Willst du meine Liebe nicht
“Komm nicht in meine Nähe”, warnte sie.
“Ich möchte dich nur trösten.”
“Du kannst mir keinen Trost bieten, nur Tricks und herzlose Lügen.”
“Du nennst mich herzlos?”
“Wie sollte ich dich sonst nennen? Alles an dir ist kalt, herzlos und erbarmungslos. Mehr steckt nicht in dir, und das kannst du nicht ertragen, oder? Leere. Ein Loch, wo dein Herz sein sollte. Ich bedaure dich, und es täte mir leid, wenn ich an allem schuld bin. Vielleicht ist es ja so. Vielleicht habe ich damals alles falsch gemacht, aber ich war erst siebzehn. Was wusste ich denn schon von der Welt?”
“Julie…”
“Fass mich nicht an! Geh zurück zu Mariella und den anderen. Du hast sie verdient.”
“Würdest du mich dazu verdammen?”
“Du hast dich vor langer Zeit selbst dazu verdammt. Halte dich an sie. Nutze sie aus, wie sie dich ausnutzen. Schlaf mit ihnen. Erzähl ihnen all die Lügen, die sie hören wollen, und dann bezahl sie. Das ist die Sprache, die sie verstehen. Aber verwechsle mich nicht mit ihnen. Wie konntest du mich nur so demütigen?”
“Und mich dazu gleich mit”, stellte er bitter fest. “Jetzt weiß alle Welt, dass ich es nicht ertrage, wenn dich ein anderer Mann berührt. Meinst du, das wollte ich?”
“Du hast mich gezwungen, mit ihm zu tanzen.”
“Ich war verrückt vor Zorn und Stolz. Was hattest du denn erwartet, nachdem …”
“Es reicht! Ich will es nicht wissen. Ich nehme morgen die erste Maschine. Versuch nicht, mich daran zu hindern. Oder mir zu folgen. Um Himmels willen, Rico, lass uns die Sache beenden.”
“Du willst mich wieder verlassen?” fragte er traurig.
“Du kommst sehr gut ohne mich zurecht. Geh zurück zu deinem Geld und deinen Geliebten.”
“Nur eine einzige Frau war jemals die Geliebte meines Herzens”, erwiderte er leise. “Ich habe dich einst sehr gebraucht.
Du wirst nie erfahren, wie sehr. Du hast mich ins eiskalte Nichts gestoßen, und weil du nicht ertragen kannst, was aus mir geworden ist, willst du mich wieder verlassen. Du bist ein Feigling, Julie.”
Schockiert sah sie ihn an.
“Vielleicht bin ich so, wie du behauptest”, fuhr er fort.
“Grausam, niederträchtig und vieles mehr. Ich suche schlechte Gesellschaft, weil ich mich dort am wohlsten fühle. Aber du weißt besser als jeder andere, dass ich früher ein anderer Mann war. Geh, wenn du willst. Niemand wird dir folgen. Mein Wort darauf. Sobald du von hier verschwunden bist, werde ich dich aus meinem Herzen verbannen.”
Eine schlimmere Drohung hätte er nicht aussprechen können.
Sie würde für ihn aufhören zu existieren!
“Ich sorge dafür, dass man dich in Frieden lässt.” Er lachte zynisch. “Frieden. Für uns. Wird es je so etwas geben?”
“Rico…”
Der Unterton in ihrer Stimme ließ ihn zusammenzucken.
“Rico…”
Im nächsten Moment war er bei ihr und riss sie in die Arme.
Julie klammerte sich schluchzend an ihn.
“Verlass mich nicht”, bat er.
“Wie kann ich bleiben? Wie kann ich gehen?”
“Ich habe den Zwischenfall heute Abend nicht gewollt. Ich war außer mir, als ich euch beobachtet habe. Ich dachte, es würde mir nichts ausmachen, aber … Küss mich. Küss mich.”
Er presste seine Lippen auf ihren Mund. Fest und aufreizend sinnlich, so, wie sie es von früher her kannte und liebte.
Bereitwillig gehorchte sie seinem Wunsch - wieder und wieder.
Nie hatte sie ihn so sehr begehrt wie in diesem Moment, da er all sein Verlangen und seine Verzweiflung vor ihr offenbarte.
“Ich hätte ihn umbringen mögen”, raunte er. “Wie konnte er es wagen, dich zu berühren.”
“Du hast es so gewollt.”
“Unsinn.”
“Rico…”
“Nein”, unterbrach er sie. “Keine Worte mehr. Mit Worten haben wir einander nur verletzt.”
Er küsste sie, bevor sie antworten konnte. Sie spürte, dass er rasch die Kontrolle über sich verlor, und diese Erkenntnis entzückte sie. Auch sie stand kurz davor, vollends die Beherrschung zu verlieren. Im Lauf der Zeit hatte sie jegliches Verlangen unterdrückt, bis sie fast vergessen hatte, wie es sich anfühlte. Aber mit Rico waren die Jahre vergessen.
Dennoch hatte er sich besser in der Gewalt als sie.
Unvermittelt schob er sie von sich und sah sie prüfend an.
“Was ist los?” fragte sie verwirrt.
“Sag mir, dass du dir sicher bist”, drängte er.
“Ich bin mir sicher.”
“Wir haben so viele Fehler gemacht. Wenn du es nicht wirklich willst…”
“Es gibt nichts, was ich mir mehr
Weitere Kostenlose Bücher