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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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zwanzigsten Karte ab – Sie werden sehen, daß die Karo-Sieben zuunterst liegt. Stimmt’s? Jetzt rufe ich sie alle nacheinander auf: Herz-Zehn, Pik-As, Treff-Drei, Treff-Fünf, Karo-König, Neun, -Bube, Herz-Zwei. Stimmt’s? Ich könnte sie Ihnen alle der Reihe nach nennen, bis auf das Herz-As, denn das ist hier.»
    Er beugte sich vor und fischte die Karte geschickt aus Sir Impeys Brusttasche.
    «Das habe ich von einem Mann gelernt, der bei Ypern mit mir im Unterstand lag», sagte er. «Sie beide brauchen über die Geschichte von heute abend niemandem etwas zu erzählen. Es gibt Verbrechen, an die das Gesetz nicht herankommt.»

6
 Das unwürdige Melodram vom Zank um den Knochen
    «Ich finde, Sie haben schreckliches Wetter mitgebracht, Lord Peter», bemerkte Mrs. Frobisher-Pym in scherzhaft tadelndem Ton. «Wenn es so weiterregnet, sieht es für die Beerdigung böse aus.»
    Lord Peter Wimsey warf einen Blick aus dem Fenster des Frühstückszimmers auf den durchweichten grünen Rasen und die Büsche mit den Lorbeerblättern, die steif und glänzend wie Regenmäntel der unbarmherzig niederströmenden Flut trotzten.
    «Gräßlich, wie man bei Begräbnissen immer so ungeschützt herumsteht», pflichtete er ihr bei.
    «Eben. Das finde ich ja auch so schlimm für die alten Leute. In so einem Dörfchen wie hier ist das doch so ziemlich die einzige Freude, die sie im Winter haben. Es gibt ihnen Gesprächsstoff für Wochen.»
    «Ist das eigentlich ein besonderes Begräbnis?»
    «Mein lieber Wimsey», sagte sein Gastgeber, «man sieht, daß Sie in Ihrem kleinen London überhaupt nicht im Bilde sind. So ein Begräbnis hat es in Little Doddering überhaupt noch nie gegeben. Es ist ein Ereignis.»
    «Wahrhaftig?»
    «Du meine Güte, ja doch! Vielleicht erinnern Sie sich noch an den alten Burdock.»
    «Burdock? Mal überlegen. Ist er nicht gewissermaßen der hiesige Gutsherr?»
    «War», verbesserte ihn Mr. Frobisher-Pym. «Jetzt ist er tot – vor ungefähr drei Wochen in New York gestorben, und nun wird er zur Beisetzung hierher überführt. Die Burdocks leben seit Hunderten von Jahren im großen Gutshaus, und alle wurden auf dem hiesigen Friedhof beigesetzt, bis auf den einen natürlich, der im Krieg gefallen ist. Burdocks Sekretär hat die Nachricht von seinem Tod herübergekabelt und angekündigt, daß die Leiche hergeschickt wird, sobald sie mit dem Einbalsamieren fertig sind. Das Schiff trifft heute morgen in Southampton ein, glaube ich. Jedenfalls kommt der Tote heute abend mit dem Zug um halb sechs aus London an.»
    «Gehst du zum Bahnhof, Tom?»
    «Nein, meine Liebe. Das wird wohl auch nicht erwartet. Natürlich wird das ganze Dorf auf den Beinen sein. Joliffs Leute haben ihren großen Auftritt; sie haben sich vom jungen Mortimer extra für die Gelegenheit zwei Pferde ausgeliehen. Hoffentlich schlagen die nur nicht über die Stränge und schmeißen den Leichenwagen um. Mortimers Gäule sind im allgemeinen etwas temperamentvoll.»
    «Aber wir müssen doch den Burdocks gewissermaßen die Ehre erweisen, Tom.»
    «Wir gehen morgen zur Beerdigung, das genügt. Das sind wir wohl der Familie schuldig, aber was den Alten selbst angeht, wäre Ehre gewiß das Letzte, was ihm jemand erweisen wollen würde.»
    «Tom, er ist tot!»
    «Das wurde auch Zeit. Nein, Agatha, man braucht jetzt nicht so zu tun, als ob der alte Burdock etwa kein gehässiger, übellauniger, niederträchtiger alter Lump gewesen wäre, auf den die Welt gut und gern verzichten kann. Nach dem letzten Skandal, den er angezettelt hat, konnte er sich hier nicht mehr halten und mußte nach Amerika gehen, und trotzdem wäre er wahrscheinlich hinter Gittern gelandet, wenn er nicht das Geld gehabt hätte, um die Leute auszubezahlen. Darum ärgere ich mich ja auch so sehr über Hancock. Ich habe nichts dagegen, daß er sich Priester nennt, obwohl es dem guten alten Weeks genügte, als Geistlicher bezeichnet zu werden – dabei war er immerhin Chorherr –, und mich stören auch seine Gewänder nicht. Er kann sich einen Union Jack um den Leib wickeln, wenn er will – das macht doch mir nichts aus. Aber wenn er den alten Burdock im Südschiff aufbahren will, mit Kerzen drumherum, und Hubbard von der ‹Roten Kuh› und der junge Duggins sollen die halbe Nacht für ihn beten, da ist für mich die Grenze. Die Leute mögen das nämlich nicht – zumindest die ältere Generation; für die jungen Leute mag es ja noch angehen; die brauchen ihren Spaß; aber etlichen von den

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