Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
über den geplanten Diebstahlversuch erhalten haben. Einer unserer Leute bringt soeben den männlichen Teil des Verbrecherpaars zum Vordereingang, nachdem wir ihn mit Euer Gnaden Diamanten in seinem Besitz ertappt haben.»
(Alle drehten sich um, und wirklich sah man in diesem Augenblick den Müßiggänger mit der karierten Mütze und einen uniformierten Konstabler eintreten, zwischen sich den Blumenverkäufer.) «Seine Komplizin, die das Schloß zu Euer Gnaden Safe geknackt hat, ist – hier! O nein, das lassen Sie schön bleiben», fügte er hinzu, als Célestine inmitten eines unflätigen Wortschwalls, den zu verstehen glücklicherweise niemand genug Französisch konnte, einen Revolver aus dem Ausschnitt ihres züchtigen schwarzen Kleides zu reißen versuchte. «Célestine Berger», fuhr er fort, indem er die Waffe einsteckte, «ich verhafte Sie im Namen des Gesetzes und belehre Sie, daß alles, was Sie aussagen, festgehalten wird und gegen Sie verwendet werden kann.»
«Der Himmel steh uns bei», sagte Lord Peter. «Das Dach würde vom Gerichtsgebäude fliegen. Und du hast den falschen Namen, Charles. Meine Damen und Herren, erlauben Sie mir, Ihnen Jacques Lerouge vorzustellen, bekannt als Sans-culotte, den jüngsten und raffiniertesten Dieb, Safeknacker und Frauenimitator, der je eine Akte im Palais de Justice zierte.»
Die Anwesenden hielten die Luft an. Jacques Lerouge ließ einen leisen Fluch vernehmen und schnitt Lord Peter eine boshafte Grimasse.
«C’est parfait», sagte er. «Toutes mes félicitations, Mylord, das nennt man gute Arbeit, wie? Und jetzt erkenne ich auch ihn», fügte er hinzu, indem er Bunter angrinste, «diesen ach so geduldigen Engländer, der in der gare St. Lazare hinter uns in der Schlange stand. Aber sagen Sie mir bitte, woran Sie mich erkannt haben, damit ich es besser machen kann, nächstes Mal.»
«Wie ich vorhin schon dir gegenüber erwähnte, Charles», sagte Lord Peter, «ist es das unkluge Zurückfallen in Sprachgewohnheiten, das einen verrät. In Frankreich zum Beispiel wird jeder Junge dazu erzogen, männliche Adjektive zu verwenden, wenn er von sich selbst spricht. Er sagt: Que je suis beau! Ein kleines Mädchen hingegen bekommt eingebleut, daß es weiblich ist; es muß sagen: Que je suis belle! Das muß einem Frauenimitator das Leben ganz schön schwer machen. Und wenn ich dann am Bahnhof stehe und eine aufgeregte junge Frau zu ihrem Begleiter sagen höre: ‹Me prends-tu pour un imbécile?› – dann erregt der männliche unbestimmte Artikel meine Neugier. So war das», schloß er kurz und bündig. «Danach brauchte ich nur noch Bunter ein Foto machen zu lassen und mich mit unsern Freunden bei der Sûrete und bei Scotland Yard in Verbindung zu setzen.»
Jacques Lerouge verbeugte sich wieder. «Ich beglückwünsche Sie noch einmal, Mylord. Er ist der einzige Engländer, dem ich je begegnet bin, der unsere schöne Sprache zu würdigen versteht. Ich werde dem fraglichen Artikel künftig große Aufmerksamkeit schenken.»
Die Herzoginwitwe von Medway näherte sich Lord Peter mit furchtbarem Blick.
«Peter», sagte sie, «wollen Sie damit sagen, Sie wußten das und haben es zugelassen, daß ich die letzten drei Wochen von einem jungen Mann an- und ausgekleidet und zu Bett gebracht wurde?»
Seine Lordschaft hatte den Anstand, zu erröten.
«Herzogin», sagte er zerknirscht, «bei meiner Ehre, bis heute morgen wußte ich es nicht absolut sicher. Und die Polizei wollte diese Leute doch unbedingt auf frischer Tat ertappen. Womit kann ich meine Reue beweisen? Soll ich das privilegierte Scheusal in Stücke reißen?»
Der grimmige alte Mund entspannte sich ein wenig.
«Immerhin», sagte die Herzoginwitwe in dem vergnüglichen Bewußtsein, ihre Schwiegertochter zu schockieren, «gibt es sehr wenige Frauen meines Alters, die sich dessen rühmen können. Es scheint doch, wir sterben, wie wir gelebt haben, mein Lieber.»
Denn die Herzoginwitwe von Medway hatte zu ihrer Zeit wahrlich einen Ruf gehabt.

3
 Das faszinierende Problem mit Onkel Meleagers Testament
    «Sie machen so ein bekümmertes Gesicht, Bunter», sagte Seine Lordschaft freundlich zu seinem Diener. «Kann ich Ihnen irgendwie helfen?»
    Des Getreuen Miene hellte sich auf, während er die graue Hose seines Herrn aus dem Spannbügel nahm.
    «Vielleicht können Eure Lordschaft so freundlich sein und mir ein Wort mit sieben Buchstaben und einem P in der Mitte nennen, das etwas mit Zwei zu tun hat.»
    «Doppelt», sagte Lord

Weitere Kostenlose Bücher