Willst du meine Liebe nicht
Ihnen geredet, seit Sie den Vertrag unterschrieben haben. Julie Hallam hier, Julie Hallam dort, bis ich fast eifersüchtig geworden bin.” Sie kicherte wieder.
“Natürlich nicht richtig eifersüchtig.”
“Dazu haben Sie auch keine Veranlassung”, erwiderte Julie ruhig. In ihrem Inneren tobte jedoch ein Sturm der Gefühle.
“Das hat mein Rico auch gesagt”, erklärte Mariella strahlend.
“Er sagt immer: ,Carissima, wie könnte es je eine andere für mich geben außer dir.’ Und dann schenkt er mir etwas Schönes, um mir zu beweisen, wie sehr er mich liebt.”
“Ich bin sicher, er ist sehr großzügig.” Julie rang sich ein Lächeln ab.
“O ja, immer. Schauen Sie nur.” Sie deutete auf ihr Handgelenk, an dem ein Smaragdarmband funkelte. “Er rief mich letzte Nacht an und sagte, ich solle ihn bei unserem Lieblingsjuwelier in der Via Condotti treffen. Das Geschäft war bereits geschlossen, aber für ihn haben sie wieder aufgemacht.
Und er hat verlangt, dass man ihm die schönsten Stücke vorlegte.” Sie seufzte verzückt. “Kennen Sie Rom?”
“Ich… Nein.”
“Dann kennen Sie auch nicht die Via Condotti. Es ist die teuerste Straße der ganzen Stadt. Die exklusivsten Juweliere und Modeschöpfer haben dort ihre Boutiquen, und mein lieber Rico hat überall Konten. Ich bestelle einfach, was ich will. Aber am schönsten ist es, wenn der Mann mitkommt, finden Sie nicht auch?”
Inzwischen hatte Julie sich wieder gefasst. “Davon bin ich überzeugt.”
Die Formulierung “letzte Nacht” war ihr keineswegs entgangen. Es konnte nur bedeuten, dass Rico direkt von ihr zu Mariella gegangen war - von einer Frau, die ihm getrotzt hatte, zu einer anderen, die seinen Stolz mit Schmeicheleien hätschelte, für die er bezahlte. Und was war passiert, nachdem sie den Juwelier verlassen hatten?
“Hast du sie gefragt?” erkundigte sich Rico, der inzwischen sein Gespräch mit Carlo beendet hatte.
Mariella lachte affektiert. “Wir haben so angeregt miteinander geplaudert, dass ich es vergessen habe. Julie, Rico und ich feiern übermorgen eine Wohnungseinweihung. Es werden einfach alle kommen. Und damit es richtig perfekt wird, müssen Sie für uns singen.”
Rico und ich … Eine Wohnungseinweihung … Sie lebten also zusammen.
“Sie sind sehr freundlich”, erwiderte sie, “aber ich schone meine Stimme für die Premiere. Ich bin sicher, Sie verstehen das.”
Mariellas Schmollmund verriet, dass sie es nicht verstand.
“Aber Sie müssen”, beharrte sie. “Sie müssen.”
“Es ist nett, dass Sie fragen, doch ich fürchte, es ist unmöglich”, entgegnete Julie nachdrücklich.
Im Hintergrund ertönte ein leises Geräusch. Jemand war gekommen und hatte Mariellas flatterhafte Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Sie schrie erfreut auf und warf sich dem Neuankömmlingin die Arme.
“Es ist unmöglich”, wiederholte Julie.
“Das glaube ich nicht”, sagte Rico. “Ich freue mich darauf, dich in meinem Haus singen zu hören. Du willst mich doch nicht etwa enttäuschen?”
“So wie letzte Nacht, meinst du?”
“Je weniger über die vergangene Nacht geredet wird, desto besser. Du hast beschlossen, das Schlimmste von mir zu denken
…”
“Das ist nicht sonderlich schwer.”
“Du kannst denken, was du willst, aber du tust, was ich sage.”
“Aus dir spricht Arturo Forza”, rief sie wütend.
“Du glaubst, du könntest mich beleidigen, indem du mich mit ihm vergleichst? Da irrst du dich gewaltig. Es macht mich stolz.”
“Es gab Zeiten, da hättest du gemerkt, dass man dich beleidigt. Damals warst du ein besserer Mensch, Rico.”
Er trat einen Schritt näher. “Ausgerechnet du sagst das? Wer wüsste besser als du, was mich zu dem Mann gemacht hat, der ich jetzt bin?”
“Ein Mann, der die Frau belügt, die ihn einst geliebt hat, aber zum Glück ist das vorbei. Ein Mann, der jeden Trick benutzt und sich ins Fäustchen lacht, während er sie in Sicherheit wiegt.”
“Ich habe nicht…”
“Arturo wäre gestern Nacht stolz auf dich gewesen. Nur schade, dass es nicht geklappt hat.”
“Ja, ich war ziemlich ungeschickt, oder?”
“Mach dir nichts draus. Es war bedeutungslos. Auch wenn mir deine Spione nicht aufgefallen wären, hätte ich nicht eingewilligt. Ich habe mich nämlich ebenfalls verändert. Ich bin vorsichtig und misstrauisch geworden. Es ist weitaus mehr nötig, um mich zu gewinnen, als ein Abend mit schönen Worten und falschen Küssen.” Von Stolz und Verzweiflung
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