Willst du meine Liebe nicht
Scherz?”
“Mariella und ich haben sozusagen eine Geschäftsbeziehung.
Für die Fotografen zeigen wir uns gemeinsam in der Öffentlichkeit. Aber nach dem heutigen Abend wird sie ihre Zeit nicht mehr mit mir verschwenden wollen. Barono gefällt ihr besser, mir soll es recht sein. Ich habe dich und mich verletzt, ohne zu wissen, warum. Jetzt kenne ich den Grund. Ich …”
“Pst. Sag es nicht, es sei denn, du bist dir sicher.”
“Wie soll ich mir nicht sicher sein? Warum wohl habe ich nie eine andere Frau außer dir lieben können? Und du? Wen hast du geliebt? Nein, erzähl’s mir nicht. Ich will es nicht wissen. Mir genügt es, dich jetzt in meinen Armen zu halten.”
Er zog sie an sich und entführte sie erneut ins Reich der Sinnlichkeit. Julie konnte kaum fassen, dass die rauschhafte Seligkeit von einst zu ihr zurückgefunden hatte.
Zu schön, um wahr zu sein.
Diese Redewendung hatte sich zuvor bewahrheitet. Aber nicht jetzt. Diesmal musste sie an Rico glauben, denn ein Liebhaber, der sie so hingebungsvoll und beinahe andächtig verwöhnte, konnte es nur ehrlich mit ihr meinen. Mit diesem tröstlichen Gedanken schlief sie ein.
Als Rico erwachte und die Augen halb öffnete, stellte er fest, dass die Konturen des Raums im Morgenlicht verschwammen.
Unwillkürlich fühlte er sich acht Jahre zurückversetzt, als wäre er wieder in dem schäbigen Zimmer in London. Das Mädchen, das er liebte, hatte sich, erschöpft von einer leidenschaftlichen Nacht, an ihn geschmiegt. Er legte den Arm in einer ebenso beschützenden wie besitzergreifenden Geste um sie. Sie waren jung und verliebt, und die Welt gehörte ihnen.
Dann schlug er die Augen ganz auf, und die Wirklichkeit holte ihn ein. Er hatte sich geschworen, nie die Wunden zu vergessen, die diese Frau ihm zugefügt hatte, und doch war es beim ersten Kuss geschehen. Sie hatte die gemeinsamen goldenen Tage heraufbeschworen, Tage, die zurückkommen würden und nur noch in Träumen existierten.
Er erinnerte sich seiner eigenen leidenschaftlichen, liebevollen Worte - Worte, die er zu keiner anderen Frau gesagt hatte, außer zu ihr. Was für ein Narr er gewesen war! Ein blinder, sentimentaler Narr. Sein Stolz rebellierte bei dem Gedanken daran, wie sie über ihn lachen musste.
Rico rückte ein Stück von ihr ab, und Julie rollte sich auf den Rücken. Ihr Gesicht wirkte im fahlen Morgenlicht blass und seltsam verwundbar. Das zerzauste Haar ließ sie jünger, hilfloser aussehen. Die vertraute Zärtlichkeit erfasste ihn von neuem. Wie oft hatte er sich gewünscht, sie auf seinen Armen fortzutragen, sie vor der Welt zu verstecken und an einen Ort zu bringen, wo sie nur füreinander da wären?
Aber einen solchen Ort gab es nicht. In der rauen Wirklichkeit ging es um Kaufen und Verkaufen, Betrug und Lügen, Sieger und Verlierer. Wer wüsste das besser als er? Und sie hatte es ihn gelehrt.
Er dachte an den Schaden, den er sich am vergangenen Abend selbst zugefügt hatte. Das Filmprojekt mit Barono würde nun platzen, der Rechtsstreit würde ihn ein Vermögen kosten.
Und alles nur, weil er nicht hatte mit ansehen können, wie der widerwärtige Lüstling sie bedrängt hatte. Er hatte sie förmlich in Baronos Arme gestoßen, um seine Macht zu demonstrieren, doch diese Entscheidung hatte ihm persönlich am meisten geschadet - wie alles, was diese Frau betraf.
Leise stand er auf und zog sich an. Er schämte sich, weil er so leicht auf ihre Reize hereingefallen war. Sie durfte es nie erfahren. Er würde leichter mit seiner Schwäche leben können, wenn niemand außer ihm davon wüsste.
Nachdem er die Suite verlassen hatte, nahm er den Lift in die Tiefgarage. Kurz darauf steuerte er seinen Wagen durch die um diese frühe Stunde noch leeren Straßen. Er fuhr allerdings nicht zu seiner Villa, sondern zu dem kleinen Zimmer, das er in einem ärmlichen Viertel gemietet hatte. Hierher flüchtete er sich immer, wenn er den Glanz und Glamour seines Lebens abstreifen und ganz er selbst sein wollte.
Kaum hatte er das Zimmer betreten, erkannte er, dass er sich den falschen Ort ausgesucht hatte, um von Julie Abstand zu gewinnen. In diesem Raum bewahrte er alle Erinnerungsstücke auf, die ihm von ihr geblieben waren. Es war nicht viel, nur ein paar Kleinigkeiten, die er damals auf seine Reise nach Italien mitgenommen hatte. Ein Schal, den er ihr gekauft hatte und an dem noch immer ihr blumiges Parfüm haftete. Ein Bild von ihr, das er seinem Großvater gezeigt hatte.
“Sieh nur,
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