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Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Titel: Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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sie einen Fünfzehn-Stunden-Tag in den Knochen hatten. Aber wahrscheinlich war immer noch der Jetlag schuld, dass ich mich wie ein alter Mann fühlte.
    »Mein Mandant ist bereit, eine Aussage zu machen«, sagte Franka.
    »Schön.« Niemeyer schaltete das Aufnahmegerät ein, das auf dem Tisch stand, und nannte die Namen der Anwesenden und die Uhrzeit. Nachdem ich meine Personalien zu Protokoll gegeben hatte, nickte sie mir zu: »Schießen Sie los!«
    »Wie haben Sie mich mit Fahle in Verbringung gebracht?«, fragte ich.
    »Sie kennen doch die Regeln«, schaltete sich Podzey ein. »Wir stellen die Fragen und Sie antworten.«
    »Wir haben einen Hinweis bekommen«, sagte Niemeyer.
    »Von Henrike Sanddorn?«
    »Nein.«
    »Lassen Sie mich raten: Frau Sanddorn steht unter Beobachtung des Verfassungsschutzes?«
    Niemeyer lächelte. »Sie erwarten nicht im Ernst eine Antwort?«
    »Haben Sie nicht gesagt, dass Ihr Mandant eine Aussage machen will?«, wandte sich Podzey an Franka.
    »Georg«, mahnte mich Franka. »Komm zur Sache! Ich habe morgen einen Gerichtstermin.«
    »Fahle hat mich angerufen«, sagte ich und berichtete von unserem Treffen in Münster. »Für mich war das ein Auftrag wie hundert andere. Vermisste Personen zu suchen gehört in meinem Job zur Routine.«
    Niemeyer hob die Augenbrauen. »Die RAF auch?«
    »Fahle erwähnte, dass seine Tochter zu diesem Thema recherchiert. Aber ihr Verschwinden kann auch andere Gründe haben, Stress mit dem Freund, im Beruf. Ich muss in verschiedene Richtungen ermitteln.«
    »Und in welche haben Sie ermittelt?«, fragte Podzey.
    »Ich war in Düsseldorf, in ihrer Redaktion und in ihrer Wohnung, wo ich ihren Freund angetroffen habe.«
    Keine Reaktion. Offenbar wussten sie von den Gesprächen.
    »Sie wollen doch nicht Ihren Flug nach New York unterschlagen?«, sagte Podzey ironisch.
    »Richtig. Ich war auch in New York.«
    »Was haben Sie da gemacht?«
    »Fahle nannte mir einen Namen, den er von Felizia gehört hat. Eine gewisse Veronika Meyer.«
    »Ein alte Genossin von Fahle?«
    »Keine Ahnung. Bis jetzt wusste ich nicht einmal, dass Fahle ein alter Genosse ist.«
    Podzey beugte sich vor. »Und? Haben Sie Frau Meyer kontaktiert?«
    »Nein. Sie war nicht aufzufinden. Ein Fehlschlag. So etwas kommt vor.«
    »Sie verarschen uns.« An Podzeys Schläfe schwoll eine Ader. »Die Frau, die Sie treffen sollten, heißt nicht Veronika Meyer, sondern Regina Fuchs.«
    Das konnten sie nun wirklich nur von Henrike Sanddorn erfahren haben. Anscheinend hatte sie nach unserer Begegnung nichts Besseres zu tun gehabt, als gleich ihre Kontaktperson bei welcher Behörde auch immer anzurufen.
    »Das ist eine Unterstellung«, sagte Franka. »Mein Mandant beantwortet Ihre Fragen nach bestem Wissen und Gewissen.«
    Ich pflichtete ihr mit treuherziger Unschuldsmiene bei: »Meyer, Fuchs – manche wechseln ihre Namen wie andere Leute die Unterwäsche.«
    »So ein Blödsinn«, murrte Podzey.
    Niemeyer ignorierte ihn. »Sie sind also unverrichteter Dinge nach Deutschland zurückgeflogen?«
    Ich nickte. »Korrekt.«
    »Und dann haben Sie sich erneut mit Fahle getroffen?«
    »Ja. Gestern Abend.«
    »Wo?«
    »In Enschede.«
    »Schon wieder eine Lüge«, sagte Podzey. »Sie haben in Amsterdam übernachtet.«
    Das alte Guter-Bulle-böser-Bulle-Spiel war wohl immer noch nicht out. Niemeyer und Podzey beherrschten es jedenfalls ganz ausgezeichnet.
    »Ich muss doch sehr bitten«, protestierte Franka energisch. »Entweder Sie bedienen sich ab jetzt eines höflichen Tons oder ich werde morgen eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen.«
    Podzey grinste. »Heißt das, Ihr Mandant möchte die Nacht in Polizeigewahrsam verbringen?«
    Ich grinste zurück. »Das wäre nicht meine erste Nacht im Knast. Ich nehme an, Sie haben meine Akte gelesen.«
    Niemeyer hob beschwichtigend die Arme. »Bitte! Lassen Sie uns wieder sachlich werden. Herr Wilsberg kann den Widerspruch bestimmt aufklären.«
    »Das hatte ich gerade vor«, sagte ich. »Ich habe mit Fahle in Enschede gesprochen und bin dann allein weiter nach Amsterdam gefahren.« Ich schaute Niemeyer an. »Ich bin Single und gönne mir manchmal einen Ausflug ins Rotlichtviertel.«
    Bis auf ein spöttisches Funkeln in den Augen blieb sie unbeeindruckt. »Und was haben Sie mit Fahle in Enschede besprochen?«
    »Nicht viel. Ich habe ihm von meinen fehlgeschlagenen Ermittlungen berichtet und angeboten, den Auftrag zurückzugeben. Das hat er abgelehnt und gesagt, ich solle

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