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Wilsberg 06 - Schuss und Gegenschuss

Wilsberg 06 - Schuss und Gegenschuss

Titel: Wilsberg 06 - Schuss und Gegenschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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im letzten Monat die mündlich zugesagten Aufträge für zwei Fernsehspiele und eine dreizehnteilige Serie verloren. Mit dem Geld hatten wir fest gerechnet.«
    »Und der Grund dafür ist wieder unbekannt?«
    »Nein, in diesem Fall nicht. Er heißt Heri Wildkat.«
    »Der Redakteur von Kanal Ultra? «
    »Derselbe Heri Wildkat, der im Gallitzin herumhängt und zuguckt, wie wir uns abstrampeln.«
    Die Sonne hing blutrot zwischen den Bäumen, und die Mücken starteten zum Generalangriff. Ich paffte ihnen eine dicke Zigarillowolke ins Gesicht.
    »Wildkat hat euch die Aufträge zuerst erteilt und dann wieder weggenommen?«
    »Aua.« Gabi erschlug ein Insekt an ihrem Hals. »Diese Scheiß-Mücken.«
    »Lass uns zurückgehen!«, schlug ich vor. »Die sehen ziemlich blutrünstig aus.«
    Wir beschleunigten unsere Schritte, und Gabi erzählte: »Wildkat arbeitet nur noch bis zum Ende des Jahres bei Kanal Ultra. Im nächsten Jahr tritt er einen besser bezahlten Job bei einer Berliner Filmproduktionsfirma an. Dreimal darfst du raten, wo die Aufträge hingegangen sind.«
    »Zu seiner neuen Firma?«
    »Richtig. Der Kerl lässt uns am ausgestreckten Arm verhungern.«
    »Kannst du dir vorstellen, dass er an der Pistole herummanipuliert hat?«
    »Ehrlich gesagt: Nein. Die Detektiv-Serie kann er uns nicht mehr wegnehmen. Und wenn die Sache in die Hose geht, muss er das vor seinem Chef verantworten. Abgesehen davon: Ein schlechter Abgang schadet der Karriere. Und Wildkat ist sehr ehrgeizig. Mein Tipp geht in eine andere Richtung.«
    »Mach’s nicht so spannend!«, keuchte ich im Laufschritt. Die Mücken waren uns dicht auf den Fersen.
    »Charly Rommersberger.«
    »Warum sollte der Regisseur ...«
    »Seine frühere Frau ist jetzt mit Karl-Heinz Becher liiert. Charly ist ein Hitzkopf. Vielleicht hat er rotgesehen.«
    »Ein Eifersuchtsdrama. Wie trivial.«
    Gabi kicherte. »Das Leben ist manchmal nicht geistreicher als die Vorabendserien.«
    Im Endspurt erreichten wir die Ente. Abgeschirmt von der stachelbewehrten Außenwelt, schnappten wir erst einmal nach Luft.
    »Morgen sehe ich bestimmt aus wie ein Streuselkuchen«, stöhnte Gabi. »Voll mit Mückenstichen.«
    »Gab’s eigentlich früher keine Mücken? Oder haben wir das verdrängt?«
    »Es muss Mücken gegeben haben. Aber damals waren andere Sachen wichtiger.« Sie lächelte mich schelmisch an. »Obwohl ich dich immer noch interessant finde.«
    Im Foyer des Gallitzin begegnete uns eine aufgebrachte Katinka Muschwitz. In ihrem rosa Trägerkleid und den weißen Kniestrümpfen hätte sie mit etwas gutem Willen und einer professionellen Maskenbildnerin für vierzehn durchgehen können.
    »Ich hab das nicht nötig«, fauchte sie Gabi an. »Ich hätte in der Serie Schloss Falkenau ein Burgfräulein spielen können. Angezogen, verstehst du. Vollständig bekleidet.«
    »Katinka, mein Schatz!«, flötete Gabi mit ihrer mütterlichsten Stimme. »Was ist denn passiert?«
    »Charly, dieses Schwein. Immer will er, dass ich mit dem Arsch wackele. Und dann soll ich diese durchsichtigen Blusen tragen oder eine Brust raushängen lassen. Wer bin ich denn? Wenn ihr ein Flittchen wollt, holt euch eine Nutte von der Straße.«
    »Katinka, Liebes!« Gabi legte ihre Hände auf die Schultern der Jungschauspielerin. »Das ist nur diese eine Szene. Na ja, zwei, wenn man die Liebesszene auf der Jacht dazunimmt. Ansonsten geht es so züchtig zu wie auf einer Klosterschule.«
    »Okay, okay.« Die Muschwitz beruhigte sich etwas. »Ich hab ja nichts dagegen, wenn man meine Brüste sieht. Meine Brüste sind vollkommen in Ordnung.«
    »Dein Busen ist Klasse«, bestätigte Gabi.
    »Aber Charly soll seine Finger von mir lassen. Dauernd grapscht er mit seinen Pottfingern an nur herum. Wenn er das noch einmal tut, reise ich ab. Hast du das verstanden: Ich reise ab.«
    »Er wird es nicht wieder tun«, sagte Gabi. »Ich spreche mit ihm. Es ist alles im grünen Bereich.«
    »Ich verlasse mich drauf«, grollte die Muschwitz. Dann rauschte sie davon, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
    Gabi schnaufte tief durch. »Charly ist ein Idiot. Der kann was erleben.« Sie rang sich zu einem Lächeln durch. »Jetzt hast du einen kleinen Einblick in den Alltag einer Produktionsassistentin bekommen.«
    Ich folgte ihr auf der Strafexpedition in die Kellerbar. Charly Rommersberger hatte schon wieder mächtig geladen und wankte gerade zur Theke, um sich Nachschub zu holen.
    Gaby baute sich vor ihm auf. »Was hast du mit der Muschwitz

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