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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Martin völlig im Recht war –»
    «Ich fürchte, Martin ist ein Apfel, der nicht weit vom Stamm gefallen ist», versetzte die Dame. «Er hat das Mädchen jedenfalls geheiratet, und warum hätte er das tun sollen, wenn er nicht mußte?»
    «Nun, du weißt aber, daß sie nie Kinder hatten», sagte Mr. Frobisher-Pym.
    «Das mag sein. Ich zweifle ja auch nicht einen Augenblick daran, daß das Mädchen mit seinen Eltern unter einer Decke steckte. Und du weißt, daß die Familie Martin Burdock seither immer in Paris gelebt hat.»
    «Stimmt», räumte ihr Gatte ein. «Das Ganze war jedenfalls eine rundherum unerfreuliche Geschichte. Es hat auch einige Schwierigkeiten gegeben, Martins Adresse herauszufinden, aber sicher wird er jetzt in Kürze hier eintreffen. Wie ich höre, produziert er gerade irgendeinen Film, da kann er vielleicht nicht rechtzeitig fort, um zum Begräbnis hier zu sein.»
    «Wenn er ein normales Gefühl im Leib hätte, würde er sich nicht durch einen Film davon abhalten lassen», verfügte Mrs. Frobisher-Pym kategorisch.
    «Meine Liebe, es gibt noch so etwas wie Verträge, bei deren Nichterfüllung hohe Strafen zu bezahlen sind. Und ich glaube nicht, daß Martin es sich leisten kann, eine hohe Summe zu verlieren. Es ist nicht anzunehmen, daß sein Vater ihm etwas hinterlassen hat.»
    «Dann ist Martin also der jüngere Sohn?» fragte Wimsey höflich interessiert, obwohl er dieser abgedroschenen Dorfoperette wenig abgewinnen konnte.
    «Nein, er ist der älteste. Das Haus ist natürlich unveräußerlicher Familienbesitz, und die Ländereien gewissermaßen auch. Aber es steckt kein Geld in dem Land. Der alte Burdock hat sein Vermögen während des großen Booms mit Kautschukaktien gemacht, und dieses Geld wird der bekommen, dem er es vermacht hat – und wer weiß, wer das ist, denn ein Testament hat man bisher nicht gefunden. Wahrscheinlich hat er alles Haviland zugesprochen.»
    «Dem jüngeren Sohn?»
    «Ja. Er spielt irgendeine Rolle in der Wirtschaft – Direktor einer Firma –, hat etwas mit Seidenstrümpfen zu tun, glaube ich. Niemand weiß so recht etwas über ihn. Er ist sofort gekommen, als er vom Tod seines Vaters hörte, und wohnt jetzt bei den Hancocks. Das Gutshaus ist ja zugeschlossen, seit der alte Burdock vor vier Jahren nach Amerika ging. Ich denke, Haviland findet es nicht der Mühe wert, es wieder aufzumachen, bevor sie wissen, was Martin damit vorhat. Deshalb wird der Tote ja auch in der Kirche aufgebahrt.»
    «Das macht gewiß auch weniger Umstände», meinte Wimsey.
    «O ja, das schon – aber wissen Sie, ich finde, Haviland sollte da doch etwas mehr Gemeinsinn an den Tag legen. Wenn man bedenkt, welche Stellung die Burdocks hier immer eingenommen haben, könnten die Leute mit Recht einen anständigen Empfang nach dem Begräbnis erwarten. Das gehört sich so. Aber diese Geschäftsleute haben weniger mit der Tradition im Sinn als wir hier draußen. Und da Haviland nun bei den Hancocks zu Gast ist, kann er natürlich nicht gut etwas gegen die Kerzen und Gebete und dergleichen sagen.»
    «Das vielleicht nicht», sagte Mrs. Frobisher-Pym, «aber es wäre schon passender gewesen, wenn Haviland zu uns gekommen wäre, statt zu den Hancocks zu gehen, die er nicht einmal kennt.»
    «Meine Liebe, du vergißt diesen unerfreulichen Disput, den ich einmal mit Haviland hatte, weil er auf meinen Ländereien gejagt hat. Nach dem Briefwechsel zwischen uns bei seinem letzten Besuch hier konnte ich ihm schlecht meine Gastfreundschaft anbieten. Sein Vater hat sich in dieser Angelegenheit durchaus so verhalten, wie es sich gehört, das will ich ihm zugestehen, aber Haviland war mir gegenüber ausgesprochen unhöflich, und ich kann die Worte, die da gefallen sind, nicht gut übersehen. Aber wir dürfen Sie nicht mit unserem Dorfklatsch langweilen, Lord Peter. Was hielten Sie übrigens von einem kleinen Rundgang nach dem Frühstück? Ein Jammer, daß es so regnet – und den Garten bekommen Sie um diese Jahreszeit auch nicht von seiner besten Seite zu sehen –, aber ich habe einen Wurf Cockerspaniels, auf den Sie vielleicht mal einen Blick werfen möchten.»
    Lord Peter äußerte großes Interesse an den Spaniels, und ein paar Minuten später stapfte er den aufgeweichten Kiesweg hinunter, der zu den Zwingern führte.
    «Es geht doch nichts über ein gesundes Landleben», meinte Mr. Frobisher-Pym. «Ich finde London im Winter immer so bedrückend. Man weiß nichts mit sich anzufangen. Mal für einen oder

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