Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Titel: Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
Vom Netzwerk:
Spurensicherung vergossen, und die Zigaretten, die sie nach getaner Arbeit geraucht hatten. Im Umkreis der Türklinken waren noch Spuren des Pulvers zu erkennen, mit dem sie versucht hatten, Fingerabdrücke sichtbar zu machen. Ein sinnloses Unterfangen, denn der Täter hatte Handschuhe getragen, wie ich mich erinnerte.
    Ich riss die Terrassentür auf. Draußen war es nicht mehr so heiß wie in den letzten Tagen, aber immer noch angenehm warm.
    Marie war in der Mitte des Raumes stehen geblieben. Sie hatte die Arme vor dem Oberkörper verschränkt, als ob sie friere. Auf einmal wirkte sie verloren und hilfsbedürftig. Als ich näher trat, sah ich, dass sie tatsächlich eine Gänsehaut bekommen hatte. Einen Moment lang hatte ich den Wunsch, sie in den Arm zu nehmen, konnte mich aber noch rechtzeitig bremsen.
    »Wie ist der Typ denn hereingekommen?«, fragte ich. »Als ich eintraf, war die Terrassentür geöffnet.«
    »Ich ...« Sie senkte den Blick. »Es war meine eigene Schuld. Ich habe ihn hereingelassen.«
    »Wieso?«
    »Ich dachte, Sie wären das.«
    Ich starrte sie verständnislos an.
    »Ja.« Sie rieb sich die Arme. »Ich war blöd, ich weiß. Ich hörte ein Klopfen an der Terrassentür und dachte, Sie wären durch den Garten gekommen, um nicht von Daniel gesehen zu werden. Als ich niemanden erkennen konnte, habe ich die Tür geöffnet. Im selben Augenblick hat er sich auf mich gestürzt. Ich bin ausgerutscht und mit dem Kopf gegen die Tischkante geknallt. Das war alles. Als ich zu mir kam, saßen Sie neben mir.«
    Ich legte ihr die Hand auf die Schulter. »In Zukunft sollten Sie etwas vorsichtiger sein.«
    »Natürlich.« Ihre Stimme bekam einen leicht hysterischen Ton. »Ich werde immer alle Fenster und Türen geschlossen halten. Nike und Wotan lege ich am besten an die Leine. Wie stellen Sie sich das vor? Die Kinder wollen doch nach draußen, in den Garten. Wie soll ich ihnen klar machen, dass sie nur noch im Haus spielen dürfen?«
    »In ein paar Tagen ist der Täter hoffentlich geschnappt.«
    »Sie glauben nicht, dass es Daniel war?«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin von hier aus direkt zu ihm gefahren und habe mit ihm geredet. Ich kann mich selbstverständlich täuschen, doch nach meinem Eindruck ist er unschuldig. Übrigens trug der Schwarzgekleidete keine Brille, Daniel ist so kurzsichtig, dass er ohne Brille kaum etwas erkennt.«
    »Es gibt Kontaktlinsen«, warf Marie ein.
    »Sicher. Man muss überprüfen, ob er sich welche besorgt hat. Allerdings ist Daniel an den Sachen im Keller interessiert, der Typ, der in der letzten Nacht hier war, kam von dort drüben.« Ich streckte den Arm aus.
    »Das Arbeitszimmer meines Mannes«, sagte Marie erstaunt. »Was kann er da gesucht haben?«
    Wir betraten den Raum. Der Schreibtisch mit dem Computer und die Ordner in den Regalen sahen unberührt aus.
    »Er hatte zu wenig Zeit«, vermutete ich. »Zwischen dem Moment, in dem er Sie niedergeschlagen hat, und meinem Eintreffen können höchstens ein oder zwei Minuten vergangen sein. Als er mich sah, hat er die Nerven verloren und ist weggerannt.«
    Mein Handy klingelte.
    »Ist Sarah bei dir?«, fragte Imke. Sie bemühte sich, gefasst zu klingen, aber ich konnte die Angst in ihrer Stimme hören.
    »Nein. Wieso?«
    »Sie ist von der Schule nicht nach Hause gekommen.«
    »Sie wird bei einer Freundin sein.«
    »Ich habe schon alle Freundinnen angerufen, Georg.«
    »Vielleicht hat sie einen Umweg gemacht.«
    »Georg, seit Schulschluss ist eine Stunde vergangen. Ich habe nicht nur alle Freundinnen angerufen, sondern bin auch den Schulweg dreimal abgefahren.«
    Meine Gedanken rasten. Sarah war ein selbstbewusstes kleines Mädchen, offen und neugierig. Natürlich wusste sie, dass sie nicht zu Fremden ins Auto steigen oder sie begleiten sollte, aber sie würde auch nicht gleich wegrennen, wenn ein Fremder sie ansprach.
    »Ruf die Polizei an!«, sagte ich. »Sie sollen eine Suchaktion starten.«
    »Das habe ich auch schon gemacht.« Imke stöhnte. »Der Chef der Lüdinghauser Dienststelle meint, für eine Suchaktion sei es noch zu früh.«
    »Idioten!«, fluchte ich. »Ich bin gleich da. Ruf noch mal bei der Polizei an! Mach ihnen Druck! Droh ihnen mit der Presse oder was weiß ich! Mach ihnen klar, dass sie öffentlich an den Pranger gestellt werden, wenn sie nichts unternehmen!«
    Imke versprach, es zu versuchen.
    »Ist etwas mit Ihrer Tochter?«, fragte Marie besorgt.
    »Sie ist nicht nach Hause gekommen.« Ich

Weitere Kostenlose Bücher