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Willst du dein Herz mir schenken

Willst du dein Herz mir schenken

Titel: Willst du dein Herz mir schenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marit Hannis
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Mal.
    »Das ist nicht so einfach«, antwortete der Graf ebenfalls zum wiederholten Mal.
    »Aber warum denn nicht?«
    »Weil sie dafür meine Geburtsurkunde brauchen. Und die ist nicht hier.« Die Erwiderung des Grafen war kraftlos und alles andere als überzeugend.
    »Können Sie nicht zu Hause auf Ihrer Insel anrufen und sich Ihre Geburtsurkunde schicken lassen? Dann können wir nach Hause gehen.«
    Der Graf schüttelte den Kopf. »Das geht nicht.«
    »Und warum nicht?«
    Er zögerte kurz, dann antwortete er lahm. »Weil da jetzt keiner ist.«
    Teresa schüttelte den Kopf. »Ich glaube Ihnen kein Wort.«
    Der Graf stand auf und ging zu dem kleinen Fenster des Raumes. Müde sah er in den heller werdenden Himmel des erwachenden Morgens. Am Horizont spannte sich ein rosaroter Streifen, der immer breiter wurde. Bald ging die Sonne auf.
    »Sagen Sie mir endlich, was wirklich los ist«, forderte Teresa den Grafen auf. »Ich lass nicht eher locker, bis Sie mir alles erzählt haben.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah den Grafen mit ernster und entschlossener Miene an.
    Der Graf löste seinen Blick vom Morgenhimmel und schaute wieder zu Teresa. Als er ihre Entschlossenheit bemerkte, holte er schließlich tief Luft. Dann begann er: »Mein Name ist Christopher Benkins. Ich bin weder Graf noch gehört mir eine Insel. Ich bin der Sohn eines notorischen Hochstaplers und Betrügers. Meine Mutter kenne ich kaum, sie ist weggegangen, als ich fünf war. Mein Vater war ständig pleite, so dass ich für mich und meinen Vater immer losgegangen bin und Sachen gestohlen habe. Manchmal bin ich auch eingebrochen, deshalb kenne ich alle Tricks mit Alarmanlagen.«
    Teresa schluckte.
    »Dann kam mein Vater auf die Idee, auf die winzige Insel Woog zu ziehen und sich zum Grafen zu ernennen«, fuhr der Graf fort. »Seitdem nennen wir uns Grafen von Woog. Aber ein Graf zu sein, hat meinen Vater nicht verändert. Er ist immer noch wie früher. Er spielt gern im Casino und hat vor kurzem unser Haus und die Insel Woog verspielt, und das, obwohl ihm beides nie wirklich gehört hat. Ironisch, oder?!« Er versuchte zu lachen. Es klang trocken und freudlos. »Mich hat er mit hineingezogen, so dass ich nun genau wie er aufpassen muss, dass mich nicht die Leute erwischen, die er damit über den Tisch gezogen hat.«
    Von Teresas Entschlossenheit war keine Spur mehr zu sehen. Still saß sie auf dem schmalen Stuhl in der Zelle. »Und die Burg Lodenstein gehört Ihnen wohl auch nicht«, fragte sie leise.
    Der Graf, der kein Graf war, zuckte mit den Schultern. »Was ich Ihnen neulich erzählt habe, dass mein Großvater für den Fürsten gearbeitet hat, stimmt. Und die Legende, dass die Fürsten die Burg an ihn verpachten wollten, hat mir mein Vater schon am Kinderbett erzählt. Ob der Pachtvertrag echt ist, weiß ich allerdings nicht. Den hat mir mein Vater gegeben.«
    Teresa schwieg. Ruhig musterte sie den Mann namens Christopher Benkins, der sie belogen und betrogen hatte. »Und jetzt haben Sie mich da auch mit reingezogen«, stellte sie schließlich leise fest.
    Der Graf nickte und sah sie an. »Es tut mir leid. Sehr leid. Aber wenn die Polizei uns doch noch auf die Schliche kommt, nehme ich alles auf mich. Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Sie waren nie dabei.«
    Teresa war überrascht, wie wenig entsetzt sie von dem Geständnis des falschen Grafen war. Vielleicht weil sie es schon seit längerem geahnt hatte, dass er eine dunkle Vergangenheit hatte. Es ergab alles einen Sinn – sein seltsames Verhalten, als er herkam, dass die gefälschten Dokumente von der Burg der Pachturkunde so ähnlich sahen, seine Angst vor der Polizei, dass er sich mit der Alarmanlage auskannte und keine Skrupel hatte, einfach bei fremden Leuten einzubrechen. Trotzdem wirkte er nicht wie ein Verbrecher. Wie er jetzt vor ihr stand, so unsicher, müde und ratlos, sah er nicht aus wie ein Dieb und Betrüger. Und dass es ihm leid tat, Teresa mit in die Sache hinein gezogen zu haben, wirkte sogar richtig ehrlich.
    Sie stand auf und trat zu ihm. »Und was machen Sie jetzt?«
    Er zuckte wieder mit den Schultern. »Keine Ahnung. In der Burg kann ich ja wohl nicht mehr bleiben.«
    »Es kommen sowieso die Bagger und graben alles um.«
    Er stöhnte auf. »Richtig.«
    Wieder sah er hinaus in den erwachenden Morgen und schwieg lange. Dann sagte er mit leiser Stimme: »Wissen Sie, Teresa, das Verrückte ist, dass ich wirklich sehr gern in der Burg gewohnt habe. Nicht

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