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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Leiche in die Kutsche gelegt, und Mortimer ist damit weggefahren. Er ist mir morgens um halb drei auf der Straße nach Herriotting begegnet, demnach können sie mit dieser Arbeit nicht viel Zeit vertan haben. Mortimer könnte allein gewesen sein, vielleicht hatte, er aber auch noch jemanden bei sich, der sich um die Leiche kümmerte, während er selbst mit einer schwarzen Maske den kopflosen Kutscher spielte. Das weiß ich nicht so sicher. Jedenfalls sind sie kurz vor der Straßengabel bei Frimpton durch das letzte Gatter in die Felder eingebogen und zu Mr. Mortimers Scheune gefahren. Dort haben sie die Kutsche stehen gelassen – das weiß ich, weil ich sie gesehen habe, und ich habe auch die Kleie gesehen, mit deren Hilfe sie die Hufe der Pferde leise gemacht hatten. Ich vermute, daß sie dort mit einem Auto weitergefahren sind und die Pferde anderntags abgeholt haben – aber das sind Einzelheiten. Ich weiß auch nicht, wohin sie die Leiche dann gebracht haben, aber ich bin sicher, wenn Sie hingehen und Mr. Mortimer danach fragen, wird er Ihnen versichern können, daß sie sich noch über der Erde befindet.»
    Wimsey machte eine Pause. Mr. Frobisher-Pym und die Hancocks machten verwirrte und ärgerliche Gesichter, aber Havilands Gesicht war grün. Auf Mrs. Havilands Wangen wurden die Rougeflecken sichtbar, und ihr Mund war eingefallen. Wimsey nahm die Nürnberger Bilderbogen in die Hand und strich liebevoll nachdenklich über den Deckel, während er fortfuhr.
    «Inzwischen besorgten der junge Rawlinson und sein Spießgeselle natürlich das Tarnmanöver in der Kirche, um den Eindruck eines protestantischen Frevels zu erwecken. Nachdem sie alles hübsch hergerichtet hatten, brauchten sie sich nur noch selbst im Heizungskeller einzuschließen und den Schlüssel zum Fenster hinauszuwerfen. Dort werden Sie ihn wahrscheinlich finden, Mr. Hancock, wenn Sie mal nachsehen. Fanden Sie die Geschichte von den zwei bis drei Angreifern nicht auch ein bißchen lahm? Hubbard ist ein schwerer, starker Mann, und Rawlinson ist ein kräftiger junger Bursche – und trotzdem wurden sie nach ihren eigenen Worten in den Heizungskeller gesteckt wie hilflose kleine Kinder, ohne daß einer von ihnen auch nur einen Kratzer abbekommen hat. Denken Sie an die Männer in Steifleinen, Sir, denken Sie an die Männer in Steifleinen!»
    «Hören Sie mal, Wimsey», sagte Mr. Frobisher-Pym, «sind Sie auch sicher, daß Sie nicht phantasieren? Man brauchte schon sehr klare Beweise, um –»
    «Gewiß», sagte Wimsey. «Besorgen Sie sich eine Verfügung vom Innenministerium. Lassen Sie das Grab öffnen. Sie werden bald sehen, ob es die Wahrheit oder nur ein Ausfluß meiner kranken Phantasie ist.»
    «Ich finde diese ganze Unterhaltung ekelhaft», rief Mrs. Burdock. «Hör gar nicht zu, Haviland. Ich kann mir nichts Herzloseres mehr vorstellen, als am Tag nach Vaters Begräbnis dazusitzen und so eine widerwärtige Geschichte zu erfinden. Sie ist es nicht wert, sich auch nur einen Augenblick damit zu befassen. Du wirst doch sicher nicht zulassen, daß die Grabesruhe deines Vaters gestört wird? Das ist abscheulich! Das wäre Grabschändung.»
    «Es ist wirklich sehr unerfreulich», sagte Mr. Frobisher-Pym ernst, «aber wenn Lord Peter diese erstaunliche Theorie, an die ich kaum glauben kann, allen Ernstes vorbringt –»
    Wimsey zuckte mit den Schultern.
    «– dann fühle ich mich verpflichtet, Mr. Burdock, Sie daran zu erinnern, daß Ihr Bruder bei seiner Rückkehr darauf bestehen könnte, die Angelegenheit zu untersuchen.»
    «Aber das kann er doch gar nicht, oder?» fragte Mrs. Burdock.
    «Natürlich kann er das, Winnie», fauchte ihr Mann wütend.
    «Er ist einer der Testamentsvollstrecker. Er hat dasselbe Recht, den alten Herrn ausgraben zu lassen, wie ich ein Recht habe, es zu verbieten. Stell dich nicht so dumm an.»
    «Wenn Martin einen Funken Anstand besäße, würde er es auch verbieten», erklärte Mrs. Burdock.
    «Ja nun», meinte Mrs. Hancock, «so schockierend das alles sein mag, so muß man hier doch auch an das Geld denken. Mr. Martin könnte sich gegenüber seiner Frau und seiner Familie, sollte er je eine haben, verpflichtet sehen –»
    «Das Ganze ist einfach lächerlich», befand Haviland entschieden. «Ich glaube kein Wort davon. Wenn ich es glaubte, wäre ich natürlich der erste, der in der Angelegenheit etwas unternehmen würde – nicht nur aus Gerechtigkeit gegenüber Martin, sondern auch für mich selbst. Aber wenn man von

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