehen.« Er war ihr ganz nahe. Sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren. »Auf gute Zusammenarbeit«, sagte er leise.
»Auf gute Zusammenarbeit«, erwiderte sie.
GESTRANDET
Von weitem erinnerte das Geräusch an das Schnaufen alter Männer in einer Dampfsauna. Als es näher kam, klang es, als hätte ein Traktor Husten. In dem Moment, als es durch das Tor auf den Hof der Burg Lodenstein kam, schreckte ein ohrenbetäubender Knall Teresa aus ihrer Nachmittagsarbeit. Danach war alles still.
Eilig lief Teresa aus der Burg hinaus in den Hof, wo sich ihr ein seltsames Bild bot. Aus einem altersschwachen Bus, der wackelnd und rauchend im Hof stand, stiegen zirka
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