Willst du meine Liebe nicht
getrieben, fuhr sie fort: “Bilde dir nur nicht ein, dass du der Einzige bist, der seine Spielchen treibt. Ich war neugierig, wie weit du gehen würdest.”
Ein sonderbarer Ausdruck huschte über sein Gesicht. “Du lügst.”
“So? Du kennst dich natürlich mit Lügen aus, oder?”
“Was soll das heißen?”
“Man kann auch lügen, indem man etwas verschweigt. Du hast nie erwähnt, dass du mit Mariella zusammenlebst.”
“Mariella hat mit dir und mir absolut nichts zu tun.”
“Es gibt kein ,dir und mir’.”
Er atmete tief durch. “Diese Diskussion ist sinnlos. Ich wünsche, dass du übermorgen in meinem Haus singst.”
Wütend sah sie ihn an. Er wollte einmal mehr seine Macht demonstrieren, grausam und rachsüchtig.
“Was für ein Spiel ist das, Rico?”
“Es ist kein Spiel. Ich gebe eine wichtige Gesellschaft. Es werden einflussreiche Leute kommen, und ich will das Beste für meine Gäste. Würdest du dich also bitte meinen Wünschen fügen?”
“Davon steht nichts in meinem Vertrag. Ich singe im Club.
Ich bin keine Schachfigur, die du herumschieben kannst.”
“Ich dachte, das hätten wir bereits geklärt. Du schuldest mir etwas,
Julie.
Vergiss nie, dass du mir gegenüber
Verpflichtungen hast. Sagen wir einfach, ich fordere die Begleichung auf meine Weise.” ,
“Ich will es nicht tun”, beharrte sie verzweifelt.
Rico lächelte kalt. “Davon bin ich überzeugt. Aber dir bleibt nichts anderes übrig.” Er wandte sich zu Mariella um. “Es geht in Ordnung, carissima. Julie hat eingewilligt, unsere Party mit ihrer Anwesenheit zu beehren.”
“Ich hasse dich”, flüsterte sie.
“Dann sind wir uns wenigstens in einem Punkt einig. Ich habe Carlo bereits eine Liste der Titel gegeben, die du singen wirst.”
Er drehte sich um und rief nach Mariella. Sie lief kichernd zu ihm und umarmte ihn mit einer theatralischen Geste, bevor sie gemeinsam den Club verließen.
Am Tag der Party fuhr Carlo Julie zu Ricos Haus an der Via Appia. Sie wollten bereits am frühen Nachmittag dort sein, um in aller Ruhe Zeit für einen Soundcheck und eine kurze Probe zu haben.
“Rico ist wie ausgewechselt, seit er weiß, dass Sie kommen”, meinte Carlo unvermittelt. “Normalerweise ist er Frauen gegenüber ziemlich gleichgültig. Er kann alle haben, aber keine bedeutet ihm etwas. Aber Sie scheinen ihm unter die Haut zu gehen.”
“Was ist mit Mariella?”
Carlo stieß ein verächtliches Schnaufen aus. “Mariella, Ginetta, Santuzza - sie sind alle gleich.”
“Lebt er denn nicht mit ihr zusammen?”
“Das hätte sie gern. Aber sie hat ihr eigenes Apartment in der Stadt. Wenn Rico mit den Fingern schnippt, fährt sie zu ihm und verschwindet wieder, wenn er es ihr sagt.”
“Alle tun das, was er sagt”, bemerkte Julie bitter. “Arturo Forzas Enkel.”
“Kannten Sie den alten Mann?” fragte er.
“Nein, aber ich … ich habe von ihm gehört.”
“Er war ein echter …” Carlo benutzte eine sehr bildhafte Umschreibung. “Rico ist ihm erschreckend ähnlich. Es gab eine Zeit, da glaubte ich, er könnte aus Arturos Schatten treten und sein eigenes Leben führen - nach menschlichen Gesichtspunkten und nicht nach wirtschaftlichen. Nun ja, vielleicht wäre er auch heute noch dazu im Stande.” Er wartete einen Moment, und als Julie sich nicht dazu äußerte, erzählte er ihr, wer in den luxuriösen Gebäuden lebte, an denen sie vorbeifuhren.
Rico wohnte in einer palastartigen Villa, die inmitten eines weitläufigen Parks gelegen war. Das Haus hatte drei Stockwerke und einen eindrucksvollen Säulengang, der sich über die gesamte Vorderfront im Erdgeschoss erstreckte. Es war weniger ein Heim als ein Palais für einen Prinzen, und Carlo berichtete, dass es einst einer alten Adelsfamilie gehört habe.
“Arturo hatte sich in das Anwesen verliebt und die Besitzerfamilie in finanzielle Schwierigkeiten getrieben. Dann hat er sie unter Druck gesetzt, bis sie zu seinem Preis verkauften.”
“Das kann ich mir gut vorstellen”, meinte Julie.
Überall hatte der bösartige alte Mann seine Spuren hinterlassen. Obwohl er tot war, überschattete er noch immer ihr Leben.
“Warum hat Mariella von einer Wohnungseinweihung gesprochen, wenn Rico den Besitz von seinem Großvater geerbt hat?” erkundigte sie sich.
“Er hat die Gemäldegalerie renovieren lassen. Die Sammlung umfasst einige sehr kostbare Werke, und die Wiedereröffnung ist ein gesellschaftliches Ereignis.”
Sie stiegen die breiten
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