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Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Titel: Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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nickte.
    »Ich hoffe, du hast Verständnis dafür.«
    »Vollkommen.«
    »Du bist mir nicht böse?«
    »Nein.«
    »Dann gehe ich jetzt ins Bett. Ich bin ziemlich müde.«
    Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und ging Richtung Schlafzimmer.
    »Eine Frage habe ich noch.«
    Sie blieb stehen.
    »Hattest du mal was mit Axel Feldhaus?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Beantworte einfach meine Frage!«
    Sie schnaubte. »Ja, da war mal was. Eine kurze Affäre, noch zu meiner Zeit in Paderborn. Wir waren viel unterwegs, Delegationen, Partnerstädte, der ganze Polittourismus. Und er war mein Referent, ein hüsches, knackiges Bürschchen. In einem Hotel in Magdeburg ist es dann passiert: Wir sind zusammen ins Bett gegangen. Die Geschichte dauerte nicht lange, vielleicht zwei Wochen. Es machte mich zunehmend nervöser, zwischen dem Ehemann zu Hause und dem Liebhaber im Büro zu wechseln. Außerdem wurde mir klar, dass ich keine tieferen Gefühle für Axel habe.«
    »War er in dich verliebt?«
    »Bestimmt.«
    »Liebt er dich heute noch?«
    Sie presste genervt die Lippen zusammen. »Ich weiß es nicht. Warum quetschst du mich aus? Bist du eifersüchtig?«
    »Ich checke alle Möglichkeiten ab. Das ist mein Job.«
    »Es ist denkbar, dass er noch etwas für mich empfindet. Zufrieden?«
    »Ja.«
    »Gute Nacht.«
    Ich lag noch lange wach und dachte nach. Was mich an dem Fall störte, war, dass er jeden Tag anders aussah. Die Vielzahl von Spuren, Hinweisen und Verdächtigen konnte einen verrückt machen. Die Frauen sowieso.

XII
    Am nächsten Morgen versuchte ich noch einmal, Conny zu erreichen. Wieder nahm keiner den Hörer ab.
    Dann probierte ich es bei Stürzenbecher. Der Hauptkommissar war in seinem Büro.
    »Ich habe eine erfreuliche Nachricht für dich«, sagte er. »Lars Merten befindet sich in Münster.«
    »Wo?«, fragte ich hastig.
    »Was willst du von ihm?«
    »Es ist völlig nebensächlich«, sagte ich so gleichgültig wie möglich. »Eine reine Routinesache.«
    Er sprang nicht darauf an. »Wilsberg, ich habe das Gefühl, unsere Beziehung ist in letzter Zeit etwas einseitig. Ich halte dich über den Stand der Ermittlungen auf dem Laufenden, und von dir erfahre ich rein gar nichts.«
    »Stürzenbecher, um Himmels willen!«
    »Was?«
    »Meine Klientin hat mir Stillschweigen auferlegt. Sobald sich auch nur das Fitzelchen einer Spur ergibt, bist du der Erste, der es erfährt.«
    »Ist es was Politisches?«
    »Im weitesten Sinne.«
    »Willst du andeuten, dass die Morde etwas mit einer gottverdammten politischen Affäre zu tun haben?«
    Ich schwieg.
    »Okay«, lenkte Stürzenbecher ein. »Aber es ist das letzte Mal. Und ich habe was gut bei dir.«
    Ich versicherte ihm, dass das vollkommen korrekt sei.
    »Kennst du das Stift Kerßenbrock ?«
    »Ist das nicht in Gievenbeck?«
    »Richtig. Du fährst durch Gievenbeck durch, fast bis Haus Rüschhaus . Lars Merten ist Patient im Langzeitbereich , wie sie das nennen. Ich nehme an, das ist die Abteilung für hoffnungslose Fälle.«
    Das Stift Kerßenbrock erhob sich wie eine graue Trutzburg hinter einem breiten Wassergraben. Vermutlich war es zu früheren Zeiten tatsächlich eine gewesen. Beim Näherkommen löste sich der monolithische Block in einzelne Bestandteile auf. Es gab ein burgähnliches Hauptgebäude, eine Kirche und eine Reihe von moderneren Häusern. Ich stellte den Wagen ab und versuchte, mich zu orientieren. Die Hinweisschilder, die überall herumstanden, gaben nicht viel her. Sie zeigten den Weg zum Haus Kerckerinck , zum Haus Buttendieck , ja sogar zum Haus Ummegrove , ohne zu verraten, was sich hinter diesen Bezeichnungen verbarg. Schließlich fragte ich einen der Männer, die mit leicht schaukelndem Gang und etwas unschlüssig über die Wege schlurften. Er zeigte auf das burgähnliche Hauptgebäude.
    Das erwies sich als wahres Labyrinth. Es gab mehrere Eingänge, niemanden, der hinter einer Glasscheibe saß und Suchenden Auskunft spendete, und jede Menge neuer Hinweisschilder. Diesmal zu den Stationen, die auf Männernamen wie Gottfried, Dietrich, Antonius und Dionysius hörten. Mit hallenden Schritten irrte ich durch die hohen Gänge, stieß auf Männer, die Lederhelme trugen, aber alles andere als Rennfahrer waren, bis ich mich schließlich zur richtigen Station durchgefragt hatte.
    Hier stand ich in einem langen, lehmfarbenen Flur mit einer etwa vier Meter hohen Decke. Links von mir befand sich ein Metallregal, auf dem saubere weiße, ordentlich hinter Namensschildern

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