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Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Titel: Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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Mund gegen Ausländer und Juden hetzen, weit überlegen. Trotzdem mobilisiert er dieselben Vorurteile, nur argumentiert er rationaler und mischt ein paar Fakten unter die bloße Stimmungsmache. Gerade das macht ihn ja so gefährlich und wird ihm weiteren Zulauf verschaffen.«
    »Es sei denn, es gelingt uns, ihn zu stoppen, indem wir beweisen, dass er Verbrechen begangen hat.«
    Ich runzelte die Stirn. »Ich möchte nicht, dass Sie sich da engagieren. Das ist zu gefährlich.«
    »Ich bin nicht ängstlich. Der Mann hat meine Schwester entführt.«
    »Guber kennt mich. Sie kennt er noch nicht. Und so soll es auch bleiben.«
    »Mal angenommen, Guber bekommt Geld von der Stiftung Grünland «, wechselte sie das Thema. »Wer könnte die sieben Millionen Franken bei Egli & Schaaf eingezahlt haben?«
    »Keine Ahnung«, gab ich zu. »Der Einzige, der in der Lage ist, diese Frage zu beantworten, dürfte Ihr Vater sein.«
    Der Kellner räumte die Teller ab. »Ein Dessert?«
    »Warum nicht?«, sagte Nora.
    Nach dem Zitronensorbet mit Wodka war ich fast betrunken. »Verraten Sie mir jetzt, wie Sie in dem verschwiegenen Liechtenstein etwas über die Stiftung Grünland erfahren wollen?«
    Die Bankierstochter lächelte fast so betörend wie bei unserer ersten Begegnung. »Das werden Sie morgen früh erleben.«
    Im rustikal eingerichteten Frühstückssaal des Landhauses Resch hingen die Porträts aller dreizehn Fürsten von Liechtenstein an den Wänden. Außer Nora und mir saß nur ein junges holländisches Paar im Saal. Die beiden, offenbar Journalisten, redeten über ein Interview, das sie mit dem Kronprinzen geführt hatten.
    Ich hörte ihnen zu, weil Nora in die Lektüre des Diskettenausdrucks vertieft war, den ich auf ihren Wunsch mitgebracht hatte. Dabei knabberte sie an ihrer ersten Brötchenhälfte. Ich hatte bereits zwei Brötchen vertilgt und trank die dritte Tasse des dünnen Kaffees, den die sächsische Hotelangestellte serviert hatte.
    Endlich schob Nora das Papier zur Seite.
    »Und?«, fragte ich. »Wo fangen wir an?«
    »Im Vaduzer Gerichtshof«, sagte sie. »Stiftungen müssen dort registriert werden. Zunächst brauchen wir den Namen des Treuhänders.«
    Der Gerichtshof befand sich in einem zweistöckigen klassizistischen Gebäude, das neben der Justiz auch noch die Regierung des Zwergstaates beherbergte. Die Routine, mit der man unsere Anfrage bearbeitete, ließ darauf schließen, dass täglich Scharen von Journalisten aufkreuzten, die sich nach Stiftungen, Treuhandunternehmen und Aktiengesellschaften erkundigten. So dauerte es keine fünf Minuten, bis wir erfuhren, dass die Stiftung Grünland von der Rechtsanwältin Regula Isolde Böckle verwaltet wurde, deren Büro auf der Äulestraße angesiedelt war.
    Die Äulestraße war eine der beiden größeren Straßen von Vaduz und das Domizil der Rechtsanwältin nur zweihundert Meter vom Gerichtshof entfernt. Es handelte sich um ein mit hellem Marmor verkleidetes Bürohaus, das sich Frau Böckle mit knapp zwei Dutzend anderen Mietern teilte. In dem nebenan gelegenen Parkhaus hätten die Autos der gesamten Einwohnerschaft Liechtensteins Platz gefunden. Aber die nahm wohl kaum die Dienste der Pasango Treuhand-Anstalt, der Allgemeinen Vermögensverwaltungs AG, des Advokaturbüros Dr. Dr. Batliner, der Stiftung Propter Homines oder der Gedächtnisstiftung Peter Kaiser in Anspruch. Nach der Größe der Schrift auf dem Eingangsschild zu urteilen, gehörte das Büro von Rechtsanwältin Böckle nicht zu den prominentesten Adressen des Hauses.
    Nora Gessner betonte ihren Namen, als sie einer durch die Sprechanlage verzerrten Frauenstimme mitteilte, dass wir eine Unterredung mit Frau Böckle wünschten. Die Frauenstimme bat uns um Geduld.
    Zwei Minuten lang lächelten wir geduldig und so freundlich wie möglich in die über der Tür angebrachte Kamera. Dann sagte die Frauenstimme: »Vierter Stock. Der Aufzug befindet sich auf der rechten Seite.«
    An der Eingangstür zum Büro mussten wir erneut klingeln. Die Eigentümerin der Frauenstimme, eine junge, in Businessgrau gekleidete Sekretärin, öffnete die Tür persönlich und führte uns ins Innere.
    »Frau Böckle wird in wenigen Minuten Zeit für Sie haben.« Die Sekretärin deutete auf eine kleine Sitzgruppe. »Möchten Sie einen Espresso?«
    Wir verneinten und setzten uns.
    »Vielleicht telefoniert die Böckle mit Ihrem Vater«, flüsterte ich Nora zu.
    »Nein«, flüsterte sie zurück. »Er ist in diesem Moment bei Lena. Und in

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