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Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Titel: Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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»Welcher Art sind die Ausfallerscheinungen?«
    »Sein Kurzzeitgedächtnis ist praktisch zerstört.«
    »Wie wirkt sich das aus?«
    »Wenn Sie vor fünf Minuten mit ihm geredet hätten, würde er in diesem Moment vergessen, dass er Ihnen je begegnet ist.« Ein erneuter Blick auf die Uhr. »Tut mir leid, Herr Wilsberg, meine Zeit …«
    »Eine letzte Frage noch: Wo finde ich Lars Merten?«
    »Nach dem Krankenhausaufenthalt hat ihn seine Familie in Meppen betreut. Er war ja sozusagen ein Pflegefall. Wie es ihm heute geht, weiß ich nicht.«
    Sie brachte mich zur Tür. »Ich schätze, Ihre Theorie, dass einer von uns dreien der Mörder ist, steht auf tönernen Füßen.«
    Ich nickte. »Behandeln Sie auch Leute mit einem Versager-Komplex?«
    Sie lächelte. »Versager haben nicht genug Geld, um mich zu bezahlen.«
    Auf dem Flur begegnete mir die Frau mit der Handtasche. Sie warf mir einen giftigen Blick zu und wisperte vernehmlich: »Sie haben mich betrogen.«
    Auf dem Rückweg schaute ich bei Stürzenbecher im Polizeipräsidium vorbei. Der Hauptkommissar freute sich wie ein Schneekönig.
    »Schau dir mal das an!«, sagte er und hielt mir ein Foto vor die Nase.
    Ich sah fünf Personen, die einen Kreis bildeten, von schräg oben fotografiert. Drei der Abgebildeten waren bereits tot.
    »Dietzelbach, Hennekamp, Holthausen.« Stürzenbecher tippte auf die Verblichenen. »Und das da ist Cornelia Guttweller, ebenfalls eine grüne Ratsfrau.«
    Conny war nicht besonders gut getroffen. Mit einem verschämten Lächeln im Gesicht starrte sie auf die fünfte Person, den Global Artists -Manager Richard Steffenhagen. Steffenhagen hatte einen Bündel Geldscheine in der Hand und verteilte sie an die vier Grünen. Dietzelbach hatte seinen Teil schon erhalten und zählte gerade die Scheine.
    »Wer hat das Foto gemacht?«, fragte ich.
    »Der Typ, den du in Essen verfolgt hast. Er heißt Schröder und ist Privatdetektiv. Ich habe Steffenhagen observieren lassen, und dabei ist den Kollegen aufgefallen, dass Schröder an seinem Jackett klebte.«
    »Warum hat er das Foto gemacht?«
    »Aus einem Grund, der nichts mit unserem Fall zu tun hat«, hielt sich Stürzenbecher bedeckt.
    Ich betrachtete nachdenklich das Foto. »Was habt ihr jetzt damit vor?«
    »Das kann ich dir nicht sagen.«
    »Du bist ein elender Geheimniskrämer geworden.«
    »Topsecret.« Er legte zusätzlich den Zeigefinger vor die Lippen. »Kein Wort davon zur Kämmerin.«
    Ich bewegte zustimmend den Kopf.
    »Lewandowski plant einen großen Auftritt bei der morgigen Stadtratssitzung.«
    »Mein Gott.«
    »Dieses Arschloch ist größenwahnsinnig geworden. Ich meine, auch wenn sich diese Guttweller hat schmieren lassen, ist es nicht korrekt, sie in aller Öffentlichkeit derart bloßzustellen.«
    Ich schluckte. »Kannst du mir einen Gefallen tun?«
    »Was denn?«
    »Ausfindig machen, wo, falls er noch lebt, Lars Merten wohnt. Merten ist ungefähr vierzig Jahre alt und hat sich in den Siebzigern ein paar Jahre in Münster aufgehalten.«
    »Was willst du von ihm?«
    »Ich brauche ihn als Zeugen.«
    Stürzenbecher schaute mich misstrauisch an, verkniff sich aber weitere Fragen.

XI
    Jutta war angesäuert, weil ich dreizehn Minuten zu spät kam.
    »Nach meinem ersten Tanzkurs habe ich mir geschworen, nie mehr länger als zehn Minuten auf einen Mann zu warten. Ist dir eigentlich klar, dass ich viel Geld bezahle, damit du vierundzwanzig Stunden am Tag auf mich aufpasst? Und was machst du stattdessen? Rennst herum und spielst den Aushilfspolizisten. Und nicht einmal das weiß ich mit Sicherheit. Vielleicht verbringst du den Tag ja in irgendwelchen Cafés oder anderer Frauen Betten.«
    Ich ließ sie reden.
    »Ist es etwa zu viel verlangt, wenn ich erwarte, dass du mich pünktlich abholst?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Ich gehe heute zu einer Theaterpremiere. Und vorher möchte ich mich noch umziehen und einen Happen essen.«
    »Was sehen wir?«, fragte ich.
    »Ein modernes Stück. Im Pumpenhaus . Es heißt Lass uns feiern, solange wir tanzen können oder so ähnlich. Die Kulturdezernentin von der SPD hat’s mir empfohlen. Das Pumpenhaus soll ein sehr schönes Theater sein. Und ein bisschen Kultur kann dir auch nicht schaden.«
    »Ich weiß nicht«, zweifelte ich. »Untersuchungen haben ergeben, dass Orchestermusiker von moderner Musik eher krank werden als von klassischer. Vielleicht hat modernes Theater eine ähnliche Wirkung.«
    »Dann konzentrier dich einfach darauf, dass mir keiner der

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