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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Meleagers Brief, datiert zwölf Monate zuvor in Siena:
    «Liebe Hannah – wenn ich einmal sterbe – was ich nach eigenem Gutdünken zu tun beabsichtige und nicht nach den Wünschen meiner Familie –, wirst Du endlich einmal meinen Geldwert feststellen. Er ist natürlich erheblich geringer, als Du gehofft hast, und kann, wie ich Dir versichere, bei weitem nicht meinen wahren Wert in den Augen des Kenners wiedergeben. Ich habe gestern mein Testament gemacht und mein ganzes Vermögen mit allem, was dazugehört, der Primelliga vermacht – einer Körperschaft, die nicht minder einfältig ist als andere in unserm lächerlichen Staate auch, jedoch den Vorzug hat, Dir ganz besonders. gegen den Strich zu gehen. Dieses Testament wird man im Safe meiner Bibliothek finden.
    Indessen habe ich keineswegs vergessen, daß Deine Mutter meine Schwester ist und Du und sie meine einzigen lebenden Anverwandten seid. Aus diesem Grunde werde ich mir das Vergnügen machen, heute ein zweites Testament aufzusetzen, welches das andere außer Kraft setzt und das ganze Geld Dir zuspricht. Ich war schon immer der Überzeugung, daß Frauen zur Frivolität geboren sind. Eine Frau, die vorgibt, seriös zu sein, vergeudet ihre Zeit und läßt ihr Äußeres verkommen. Ich finde, Du hast Deine Zeit in wirklich erschreckendem Ausmaß vergeudet, und darum werde ich dieses Testament in einer Weise verstecken, daß Du es ganz gewiß nicht findest, außer durch eine länger anhaltende Anwandlung von Frivolität.
    In der Hoffnung, daß Du es fertigbringen wirst, frivol genug zu sein, um mich doch noch zu beerben, grüßt Dich Dein Dir zugetaner
Onkel Meleager»
    «Könnten wir diesen Brief nicht als Beweis für die Absichten des Erblassers anführen und das andere Testament anfechten?» fragte Mary besorgt.
    «Ich fürchte, nein», sagte Lord Peter. «Seht mal, es gibt ja keinen Beweis dafür, daß dieses zweite Testament wirklich je geschrieben wurde. Obwohl wir vermutlich die Zeugen ausfindig machen könnten.»
    «Das haben wir schon versucht», sagte Miss Marryat, «aber sehen Sie, Onkel Meleager reiste damals gerade im Ausland herum, und wahrscheinlich hat er sich irgendwelche obskuren Leute in irgendeinem obskuren italienischen Nest geholt, um das Testament bezeugen zu lassen. Wir haben schon eine Annonce aufgegeben, aber keine Antwort daraufbekommen.»
    «Hm. Onkel Meleager scheint nichts dem Zufall überlassen zu haben. Überhaupt sind Testamente eine Sache für sich, genau wie Notare und Scheidungsanwälte. Das Nächstliegende ist, nach dem zweiten Testament zu suchen. Tauchen die Hinweise, von denen er spricht, irgendwo in seinen Papieren auf?»
    «Wir haben alles durchgesehen. Und natürlich haben wir das Haus vom Dach bis zum Keller nach dem Testament durchsuchen lassen. Aber es war vollkommen nutzlos.»
    «Sie haben natürlich nichts vernichtet, oder? Wer waren die Vollstrecker des Testaments zugunsten der Primelliga?» «Meine Mutter und Mr. Sands, Onkel Meleagers Anwalt. In dem Testament wurde meiner Mutter für ihre Mühen eine silberne Teekanne vermacht.»
    «Onkel Meleager gefällt mir immer besser. Immerhin ist er sportlich an die Sache herangegangen. Der Fall macht mir langsam Spaß. Wo wohnte Onkel Meleager eigentlich?»
    «In einem alten Haus unten in Dorking. Ein ziemlich komisches Gemäuer. Irgend jemand hatte die Idee, dort so eine Art römische Villa zu bauen, mit der Veranda hinten, Säulen und einem Bassin in der Vorhalle und Statuen. Jetzt ist es ganz nett dort, aber im Winter ist es entsetzlich kalt mit den Steinböden und Steintreppen und einem Oberlicht über der Halle! Mutter meinte, Sie wären vielleicht so freundlich, mit hinzufahren und es sich anzusehen.»
    «Ich kann es kaum erwarten. Können wir gleich morgen losfahren? Ich verspreche Ihnen, wir werden frivol genug sein, um selbst Onkel Meleager zu gefallen, wenn nur Sie auch Ihren Teil dazu tun, Miss Marryat. Sollen wir, Mary?»
    «Natürlich! Und – hör mal, sollten wir jetzt nicht lieber aufbrechen, wenn wir noch ins Pallambra wollen?»
    «Ich gehe nie ins Variete», sagte Miss Marryat ungnädig.
    «Oh, aber heute abend müssen Sie mitkommen», versuchte Seine Lordschaft sie zu überreden. «Das ist so frivol. Denken Sie nur, wie das Onkel Meleager gefallen würde!»
    So sah denn der nächste Tag die ganze Gesellschaft, nicht ohne den unentbehrlichen Mr. Bunter, in Onkel Meleagers Haus versammelt. Solange die Testamentsfrage nicht geklärt war, hatte Mr. Finchs

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