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Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Titel: Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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anderen Theaterbesucher ein Messer in den Rücken stößt.«
    Wir waren inzwischen in der Tiefgarage angekommen, und ich suchte routinemäßig den Wagen der Kämmerin nach Sprengsätzen ab.
    Auf der Fahrt zu ihrer Wohnung erzählte ich von meinen Gesprächen mit Heiner Kleine-Langen und Katja Imhoff. »Zusammengefasst: Katja Imhoff scheint mir weniger verdächtig zu sein. Man könnte natürlich ihre Alibis überprüfen …«
    »Heiner Kleine-Langen ist ein Arsch. Er hat mit allen Mitteln versucht, meine Berufung nach Münster zu verhindern.«
    »Daraus macht er gar keinen Hehl. Trotzdem – du bist noch am Leben.«
    Sie blitzte mich entrüstet an.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Man sollte doch annehmen, dass du auf seiner Liste ganz oben stehst. Ich versuche jetzt, Lars Merten ausfindig zu machen.«
    »Mit anderen Worten: Du hast nichts erreicht«, kommentierte Jutta abfällig.
    »Ich nicht, aber Stürzenbecher.« Ich ließ sie schmoren.
    »Mach’s nicht so spannend, Georg!«
    »Er hat mir ein Foto gezeigt, auf dem zu sehen ist, wie vier Grüne von Steffenhagen, dem Global Artists -Manager, Geld überreicht bekommen. Es handelt sich um …«
    Sie stöhnte: »Ich kann’s mir denken.«
    »… Diezelbach, Hennekamp, Holthausen und …«, ich zögerte, »… Conny Guttweller.«
    »Das darf doch nicht wahr sein. Sind die denn völlig bescheuert?«
    »Wie es aussieht, hat eure damalige Entscheidung, das KPD/ML/O-Vermögen zu privatisieren, einen schlechten Einfluss auf den Charakter der Beteiligten gehabt.«
    »Willst du mir dafür die Verantwortung zuschieben?«, brauste sie auf. »Ich habe damit nichts, aber auch gar nichts zu tun.«
    Ich beugte mich vor. »Hast du etwa kein Geld bekommen?«
    Während sich Jutta umzog, versuchte ich, Conny zu erreichen. Niemand meldete sich.
    Jutta trug ein langes schwarzes Kleid, ich das Übliche.
    »Sag einfach, ich sei dein Leibwächter!«, schlug ich vor.
    »Das werde ich auch tun«, schnaubte sie.
    Wir fuhren am Gefängnis vorbei und sahen das von Scheinwerfern angestrahlte, ehemalige Pumpenhaus. Es war wirklich ein schönes Gebäude. Während meiner glücklicheren Zeit mit Imke hatte ich es ein paar Mal von innen gesehen.
    »Um noch mal auf das Foto zurückzukommen«, sagte Jutta, »glaubt die Polizei ernsthaft, dass Steffenhagens Geldgeschenke das Mordmotiv sein könnten?«
    »Da es der Fotograf gesehen hat, können auch andere zugeschaut haben. Mit einigen gedanklichen Verrenkungen ist man dann bei der These von Oberrat Lewandowski, dass die Morde einen aktuellen politischen Hintergrund haben.«
    »Dann wäre ich ja aus dem Schneider«, freute sich Jutta.
    »Dünn ist es trotzdem. Aber wenn du auf das Prinzip Hoffnung bauen willst – bitte!«
    Sie suchte einen Parkplatz. »Du kannst einem wirklich die Laune vermiesen.«
    »Das hast du bei mir schon geschafft.«
    Mit einer eleganten Rückwärtskehre schrammte sie den Bordstein. »Ich bin ein bisschen im Stress.« Der Motor erstarb. »Vertragen wir uns wieder?«
    Die Kulturdezernentin nebst Gatte erwartete uns im gläsernen Anbau.
    »Eine Quotenfrau«, flüsterte Jutta mir ins Ohr. »Sie ist gelernte Grundschullehrerin.«
    Die mollige Bindestrichexistenz mit hennagefärbten Haaren gab uns die Hand. Ihr Name lautete sinngemäß Rabenschneider-Golzenwagner. Ich schätzte, dass sie die Hälfte ihrer Dienstzeit mit der Anfertigung ihrer Unterschrift verbrachte.
    Mit Blick auf mich und einem überraschten Lächeln im Gesicht sagte die Kulturdezernentin: »Ist das Ihr …«
    »Er ist nicht mein Mann«, klärte die Kämmerin sie auf.
    Die Kulturdezernentin errötete dezent. »Dachte ich’s mir doch. Ich hatte Ihren Mann irgendwie anders in Erinnerung.«
    »Er ist mein Bodyguard.«
    »Oh.« Die Rötung verstärkte sich. »Braucht man das heutzutage? Ach ja, Sie bei den Grünen haben ja ein Problem.«
    »Wenn sich die Damen eingehender über mich unterhalten wollen, kann ich mich solange zurückziehen«, bot ich an.
    »Nein, nein.« Eine mollige Hand tätschelte meine Schulter. »Ich wollte Sie nicht kränken.«
    »Was können Sie uns denn über das Stück erzählen?«, wechselte Jutta das Thema.
    »Viel weiß ich auch nicht.« Die Kulturdezernentin schüttelte ihr Doppelkinn. »Es geht um die Zerrissenheit des modernen Menschen. Die Kommunikationsunfähigkeit von Individuen, die sich zufällig an einem bestimmten Ort begegnen und die für kurze Zeit eine Bindung eingehen, die jedoch genauso haltlos ist wie sie selbst. Der

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