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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Inhalt. Mr. Graham kennt die Bestimmungen natürlich auch, aber irgendwie verdächtige ich ihn nicht, da die Finger im Spiel zu haben. Nach allem, was ich so höre, ist er nicht der Mann, der Partei ergreifen würde – zumindest nicht Mr. Martins Partei.
    Als nun die Nachricht von Mr. Burdocks Tod aus den Staaten herübertelegrafiert wurde, sind dem jungen Rawlinson vermutlich die Bestimmungen dieses Testaments wieder eingefallen, und er fand wohl, daß Mr. Martin – der im Ausland war und so weiter – dadurch benachteiligt wurde. Rawlinson muß Ihrem Bruder übrigens sehr zugetan sein –»
    «Es war schon immer Martins Art, sich mit jungen Taugenichtsen abzugeben und mit ihnen seine Zeit zu verplempern», stimmte Haviland ihm mürrisch zu.
    Der Pfarrer schien zu finden, daß diese Feststellung der Korrektur bedürfe, und sagte leise, er habe gehört, daß Martin stets gut zur Dorfjugend gewesen sei.
    «Eben», sagte Wimsey. «Ich glaube also, daß der junge Rawlinson nun Martin eine gleichwertige Chance verschaffen wollte, an sein Erbe heranzukommen, verstehen Sie? Er wollte nichts über das Testament ausplaudern – das ja vielleicht noch auftauchen würde oder auch nicht –, und vielleicht dachte er, es könne selbst dann noch Schwierigkeiten geben, wenn es auftauchte. Jedenfalls kam er zu dem Schluß, daß es das beste wäre, die Leiche einfach zu stehlen und über der Erde aufzubewahren, bis Martin käme und sich selbst um die Angelegenheit kümmern könnte.»
    «Das ist eine unglaubliche Unterstellung», begann Mr. Frobisher-Pym.
    «Ich gebe ja zu, daß ich im Irrtum sein kann», sagte Wimsey, «aber so stelle ich mir das nun einmal vor. Jedenfalls hat es Hand und Fuß – nicht wahr? Nun, und als der junge Rawlinson dann aber sah, daß die Durchführung dieses Vorhabens für ihn allein zu schwer war, schaute er sich nach jemandem um, der ihm helfen könnte. Und er verfiel auf Mr. Mortimer.»
    «Mortimer?»
    «Ich kenne Mr. Mortimer nicht persönlich, aber nach allem, was ich höre, ist er kein Spielverderber und hat bestimmte Möglichkeiten, die nicht jeder hat. Rawlinson und Mortimer steckten die Köpfe zusammen und entwarfen einen Schlachtplan. Natürlich haben Sie, Mr. Hancock, ihnen mit Ihrer Aufbahrungsidee sehr dabei geholfen. Ohne das weiß ich nicht, ob sie es geschafft hätten.»
    Mr. Hancock gab verlegene Schnalzgeräusche von sich.
    «Ihr Gedanke war dieser: Mortimer sollte eine alte Kutsche und vier weiße Pferde zur Verfügung stellen, mit Leuchtfarbe und schwarzen Tüchern so präpariert, daß sie die Todeskutsche der Burdocks darstellen konnten. Der Vorzug dieser Idee war, daß niemand allzu große Neigung verspüren würde, sich diese Kutsche genauer anzusehen, wenn sie zu unchristlicher Stunde in der Nähe des Friedhofs herumstand. Inzwischen mußte der junge Rawlinson dafür sorgen, daß er in die Totenwache in der Kapelle einbezogen wurde, und einen zu jeder Schandtat bereiten Kumpan finden, der mit ihm Wache halten und sich an dem Spielchen beteiligen würde. Er verabredete sich mit dem Wirt und erzählte Mr. Hancock etwas, damit er die Wache von vier bis sechs bekam. Ist es Ihnen nicht merkwürdig vorgekommen, Mr. Hancock, daß er so erpicht darauf war, den weiten Weg von Herriotting herüberzukommen?»
    «Mir ist Eifer in meiner Gemeinde nicht unbekannt», versetzte Mr. Hancock steif.
    «Gut, aber Rawlinson gehörte nicht zu Ihrer Gemeinde. Jedenfalls wurde der Plan ausgefeilt, und Mittwoch nacht fand die Generalprobe statt, bei der Ihr guter Plunkett den Schrecken seines Lebens bekam, Sir.»
    «Wenn ich das fürwahr halten müßte –» sagte Mr. FrobisherPym.
    «Donnerstag nacht», fuhr Wimsey fort, «waren die Verschwörer zur Tat bereit und versteckten sich vor zwei Uhr morgens auf der Kanzel. Sie warteten, bis Mrs. und Miss Hancock die Wache übernommen hatten, dann machten sie Lärm, um auf sich aufmerksam zu machen. Als die beiden Damen nahten, um zu sehen, was da los war, sprangen sie hervor und sperrten sie in die Sakristei.»
    «Mein Gott!» rief Mrs. Hancock.
    «Das war der Zeitpunkt, zu dem die Todeskutsche am Südportal vorfahren sollte. Sie kam über den Back Lane, glaube ich, obwohl ich das nicht sicher sagen kann. Dann nahmen Mortimer und die beiden andern die einbalsamierte Leiche aus dem Sarg und legten dafür Säcke mit Sägemehl hinein. Ich weiß, daß es Sägemehl war, weil ich am Morgen Reste davon auf dem Boden der Jungfrauenkapelle gefunden habe. Sie haben die

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