Wilson Cole 05 - Flaggschiff
Anweisungen. Ich habe hier einen Gefangenen, einen Uberlebenden des letzten Schiffs, das ich zerstört habe. Ich konnte ihn nicht einfach in seiner Rettungskapsel verhungern oder ersticken lassen. Was soll ich mit ihm anstellen ?«
»Setzen Sie ihn auf einem Sauerstoffplaneten ab«, antwortete Cole. »Allerdings nicht auf einer Welt der Republik; dort würde man Sie nie wieder starten lassen. Falls Sie irgendeinen Siedlerplaneten finden, vielleicht eine Agrowelt, bringen Sie ihn dorthin.«
Es kam zu einer Unterbrechung, während die Nachricht Moyer erreichte und seine Antwort die Gegenrichtung nahm.
»Unsere Karten sind vielleicht überholt, Sir. Was wir als Siedlerplaneten verzeichnet haben, wurde möglicherweise inzwischen in die Republik assimiliert. Ich denke, es wäre ungefährlich, ihn auf einem unbewohnten Sauerstoffplaneten abzusetzen und seine Koordinaten eine Woche später an einen Planeten der Republik zu senden.
Er ist körperlich in guter Verfassung und nicht im Geringsten verletzt; er kann eine Woche durchhalten, und ich kann bis dahin ganz schön weit weg sein.«
»Klingt vernünftig«, fand Cole. »In Ordnung, machen Sie es so.«
Er gab Rachel einen Wink, die Verbindung zu trennen.
»Sie wirken noch immer unzufrieden, Sir«, stellte sie fest.
»Es bringt nichts, wenn alle unsere Schiffe ziellos herumstreifen und kleine Fahrzeuge der Raumflotte ausschalten, wann immer sie sich an sie anpirschen können«, sagte Cole. »Wir kämpfen hier nicht gegen irgendeinen kleinen Kriegsherrn an der Inneren Grenze, der zwanzig Schiffe kommandiert. Das hier ist die Republik. Sie registriert uns bislang nicht einmal.«
»Commander Jacovic sagt, Sie hätten ein Gesamtkonzept mit Hilfe dieses Schiffs entwickelt, das Mr Lafferty gerade ausrüstet.«
»Mr Lafferty braucht vielleicht noch Monate oder gar Jahre, um ein Triebwerk zu stehlen oder zusammenzubauen, das für dieses Schiff ausreicht«, gab Cole zu bedenken. »Oder er könnte beim Versuch geschnappt werden. Falls er Erfolg hat, prima; wir können aber nicht einfach herumsitzen und darauf warten.« Auf einmal blickte er sich um.
»Nebenbei: Wo steckt der Offizier an Deck?«
»Ich komme«, sagte Walli und stieg mit einem Bier in der Hand aus dem Luftpolsterlift. »Briggs, sind Sie mit der Sensorenmessung fertig?«
»Ja«, antwortete er. »Es ist nur ein Meteorstrom.«
»Gut.« Sie wandte sich an Cole. »Man kann nicht vorsichtig genug sein. In meiner Piratenzeit habe ich mehr als einmal Meteorströme als Deckung genutzt.«
»Verdammt gefährlich«, sagte Briggs.
»Verdammt wirkungsvoll«, wandte Walli lächelnd ein.
»Es hätte Sie das Schiff kosten können«, sagte Briggs. »Wäre etwas darauf geprallt, hätten Sie nichts dagegen tun können.«
»Manchmal muss man ein Wagnis eingehen«, antwortete Walli und zuckte unbekümmert die Achseln.
»Da haben Sie recht«, warf Cole unvermittelt ein. »Manchmal muss man das.«
Walli, Briggs und Rachel drehten sich zu ihm um.
»Wovon zum Teufel reden Sie da, Cole?«, fragte Walli.
»Soweit es die Republik angeht, sind wir weniger als eine Mücke«, antwortete er. »Sie reagiert nicht, weil sie nicht mal weiß, dass wir hier sind. Wir könnten zehn Schiffe pro Tag erledigen, und am Ende der Woche hätte die Republik mehr Schiffe neu gebaut, als wir abgeschossen haben. Wir müssen kühner werden; wir müssen dafür sorgen, dass die Republik uns wahrnimmt.«
»Aber führte das nicht dazu, dass sie uns mit überwältigender Übermacht nachstellt?«, fragte Rachel stirnrunzelnd.
»Sie wird nicht wissen, wohin mit der Übermacht«, sagte Cole. »Außerdem führt sie einen Zermürbungskrieg gegen die Teroni-Föderation. Sie wird nirgendwo mit großer Macht auftauchen.«
»Eine Flotte von achthundert Schiffen erscheint der Republik vielleicht gar nicht als nennenswerter Machtfaktor«, bemerkte Briggs, »aber wir könnten ihr nicht standhalten.«
»Unser Job besteht nicht darin, ihr standzuhalten«, wandte Cole ein. »Unser Job ist es, sie zu mobilisieren und in die Irre zu führen.«
»Ich verstehe das nicht«, sagte Rachel.
»Ich auch nicht«, sagte Walli lächelnd. »Aber ich denke, es gefällt mir.«
Cole wandte sich ihr zu. »Wer sind Ihrer Meinung nach unsere beiden besten Piloten?«
»Ich und jemand anderes«, antwortete sie.
»Ich meine es ernst.«
»Ich auch.«
»Verdammt, Walli!«
»In Ordnung. Nach mir sind die beiden besten, die Sie haben, Sokolow und Moyer.«
»Das sehe ich auch
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