Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern
zwei Tage hinfahren und ab und zu ein Theaterbesuch, das geht ja noch, aber wie ihr das tagaus, tagein aushaltet, das geht über meine Begriffe. Ich muß mal mit Plunkett über diesen Bogengang reden», fügte er hinzu. «Er gerät völlig außer Fasson.»
Mit diesen Worten brach er eine herunterhängende Efeuranke ab. Die Pflanze schüttelte sich rachsüchtig und ließ Wimsey einen kleinen Regenschauer in den Nacken tropfen.
Die Spanielmutter bewohnte mit ihrer Familie einen gemütlichen, luftigen Verschlag in den Stallungen. Ein jüngerer Mann in Reithosen und Gamaschen kam den Besuchern zur Begrüßung entgegen und holte die kleinen Hundebündel zur Begutachtung hervor. Wimsey setzte sich auf einen umgedrehten Eimer und nahm sie der Reihe nach in Augenschein. Die Hündin war nach vorsichtigem Beschnuppern seiner Stiefel und einem kurzen Knurren wohl doch zu der Ansicht gekommen, daß er vertrauenswürdig war, und sabberte ihm freundlich die Knie voll.
«Lassen Sie mich mal sehen», sagte Mr. Frobisher-Pym. «Wie alt sind sie jetzt?»
«Dreizehn Tage, Sir.»
«Hat sie genug Milch?»
«Ja, Sir. Sie kriegt von diesem Malzfutter. Scheint ihr gut zu bekommen, Sir.»
«Ah, ja. Plunkett war da etwas skeptisch, aber ich habe schon viel Gutes davon gehört. Plunkett hat für Experimente nichts übrig, und im allgemeinen bin ich da ganz seiner Meinung. Wo ist Plunkett denn übrigens?»
«Er fühlt sich heute morgen nicht besonders, Sir.» «Das tut mir aber leid, Merridew. Wieder sein Rheuma?»
«Nein, Sir. Soweit ich Mrs. Plunkett verstanden habe, hat er einen kleinen Schock erlitten.»
«Einen Schock? Was für einen Schock? Es ist doch hoffentlich nichts mit Alf oder Elsie passiert?»
«Nein, Sir. Es ist nur – wie ich gehört habe, hat er etwas gesehen, Sir.»
«Was soll das heißen – etwas gesehen?»
«Nun, Sir – so etwas wie eine Warnung, wie er sagt.»
«Eine Warnung? Du lieber Himmel, Merridew, so was darf er sich aber nicht in den Kopf setzen. Ich muß mich über Plunkett sehr wundern; ich hatte ihn immer für einen vernünftigen Menschen gehalten. Was sagt er denn, was für eine Warnung das gewesen sein soll?»
«Das weiß ich nicht, Sir.»
«Er hat doch sicher gesagt, was er da gesehen haben will.»
Merridews Miene wurde ein wenig störrisch.
«Ich kann es wirklich nicht sagen, Sir.»
«So geht das nicht. Ich muß mal mit Plunkett reden. Ist er in seinem Cottage?»
«Ja, Sir.»
«Da gehen wir gleich mal hin. Sie haben doch keine Einwände, Wimsey? Ich kann nicht zulassen, daß Plunkett sich da in eine Krankheit hineinsteigert. Wenn er einen Schock erlitten hat, sollte er lieber zum Arzt. Also, machen Sie weiter, Merridew, und sehen Sie zu, daß sie es schön warm und gemütlich hat. Durch diese Steinböden kommt es gern feucht herauf. Ich spiele mit dem Gedanken, das alles hier betonieren zu lassen, aber das kostet natürlich Geld. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen», sagte er, während er seinen Gast am Gewächshaus vorbei auf das gepflegte Cottage zuführte, das inmitten seines eigenen Kräutergärtchens stand, «was da wohl passiert sein könnte, daß es Plunkett so umwirft. Hoffentlich nichts Ernstes. Er kommt natürlich in die Jahre, aber trotzdem sollte er etwas Besseres wissen, als an Warnungen zu glauben. Sie machen sich keine Vorstellung davon, was für haarsträubende Ideen diese Leute manchmal haben. Übrigens vermute ich, daß er in Wahrheit im Müden Wandersmann war, und irgend jemand hatte seine Wäsche draußen hängen, die er auf dem Heimweg gesehen hat.»
«Keine Wäsche», korrigierte Wimsey ihn. Seine angeborene Kombinationsgabe ließ ihn die Unlogik dieser Überlegung gleich erkennen, wenngleich er sich verärgert sagte, daß dies ja nun wirklich nicht wichtig sei. «Es hat gestern abend in Strömen geregnet, und außerdem ist heute Donnerstag. Aber Dienstag und Mittwoch war es schön, also wird alle Wäsche schon an diesen Tagen getrocknet worden sein. Wäsche war es demnach nicht.»
«Hm, na ja – dann eben etwas anderes – ein Pfosten, oder der weiße Esel der alten Mrs. Gidden. Plunkett schaut gelegentlich ein bißchen zu tief ins Glas, das muß ich leider sagen, aber er hält die Zwinger gut in Schuß, und da sieht man eben über manches hinweg. Die Leute in dieser Gegend sind sehr abergläubisch, und wenn sie einem erst vertrauen, können sie einem die aberwitzigsten Sachen erzählen. Sie würden staunen, wie weit vom Schuß wir hier in puncto
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