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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Bauern hier wird das ein Ärgernis sein. Immerhin kannten sie Burdock ein bißchen zu gut. Simpson – das ist hier der Ortsvorsteher – kam gestern abend ziemlich bestürzt zu mir, um mit mir darüber zu reden. Einen vernünftigeren Menschen als Simpson kenne ich nicht. Ich habe ihm versprochen, mit Hancock zu reden, und das habe ich heute morgen auch getan, aber ebensogut hätte ich gegen die Kirchentür anreden können.»
    «Mr. Hancock ist einer von diesen jungen Männern, die alles besser zu wissen glauben», sagte seine Frau. «Ein verständiger Mensch hätte auf dich gehört, Tom. Du bist Friedensrichter und wohnst schon dein Leben lang hier, da sollte man doch annehmen, daß du dich in dieser Gemeinde um einiges besser auskennst als er.»
    «Er hat sich auf den lächerlichen Standpunkt gestellt», fuhr Mr. Frobisher-Pym fort, «daß man um so mehr für einen Menschen beten müsse, je sündiger er gelebt habe, worauf ich sagte: ‹Ich glaube, soviel können Sie und ich zusammen gar nicht beten, um Burdock da rauszuholen, wo er jetzt ist.› Haha! Darauf meinte er: ‹Da bin ich ganz Ihrer Meinung, Mr. Frobisher-Pym; darum habe ich auch eine achtköpfige Nachtwache arrangiert, die für ihn die ganze Nacht betet.› Ich muß zugeben, darauf wußte ich keine Antwort mehr.»
    « Acht Leute?» entfuhr es Mrs. Frobisher-Pym.
    «Nicht alle gleichzeitig, wenn ich ihn richtig verstanden habe, sondern in Schichten zu je zwei. ‹Also›, sagte ich, ‹Sie sollten aber meines Erachtens bedenken, daß Sie damit den Nonkonformisten Wasser auf ihre Mühlen gießen.› Das stritt er natürlich auch gar nicht ab.»
    Wimsey bediente sich von der Marmelade. Die Nonkonformisten suchten offenbar immerzu Wasser für ihre Mühlen. Was sie darin mahlen wollten, wurde nie erklärt, oder was sie mit dem Mahlgut anfangen sollten. Doch da er selbst im Weihrauch der Hochkirche aufgewachsen war, kannte er die Eigentümlichkeiten dieses Glaubensstreits und antwortete nur: «Extreme Ansichten sind in so einem Dörfchen immer vom Übel. Den schlichten Dorfvätern, dem Dorfschmied, dessen Töchterlein im Kirchenchor den hundertsten Psalm singt und so weiter, geht das gegen den Strich. Hat denn die Familie Burdock da nicht mitzureden? Es sind doch ein paar Söhne da, oder?»
    «Jetzt nur noch die zwei. Aldine ist ja im Krieg gefallen, und Martin ist irgendwo im Ausland. Er ist nach diesem Krach mit seinem Vater fortgegangen, und ich glaube, seitdem war er nie mehr in England.»
    «Worum ging der Krach?»
    «Ach, das war eine schändliche Geschichte. Martin hatte ein Mädchen in Ungelegenheiten gebracht – eine Filmschauspielerin oder Sekretärin oder irgend etwas in der Art – und wollte sie unbedingt heiraten.»
    «Oh!»
    «Ja, das war so ungehörig von ihm», nahm die Dame des Hauses jetzt den Faden auf, «denn er war doch mit der Delaprime-Tochter so gut wie verlobt – ich meine die mit der Brille. Es hat einen fürchterlichen Skandal gegeben. So ein paar entsetzlich vulgäre Leute kamen hierher und drängten sich ins Haus, um den alten Mr. Burdock zu sprechen. Und ich muß ihm zugute halten, daß er ihnen da die Stirn geboten hat – er war ja nicht der Mann, der sich ins Bockshorn jagen ließ. Er hat ihnen gesagt, das Mädchen sei ganz allein selbst schuld, und sie könnten Martin ja verklagen, wenn sie Lust hätten – er lasse sich jedenfalls nicht seines Sohnes wegen erpressen. Der Butler hat natürlich an der Tür gelauscht und es dann im ganzen Dorf herumerzählt. Und dann kam Martin Burdock nach Hause und hat mit seinem Vater einen Krach angefangen, der meilenweit zu hören war. Er sagte, das Ganze sei erlogen, und er wolle das Mädchen sowieso heiraten. Ich verstehe nicht, wie man in so eine Erpresserfamilie einheiraten kann.»
    «Aber meine Liebe», sagte Mr. Frobisher-Pym freundlich, «ich glaube, da bist du weder ganz gerecht gegen Martin noch gegen die Eltern seiner Frau. Wie mir Martin erzählt hat, waren es hochanständige Leute, wenn auch natürlich unter seinem Stand, und sie waren auch nur gekommen, um sich ganz freundschaftlich nach Martins ‹Absichten› zu erkundigen. Das würdest du doch selbst tun, wenn es eine Tochter von uns wäre. Der alte Burdock hat das natürlich als Erpressung ausgelegt. Er war so einer, der meinte, man könne alles mit Geld bezahlen; und er hielt es für das absolute Recht seines Sohnes, ein Mädchen zu verführen, das für seinen Lebensunterhalt arbeiten muß. Ich will nicht sagen, daß

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