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Wilsberg 06 - Schuss und Gegenschuss

Wilsberg 06 - Schuss und Gegenschuss

Titel: Wilsberg 06 - Schuss und Gegenschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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gemacht?«
    Rommersberger riss seine Augen weit auf. »Was soll ich mit ihr gemacht haben?«
    »Du hast an ihr herumgegrabbelt. Ich habe dir vorher gesagt: Geh vorsichtig mit ihr um! Sie hält sich für einen kommenden Star. Die schmeißt die Brocken hin, wenn du so weitermachst.«
    Rommersberger kicherte nervös. »Wenn sie schon Muschi heißt, soll sie sich nicht so ...«
    »Sie heißt aber nicht Muschi«, grollte Gabi. »Sie heißt Muschwitz.«
    »Sag ich doch: Muschiwitz.«
    »Charly«, Gabi drückte ihren Zeigefinger in den dicken Bauch des Regisseurs, »du lässt deine Finger von ihr! Andernfalls fliegst du nicht nur hochkantig raus, ich häng dir auch noch eine Regressforderung an den Hals.«
    Rommersberger verteidigte sich: »Ich wollte doch nur, dass sie die Szene mit etwas mehr Pep spielt. Die war so steif wie ein Bügelbrett. Da hab ich sie halt in die richtige Position geschoben.«
    »Du fasst sie nicht mehr an. Ist das klar?«, donnerte Gabi.
    Rommersberger drehte verlegen den Kopf zur Seite. »Ja.«
    »Wie war das?«
    Er nuschelte: »Ich fasse sie nicht mehr an, Herrgott noch mal. Sie kriegt alle Regieanweisungen von mir schriftlich, wenn sie will.«
    Gabi trat zur Seite, und Rommersberger trottete brummend zur Theke.
    »Gut gebrüllt, Löwin«, sagte ich.
    »Manchmal kommt man mit Freundlichkeit nicht weiter.« Sie schüttelte sich. »Und jetzt brauche ich was zu trinken.«
    An diesem Abend herrschte im Gallitzin ein ausgesprochenes Reizklima. Als wir mit unseren Getränken zu dem Tisch kamen, an dem Wildkat und Poppelhove saßen, platzten wir in das nächste Streitgespräch. Wildkat dozierte mit beleidigter Stimme, und Poppelhove strich verärgert über seine Seidenkrawatte.
    » Kanal Ultra zahlt achttausend Mark pro Minute«, sagte Wildkat. »Und dafür verlange ich erstklassige Arbeit.«
    »Erstklassige Arbeit«, wiederholte Poppelhove ironisch. »Wissen Sie, was die Öffentlich-Rechtlichen zahlen? Fünfzehn-, sechzehntausend pro Minute. Dafür könnten Sie erstklassige Arbeit verlangen.«
    »Wir sind aber keine öffentlich-rechtliche Behörde. Wir arbeiten nicht für den Pensionsanspruch. Wir sind ein dynamischer Sender. Und wir verlangen von unseren Partnern Kreativität und Einfallsreichtum.«
    »Am besten zum Nulltarif«, konterte Poppelhove.
    Ich hatte keine Ahnung, wovon die beiden redeten.
    »Filmproduktionen werden nach Minuten bezahlt«, flüsterte Gabi mir zu. »Für eine neunzigminütige Folge kriegen wir von Kanal Ultra siebenhundertzwanzigtausend Mark.«
    Lauter und betont sachlich erkundigte sie sich: »Darf man erfahren, was der Grund für den Disput ist?«
    »Die Jacht«, knurrte Poppelhove. »Der Kerl will sie erst rausrücken, wenn wir ihm das Geld für den Umbau geben.«
    »Na und? Die Kosten sind in der Kalkulation drin.«
    Poppelhove gab ein zischendes Geräusch von sich. »Die Rechnung liegt fünfzig Prozent über dem Kostenvoranschlag. Am liebsten würde ich die Jacht aus dem Drehbuch streichen.«
    »Kommt überhaupt nicht infrage«, schaltete sich Wildkat ein. »Ohne Jacht kann man die Episode vergessen.«
    »Wenn wir wenigstens darauf verzichten könnten, sie am Ende zu versenken.«
    »Nein.« Wildkat blieb rigoros. »Das ist die Schlüsselszene.«
    Poppelhove verdrehte die Augen. »Siehst du«, sagte er in Gabis Richtung. »Wo warst du eigentlich den ganzen Nachmittag?«
    »Ich war spazieren.«
    »Was? Du warst spazieren? Während ich mich hier mit den Lieferanten herumärgern muss? Das ist dein verdammter Job.«
    Jetzt war die Reihe an Gabi, sich aufzuregen. »Hast du vergessen, dass ich die ganze Nacht telefoniert habe? Da werde ich doch wohl mal für eine Stunde verschwinden dürfen.«
    Ich hielt das Ganze für einen mittleren Anfall von Lagerkoller, wie er auch bei Schulausflügen in Jugendherbergen auftritt. Aber ich behielt meine Meinung lieber für mich.

VII
    Am nächsten Morgen wurde wieder alles über den Haufen geschmissen. Da die Jacht nicht eintreffen wollte, entschied Charly Rommersberger, der Regisseur, ein paar Szenen aus der zweiten Episode dazwischenzuschieben. Darin ging es um eine Verfolgungsjagd, und zufällig standen die beiden Autos, die man dazu brauchte, startklar auf dem Hotelparkplatz.
    Es war eine paradoxe Verfolgungsjagd, das heißt, ich, der Detektiv, wurde von der Zielperson verfolgt. Tatsächlich hatte sich die Geschichte so abgespielt: In einer Siedlung am Rande von Münster wurden einige Familien von einem Mann terrorisiert, der sie mit

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