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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Peter wie aus der Pistole geschossen.
    «Danke, Mylord, das hatte ich auch schon gedacht, aber es paßt leider nicht.»
    «Dann eben nicht», sagte Lord Peter. «Wie steht’s mit meinem Bad?»
    «Es müßte gleich fertig sein, Mylord.»
    Lord Peter Wimsey schwang seine seidenbekleideten Beine über die Bettkante und dehnte sich wohlig. Es war ein schöner Juni in diesem Jahr. Durch die offene Tür sah er die Dampfwölkchen, die sich einladend durch einen gelben Sonnenstrahl kräuselten. Jeder seiner Schritte in Richtung Bad war ein bewußter Akt des Genießens. Mit seinem etwas belegten, hellen Tenor schmetterte er ein paar Töne von « Maman, dîtes-moi » , dann kam ihm plötzlich ein Gedanke, und er kehrte noch einmal um.
    «Bunter!»
    «Mylord?»
    «Keinen Speck heute morgen. Der Geruch paßt heute nicht.» «Ich hatte an Rühreier gedacht, Mylord.»
    «Ausgezeichnet. Buttergelb. Das richtige BeaconsfieldGefühl», sagte Seine Lordschaft beifällig.
    Sein Gesang erstarb in einem verzückten Schmachtlaut, als er in das nach Verbenaöl duftende Wasser stieg. Sein Blick glitt abwesend über die hellblau und weiß gekachelten Badezimmerwände.
    Mr. Bunter hatte sich in die Küche verzogen, um den Kaffee aufzusetzen, als die Glocke ertönte. Überrascht eilte er zurück ins Schlafzimmer. Es war leer. Mit zunehmender Verwunderung stellte er fest, daß es die Badezimmerglocke gewesen sein mußte. Das Wort «Herzanfall» schoß ihm durch den Kopf, aber gleich trat an seine Stelle der noch beklemmendere Gedanke:
«Keine Seife.» Fast angstvoll öffnete er die Tür.
    «Eure Lordschaft haben geläutet?» fragte er den Kopf, der als einziges von Lord Peter noch zu sehen war.
    «Ja», sagte Seine Lordschaft unvermittelt. «Gespann.»
    «Wie meinen, Mylord?»
    «Gespann. Wort mit sieben Buchstaben, das mit Zwei zu tun hat. Ein P in der Mitte. Zwei Pferde. Ein Gespann.»
    Auf Bunters Gesicht machte sich Seligkeit breit.
    «Zweifellos richtig», sagte er, indem er einen kleinen Zettel aus der Tasche zog und das Wort mit Bleistift eintrug. «Ich bin Eurer Lordschaft zutiefst verbunden. In diesem Fall muß der gute Koch mit sechs Buchstaben, der auf R endet, Hunger heißen.»
    Lord Peter entließ ihn mit einer Handbewegung.
    Als Lord Peter ins Schlafzimmer zurückkam, staunte er nicht schlecht, seine Schwester Mary dort in seinem höchsteigenen Sessel sitzen und seine Rühreier verzehren zu sehen. Er begrüßte sie mit freundschaftlicher Bissigkeit und erkundigte sich, was sie zu so gottloser Stunde zu ihm führe.
    «Ich reite mit Freddy Arbuthnot aus», antwortete Ihre Ladyschaft, «was du ja schon an meinen Beinkleidern sehen könntest, wenn du wirklich der große Sherlock Holmes wärst, für den du dich ausgibst.»
    «Auf Reiten war ich schon gekommen», erwiderte ihr Bruder, «aber ich muß zugeben, daß Freddys Name für meine Vorfrühstücksaugen nicht mit Großbuchstaben auf den Knien deiner Reithose stand. Aber warum der Besuch?»
    «Einfach weil du am Weg wohnst», sagte Lady Mary, «und ich sonst schon den ganzen Tag beschäftigt bin, und weil ich möchte, daß du heute abend mit mir in den Sowjet-Club essen gehst.»
    «Großer Gott, Mary, wozu denn das? Du weißt, wie ich dieses Lokal hasse. Miserable Küche, unrasierte Männer, und die Gespräche bringen mich auf die Palme. Und als ich das letzte Mal dort war, hat mir außerdem dein Freund Goyles eine Kugel in die Schulter verpaßt. Ich dachte übrigens, du hättest den Sowjet-Club aufgegeben.»
    «Es geht auch nicht um mich, sondern um Hannah Marryat.» «Was, dieses verbiesterte junge Mädchen mit dem schlechten Haarschnitt und den Schnürschuhen?»
    «Sie konnte sich eben noch nie einen guten Friseur leisten.
    Und das ist genau der Punkt, an dem ich deine Hilfe brauche.» «Mein liebes Kind, ich kann ihr doch nicht die Haare schneiden. Vielleicht Bunter. Er kann ja fast alles.»
    «Unsinn! Nein, aber sie hat – das heißt, sie hatte – einen Onkel, so einen reichen, knickrigen, der nie einem andern mal einen Penny abgab. Also, dieser Onkel ist jetzt tot, und sie können sein Testament nicht finden.»
    «Vielleicht hat er keins gemacht.»
    «O doch, er hat. Er hat es ihr sogar geschrieben. Aber der gemeine Kerl hat es versteckt, und jetzt können sie es nicht finden.»
    «Ist das Testament zu ihren Gunsten?»
    «Ja.»
    «Wer ist der nächste Verwandte?»
    «Sie und ihre Mutter sind die einzigen, die von der Familie noch übrig sind.»
    «Na, dann braucht sie sich

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