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Willst du meine Liebe nicht

Willst du meine Liebe nicht

Titel: Willst du meine Liebe nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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Kabarettprogramm, das per Lautsprecher in alle Räume hinter der Bühne übertragen wurde. Zuerst Revuegirls, dann Beppe, danach ein Komiker. Und endlich …
    “Meine Damen und Herren, wir präsentieren Ihnen voller Stolz den internationalen Gesangsstar Julie Hallam!”
    Sie konzentrierte sich und atmete noch einmal tief durch, bevor sie ins Scheinwerferlicht trat. Lächelnd wartete sie, bis der Applaus ein wenig verebbte, und begann mit der ersten Nummer. Es war ein schneller, anspruchsloser Song, der jedoch ihre stimmlichen Möglichkeiten unter Beweis stellte. Der tosende Beifall bewies die Begeisterung der Gäste.
    Nachdem sie sich nun der ungeteilten Aufmerksamkeit sicher sein konnte, leitete sie in eine verträumte Ballade über. Ihre Augen leuchteten, ihre Stimme umschmeichelte sinnlich und scheu zugleich die Melodie. Dem dritten Titel folgte eine kurze Pause, um später eingetroffenen Gästen die Möglichkeit zu geben, an ihre Tische zu gehen.
    Julie nutzte die Gelegenheit und plauderte mit den Zuschauern auf Italienisch. Es machte ihr großen Spaß, zumal sie dadurch den Kontakt vertiefen konnte. Einer der Anwesenden rief sogar: “Bellissima!”
    Lachend reagierte sie mit einer anmutigen Geste. ” Grazie, Signore.”
    Einst hatte die kleine Patsy Brown davon geträumt, ihre Zuhörer so in ihren Bann zu schlagen. Nun war es wahr geworden. Julie Hallam war eine anerkannte Künstlerin und genoss ihre Macht.
    Auch ohne in Ricos Richtung zu schauen, war sie sich seiner Nähe deutlich bewusst. Er saß regungslos da, und sie spürte instinktiv, dass sie ihn verblüfft hatte.
    Er hatte sie zuletzt im Pub singen hören bei einer eher laienhaften Darbietung. Jetzt war sie jedoch eine routinierte Chansonniere, die mit dem Publikum spielen konnte. Er beobachtete sie fasziniert, während Mariella unbeachtet neben ihm saß.
    Das Starlet zog einen Schmollmund, bevor es sich mit einem strahlenden Lächeln Salvatore Barono zuwandte, der prompt den Charmeur herauskehrte. Die beiden waren aus dem gleichen Holz geschnitzt.
    Die Scheinwerfer erloschen erneut, bis auf einen Lichtkegel, der auf Julie gerichtet war. Nun begann ihre eigentliche Arbeit.
    Sie präsentierte die unterschiedlichsten Stilrichtungen, und wann immer die Gäste glaubten, der Auftritt habe seinen Höhepunkt erreicht, versetzte sie sie erneut in Begeisterung.
    Plötzlich verharrte sie und wartete, bis es absolut still im Saal war. Mit leiser, rauer Stimme sang sie das Lied, das für einen Mann eine ganz besondere Bedeutung hatte. “Was ist nur mit meinem Herz geschehen…”
    Heute Abend hatte ihre Stimme einen leidenschaftlicheren, atemloseren Klang denn je. Für diesen Wandel war allein Rico verantwortlich, der ihr sowohl als Frau als auch als Sängerin neue Tiefen aufgezeigt hatte, indem er lange verdrängte Emotionen aufgewühlt hatte. Das verwöhnte Publikum lauschte auf einmal wie hypnotisiert. Diese weltgewandten, stets leicht gelangweilten Leute hatten wahre Gefühle möglicherweise vergessen oder nie kennen gelernt, doch Julie rief sie ihnen ins Gedächtnis und schilderte sie eindringlich.
    Rico war erschüttert. Sie schien mit ihm nach Belieben zu spielen, beschwor die Vergangenheit herauf und zeigte ihm zugleich, wie unwiderruflich diese vorbei war. Es war die reinste Folter. Er erschrak über seine eigene Schwäche. Sie war seine Feindin, und dennoch konnte sie ihn alles vergessen lassen, außer dem brennenden Wunsch, sie zu besitzen.
    Julie hatte an ihrer Stimme gearbeitet und traf selbst die höchsten Töne mit schlafwandlerischer Sicherheit. Beim letzten Titel gab sie alles. Ihre Darbietung riss die Gäste von den Stühlen. Lauter Jubel und nicht enden wollender Beifall brandeten auf.
    Bevor sie die Bühne verlassen konnte, erhob sich Rico und reichte ihr die Hand. “Ich habe Ihnen das Beste versprochen”, rief er in die Menge, als die Lichter wieder aufflammten. “Und ich habe Wort gehalten.” Er küsste Julies Hand. “Sie waren einfach wundervoll.”
    Auf sein Zeichen hin brachte ihm ein Kellner eine langstielige Rose. Sie war dunkelrot, samtig und perfekt geformt. Theatralisch küsste er die Knospe, ehe er sie Julie präsentierte. Mit einem Lächeln, das seinem in nichts nachstand, nahm sie die Rose entgegen, doch seine Augen waren ausdruckslos.
    Er geleitete sie an seinen Tisch und lud sie ein, sich zu ihnen zu setzen. Sogleich beugte Salvatore Barono sich vor. Sein Atem roch nach Brandy.
    “Stell mich deiner kleinen Freundin vor,

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