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Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Titel: Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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sich zu stellen. Das war doch in Ihrem Sinne, oder?«
    »Und warum haben Sie nicht direkt mit uns gesprochen?«
    »Weil ich Stürzenbecher schon lange kenne.« Ich legte die verletzte Hand demonstrativ auf den Schreibtisch. »Und ich bin froh, dass ich ihn angerufen habe. Wenn er nicht gewesen wäre, hättet ihr mich genauso abgeknallt wie die Fuchs.«
    »Eine Kommunikationspanne«, sagte Podzey. »Der Scharfschütze hat nicht mitbekommen, dass der Schussbefehl aufgehoben war.«
    »Ach ja? Wir waren ja auch so gefährlich, wie wir da unbewaffnet und mit erhobenen Armen auf der Straße gestanden haben.«
    »Der Mann hat überreagiert. Das ist bedauerlich, lässt sich aber leider nicht rückgängig machen.«
    »Regina Fuchs ist nicht tot«, sagte Niemeyer.
    Ich blinzelte. »Was sagen Sie?«
    »Sie hat Glück gehabt, die Kugel hat keine lebenswichtigen Organe verletzt. Es geht ihr den Umständen entsprechend, sie ist bereits wieder ansprechbar.«
    Das war ausnahmsweise mal eine gute Nachricht.
    »Scheint Sie nicht besonders zu freuen«, wandte ich mich an Podzey.
    »Sie können mich mal, Wilsberg«, gab er zurück.
    Ich lächelte. »Eine entsprechende Erwiderung spare ich mir. Damit Sie keinen Anlass haben, mich noch länger festzuhalten. Und falls Sie mir nicht innerhalb der nächsten sechzig Sekunden eine Straftat vorwerfen, werde ich aufstehen und nach Hause gehen.«
    Bis jetzt hatte ich darauf verzichtet, Franka anzurufen. Es wäre mir peinlich gewesen, ihr schon wieder einen Abend zu verderben. Außerdem war ich davon überzeugt, diesmal allein mit Podzey und Niemeyer fertig werden zu können. Wegen des missglückten Einsatzes standen sie bereits unter Rechtfertigungsdruck, da durften sie es sich nicht leisten, mich mit einer halbgaren Beschuldigung einzubuchten.
    »Sie können gehen«, sagte Niemeyer und stand auf. »Ich begleite Sie hinaus.«
    Sie nahm ihren Mantel vom Garderobenhaken. »Ich bin mal eine Stunde weg.« Das Letzte galt Podzey.
    Niemeyer wartete, bis wir ein Stück vom Büro entfernt waren, und sagte dann leise: »Wir fahren zum Krankenhaus. Frau Fuchs möchte mit Ihnen sprechen.«
    Ich konnte es nicht glauben. Was Niemeyer gerade vorschlug, verstieß gegen sämtliche Regeln der Polizeiarbeit. Egal, ob sich Regina Fuchs tatsächlich an Anschlägen der RAF beteiligt hatte oder nicht – mich vor der ersten Vernehmung mit ihr reden zu lassen, war mindestens grob fahrlässig.
    Meine Verwunderung hielt noch an, als wir in Niemeyers silbergrauem Dienst-Passat saßen, der auf dem Parkplatz des Polizeipräsidiums stand. Bis dahin hatte sie kein Wort der Erklärung verloren und ich keine Frage gestellt. Erst beim Einfädeln in den Verkehr auf dem Friesenring sagte sie beiläufig: »Sie haben recht. Es war beabsichtigt, die Fuchs zu töten.«
    Ich hielt meine verletzte Hand fest und fragte mich, ob wir wirklich zu einem Krankenhaus fahren würden. Vielleicht hatte Niemeyer vor, einen kleinen Ausflug zur städtischen Mülldeponie zu machen, um mich dort fachgerecht zu entsorgen. Inmitten von Müllbergen konnte eine Leiche schon mal übersehen werden.
    Niemeyer schaute kurz zu mir herüber. »Nicht von mir, natürlich.«
    »Beruhigend zu wissen.« Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Am liebsten hätte ich sie nicht wieder geöffnet. Die Ereignisse des Tages gingen mir an die Nieren. Auch wenn ich so tat, als hätte ich alles im Griff, war ich völlig fertig.
    »Es dauert nicht mehr lange, dann können Sie sich ausruhen«, sagte Niemeyer mitfühlend.
    Zu gern hätte ich ihr abgenommen, dass sie es ernst meinte.

    Nach der zehnminütigen Autofahrt, bei der ich fast weggedämmert wäre, fühlte ich mich frischer. Niemeyer hatte den Wagen im Parkhaus der Uniklinik abgestellt und wir gingen zum rechten der beiden Zwillingstürme. Was vor dreißig Jahren mal der letzte Schrei der Krankenhausarchitektur gewesen war, galt inzwischen als Sanierungsfall. Es wurde sogar daran gedacht, die runden Bettenburgen wieder abzureißen.
    Der Aufzug katapultierte uns in eines der obersten Stockwerke. Niemeyer kannte sich anscheinend aus, denn sie führte mich zielsicher durch das Labyrinth der grell angemalten Gänge.
    Vor der Tür eines Arztzimmers blieb sie stehen. »Bevor wir zu Regina Fuchs gehen, möchte ich Ihnen noch jemanden vorstellen.«
    Schlagartig war ich wach. »Wen?«
    Sie öffnete die Tür. »Kommen Sie!«
    Ein Anzugträger mit einem Gesicht, das sowohl zu einem Schläger wie zum Chefsanierer eines

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