Wilson Cole 03 - Die Söldner
ich mir gern mehr von Ihrer Welt ansehen möchte, selbst wenn sie nur einige Kilometer lang ist.«
»In Ordnung«, sagte der Herzog. »Das verstehe ich. Sehe ich Sie später?«
»Ja klar, ich komme wohl noch mal herein, ehe ich mich auf die Matratze werfe.« Er wandte sich an Forrice. »Du kannst gern mitkommen. Wir suchen uns eine Spelunke, wo man allen Lebensformen gerecht wird.«
»Ich denke, ich stelle lieber noch mal mein Glück auf die Probe«, sagte der Molarier. »Ich bin noch dabei, ein System zu entwickeln. Hole mich in zwei Stunden am Glühwürmchen ab.«
Cole seufzte tief. »Menschen und Molarier - sie lernen es nie.«
»Ich muss nur die Feinheiten und die Vielschichtigkeit besser begreifen«, sagte Forrice. »Ich stehe kurz davor, das weiß ich.«
»Warum besuchst du nicht lieber noch mal dein Hurenhaus ?«, schlug Cole vor. »Dort hättest du an deinem Geld viel mehr Spaß.«
Forrice verzog das Gesicht. »Ich bezahle, sie erbringen ihre Gegenleistung, und nirgendwo besteht da eine Herausforderung.«
»Was interessiert dich mehr - Befriedigung oder Herausforderung?«
»Hör auf damit, die Dinge noch komplizierter zu machen!«, verlangte Forrice. »Ich bekomme fürchterliche Kopfschmerzen davon.« Er marschierte zur Tür. »Hole mich einfach in zwei Stunden ab.«
Cole blickte dem Molarier nach, während dieser sich mit Hilfe seines erstaunlich eleganten dreibeinigen Ganges wirbelnd entfernte. »Man glaubt schier nicht, dass er das klügste und loyalste Mitglied meiner Crew ist, nicht wahr?« fragte er schließlich. »Ah, na ja, ich bin dann mal weg.«
Er verließ das Kasino, spazierte die schmalen Straßen entlang und fühlte sich noch immer ein wenig klaustrophobisch, da die nächste Ebene nur vier Meter über ihm folgte und man weder Fenster noch Monitore sah.
Er kam an drei Lodiniten vorbei, zwei Menschenfrauen, einem riesigen Torqual, an einigen Lebensformen, die er noch nie gesehen hatte, und sogar einem Teroni, der ihm auf dieser neutralen Welt inmitten eines galaktischen Niemandslands keinerlei Beachtung schenkte.
Endlich entdeckte er ein Restaurant, das für ihn einigermaßen interessant aussah und in seiner Werbung Fleisch vom mutierten Rindvieh von Pollux IV anpries. Cole wollte gerade eintreten, als er auf ein Bistro weiter unten am Block aufmerksam wurde. Musik klang von dort herüber, richtiger Jazz, gespielt von einer Menschenband. Als er hinüberging und hineinblickte, sah er ein paar Menschenfrauen einen langsamen, sinnlichen Tanz auf einer kleinen improvisierten Bühne aufführen. Dann bemerkte er, dass die Speisekarte ausschließlich gut getarnte Sojaprodukte umfasste.
Er stand eine ganze Weile lang unentschlossen zwischen diesen beiden Etablissements herum. Schließlich trug sein Appetit auf Speisen den Sieg über den Appetit auf Unterhaltung davon, und er betrat das erste Restaurant, wo er sich ein dickes und fantastisch teures Stück echtes Rindfleisch zum Abendessen gönnte. Da er allein zu Tisch saß, war er in zwanzig Minuten fertig und entschied, noch etwas Zeit totzuschlagen, ehe er zum Glühwürmchen ging.
Die Straßen waren eher so etwas wie breite Bürgersteige, da hier kein motorisierter Verkehr stattfand. Jeweils ein schmales Laufband fuhr in beide Richtungen, für jene Personen gedacht, die nicht gehen wollten. Sämtliche Lastentransporte erfolgten auf einer Einschienenbahn auf mittlerer Ebene. Die Unterkünfte der Menschen bildeten die obersten Etagen, die der Außerirdischen die unteren, obwohl diese Unterscheidung eine willkürliche war und nur auf der künstlichen Schwerkraft beruhte. Jede Straßenecke wies entweder Rampen oder Luftpolsterlifte zu den angrenzenden Etagen auf. Cole hatte schon viel von den Etagen der Menschen gesehen und beschloss, mal eine Stunde lang auf einer der Etagen für die Außerirdischen spazieren zu gehen.
Als er vom Luftpolsterlift stieg, fiel ihm zunächst keinerlei Unterschied auf, aber bald stellte er fest, dass die Türen breiter waren oder höher oder kleiner; Fenster waren teilweise so stark gefärbt oder polarisiert, dass sie für das menschliche Auge undurchsichtig blieben, obwohl Vertreter mancher außerirdischen Lebensformen eindeutig hindurchblickten. Aus Restaurants strömten Gerüche, die er nie zuvor erlebt hatte. Außerirdische redeten miteinander in ihren eigenen Sprachen statt auf Terranisch oder dem übersetzten Terranisch der allgegenwärtigen T-Packs. Er betrachtete Schaufenster mit Waren, die für ihn
Weitere Kostenlose Bücher