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Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Titel: Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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dachte ich, als ich den Pfeil herausriss. Mir wurde schummrig. Ich merkte, wie mein Kreislauf wegsackte. Ein Betäubungspfeil. Dann knickten meine Beine ein und es wurde dunkel.

VII
    Ich wachte davon auf, dass jemand an die Wohnungstür klopfte. Jeder Schlag vibrierte in meinem Gehirn und verstärkte die Schmerzwellen, die sich an der Schädeldecke auftürmten. Ich brachte meine Armbanduhr in die Nähe der Augen. Fünf Uhr.
    Was war passiert? Warum lag ich auf dem Sofa in meinem Wohnzimmer und nicht im Bett? Und wieso hatte ich mich nicht ausgezogen? In der letzten Nacht musste ich mich fürchterlich betrunken haben. Anders waren die Kopfschmerzen und das Blackout nicht zu erklären.
    Die Schläge an der Wohnungstür hörten nicht auf. Darunter mischten sich Rufe, die nach »Polizei« und »Aufmachen« klangen.
    Ich brauchte dringend eine Schmerztablette.
    »Moment!«, wollte ich schreien, brachte aber nur ein Krächzen heraus.
    Meine Hände und die Sakkoärmel waren blutverschmiert. Offenbar hatte ich mich mit jemandem geprügelt. Hoffentlich hatte ich ihn nicht schwer verletzt.
    Ich schwang die Beine vom Sofa und versuchte aufzustehen. Die Knie waren butterweich. Ich kippte um und fiel mit dem Gesicht auf den Teppich.
    Der Alkohol wird dich noch umbringen, dachte ich.
    Die Wohnungstür gab mit einem Splittern nach. Stiefel trampelten durch die Wohnung. Das hektische »Polizei!«-Gebrüll wurde lauter.
    Allmählich kehrte meine Erinnerung zurück. Werse. Holzhaus. Fahle. Tot hinterm Sofa. Blieb die Frage, wie ich in meine Wohnung gekommen war.
    Ich drehte mich auf den Rücken und blickte in die Mündungen von zwei Maschinenpistolen. Am anderen Ende der Waffen standen zwei schwarz gekleidete Sturmhaubenträger. SEK.
    »Keine Bewegung!«
    »Wenn Sie wüssten, wie schwer mir jede Bewegung fällt«, sagte ich mit heiserer Stimme.
    Der Oberkörper von Podzey schob sich in mein Blickfeld. Er sah nicht mehr ganz so frisch aus wie vor ein paar Stunden, seine Haare waren nur oberflächlich gekämmt und der Knoten der Krawatte war schlampig gebunden.
    »Sie sind vorläufig festgenommen«, sagte Podzey und hielt mir einen Wisch unter die Nase. »Das ist ein Durchsuchungsbeschluss. Wir werden uns jetzt in Ihrer Wohnung umsehen.«
    »Wo ist denn Frau Niemeyer?«, fragte ich.

    Zehn Minuten später saß ich in Boxershorts auf dem Sofa, immer noch bewacht von den beiden SEK-Männern. Meine übrige Kleidung verstaute ein weiß gewandeter Spurensicherer in einem Plastikbeutel. Zuvor hatte er bereits Proben von dem Blut an meinen Händen genommen. Das Blut stammte mit großer Wahrscheinlichkeit von Fahle und ich ahnte, dass die Begründung, die ich dafür hatte, Podzey nicht gefallen würde.
    Wie auf Stichwort kam er aus dem Schlafzimmer. »Sind Sie in der Lage, ein paar Fragen zu beantworten?«
    »Kommt auf die Fragen an.«
    »Aber das können Sie mir sicher sagen: Wo haben Sie sich heute Nacht aufgehalten, zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens?«
    »Ich kann Ihnen sagen, wo ich exakt um zwei Uhr war. Ich vermute, das interessiert Sie am meisten. Da war ich nämlich in einem Holzhaus an der Werse.«
    »Tatsächlich? Was haben Sie da gemacht?«
    »Ich war mit Peter Fahle verabredet.«
    »Und?«
    »Er lag tot hinter dem Sofa.«
    »Bevor oder nachdem Sie mit ihm gesprochen haben?«
    Ich verzog das Gesicht zu einem müden Grinsen. »Ich hatte nicht den geringsten Grund, Fahle zu ermorden. Er war mein Klient.«
    »Und warum haben Sie nicht die Polizei verständigt?«
    »Das wollte ich ja, aber man hat mich betäubt.«
    »Betäubt?«
    »Mit einem Pfeil.« Ich deutete auf die kleine Wunde an meiner Brust. »Anschließend hat man mich hierher gebracht. Aber daran kann ich mich logischerweise nicht erinnern.«
    Er musterte mich mit deutlicher Skepsis. »Und wer soll das getan haben?«
    »Ich will Ihnen nicht die ganze Arbeit abnehmen.«
    »Eine ziemlich krude Geschichte, finden Sie nicht, Herr Wilsberg? Sie hatten doch Zeit genug, sich eine bessere zu überlegen.«
    »Ich nehm’s Ihnen nicht mal übel, dass Sie sie nicht glauben«, sagte ich. »An Ihrer Stelle würde es mir vermutlich genauso ergehen. Aber es ist die Wahrheit. Und wo wir schon mal dabei sind: Ich bestehe darauf, dass mir eine Blutprobe entnommen wird. Die Rückstände des Betäubungsmittels müssten noch nachzuweisen sein.«
    »Das machen wir sowieso«, sagte Podzey. »Aber auch wenn wir etwas finden, beweist das gar nichts. Sie könnten das Mittel freiwillig genommen

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