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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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ja nur zu gedulden, und irgend wann kriegt sie das Geld.»
    «Nein – denn dieser schreckliche Alte hat zwei Testamente gemacht, und wenn sie das letzte nicht finden, wird das erste für gültig erklärt. Das hat er ihr genau auseinandergesetzt.» «Aha, verstehe. Übrigens, ich dachte, sie wäre Sozialistin.»
    «Und wie. Man kann sie da wirklich nur bewundern. Sie hat großartige Arbeit geleistet.»
    «O ja, ich kann es mir vorstellen. Aber dann verstehe ich nicht, warum sie so scharf auf Onkelchens Taler ist.»
    Mary mußte leise lachen.
    «Haha, aber das ist es ja, womit Onkel Meleager –»
    «Onkel was ?»
    «Meleager. So hieß er. Meleager Finch.»
    «Oh!»
    «Ja – und das hat er eben so raffiniert eingefädelt. Wenn sie das neue Testament nicht findet, tritt das alte in Kraft, und dann geht jeder Penny an die Primelliga.»
    Lord Peter stieß einen kleinen Freudenschrei aus.
    «Bravo, Onkel Meleager! Weißt du, Polly, ich bin doch nun allenfalls ein Konservativer. Jedenfalls gewiß kein Roter. Warum soll ausgerechnet ich helfen, der Primelliga das schöne Geld wegzuschnappen, damit die Dritte Internationale es kriegt? Onkel Meleager ist ein feiner Kerl. Er gefällt mir allmählich.»
    «Oh – aber Peter, ich glaube wirklich nicht, daß sie das Geld dahin geben würde. Wenigstens im Moment nicht. Die beiden sind so schrecklich arm, und Hannahs Mutter braucht irgendeine furchtbar schwierige Operation oder so was Ähnliches und müßte im Ausland leben, darum ist es doch so wichtig, daß sie das Geld bekommen. Und vielleicht wäre Hannah ja auch gar nicht so rot, wenn sie je einen Penny besessen hätte. Außerdem könntest du ja für deine Hilfe die Bedingung stellen, daß sie zu Bresil geht und sich mal ordentlich frisieren läßt.»
    «Du bist eine alte Zynikerin», sagte Seine Lordschaft. «Aber es würde mir schon Spaß machen, mir einmal Onkel Meleager vorzuknöpfen. War er wenigstens so entgegenkommend, ein paar Hinweise zu geben, wo das Testament zu finden sein könnte?»
    «Er hat einen ganz komischen Brief geschrieben, aus dem wir vorn und hinten nicht schlau werden. Komm doch heute abend mit in den Club, dann zeigen wir ihn dir.»
    «Abgemacht. Ist sieben Uhr recht? Und hinterher könnten wir ins Variete gehen. Würde es dir etwas ausmachen, hier jetzt zu verschwinden? Ich möchte mich nämlich anziehen.»
    Der Sowjet-Club trifft sich zum Dinieren in einem niedrigen Kellergewölbe, in dem man vor lauter Krach sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Heiße Diskussionen um ethische und soziologische Fragen sowie die neuesten Verse aus den modernen Dichterschulen vermengen sich hier mit dem Rauch unzähliger Zigaretten und schaffen eine Luft zum Zersägen, durch die eine Anzahl flächiger, geometrischer Wandgemälde verschwommen auf die Zecher herabblicken. Für Ellbogen und andere Körperteile bleibt schmerzlich wenig Platz. Lord Peter – die Füße unter den Stuhl gezogen, um den verirrten Tritten der derben Schnürschuhe seines Gegenübers zu entgehen – empfand akut die unbekömmliche Körperhaltung und ein überhitztes Gefühl um den Kopf herum. Er hatte es schwer, aus Hannah Marryat irgendwelche Antworten herauszubekommen. Unter ihren dichten, schlecht geschnittenen Haarfransen sah sie ihn mit ihren dunklen, brütenden Augen düster an. Zugleich aber glaubte er dahinter eine große Vitalität zu spüren. Er stellte sich plötzlich vor, welch unvermutete Lebensfreude sie hervorkehren könnte, wenn es nur erst gelänge, sie aus dieser Abwehrhaltung und der vermeintlichen Verpflichtung zum Ernstsein herauszulocken. Sein Interesse war erwacht, aber er fühlte sich beengt. Zu seiner großen Erleichterung schlug Mary vor, sie sollten ihren Kaffee oben trinken.
    Sie fanden eine stille Ecke mit bequemen Sesseln.
    «Also», sagte Mary aufmunternd.
    «Sie müssen natürlich wissen», erklärte Miss Marryat mit Trauermiene, «daß ich nie etwas wegen des Geldes unternehmen würde, wenn Onkel Meleagers anderes Testament nicht so himmelschreiend ungerecht und meine Mutter nicht so krank wäre. Aber wenn es um 250.000 Pfund geht und man wirklich etwas Gutes damit anfangen könnte –»
    «Natürlich», sagte Lord Peter, «es geht nicht ums Geld, sondern, wie die schöne alte Binsenweisheit lautet, ums Prinzip. Recht so. Jetzt schlage ich vor, wir werfen einmal einen Blick auf Onkel Meleagers Brief.»
    Miss Marryat kramte in einer sehr großen Handtasche und reichte ihm das Papier herüber.
    Es war Onkel

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