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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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«Wo bleibt denn nur der exzentrische alte Millionär mit der geheimnisvollen Krankheit, der in Romanen immer vorkommt? Blitzartige Diagnose – wundersame Heilung – ‹Gott segne Sie, Doktor, hier sind fünftausend Pfund› – Harley Street –»
    «Solche Leute wohnen nicht in Bloomsbury», sagte der Arzt. «Es muß faszinierend sein, Diagnosen zu stellen», meinte Peterbedächtig. «Wie machen Sie das eigentlich? Ich meine, gibt es so für jede Krankheit eine bestimmte Liste von Symptomen, etwa wie man beim Bridge ein Treff bietet, um seinem Partner anzuzeigen, daß er Sans Atout bieten soll? Sie sagen nicht einfach: ‹Der und der hat einen Pickel auf der Nase, folglich leidet er an Herzverfettung› –?»
    «Das will ich nicht hoffen», antwortete der Arzt trocken. «Oder ist es mehr so, wie wenn man die Spur zu einem Verbrechen findet?» fuhr Peter fort. «Man sieht etwas – ein Zimmer, oder sagen wir eine Leiche, alles irgendwie in heilloser Unordnung, und es sind jede Menge Symptome dafür da, daß etwas nicht stimmt, so daß Sie sich nur noch die heraussuchen müssen, die Ihnen sagen, was los ist?»
    «Das kommt der Sache schon näher», sagte Dr. Hartman. «Manche Symptome sind an sich schon charakteristisch – wie das Aussehen des Zahnfleisches bei Skorbut zum Beispiel –, andere wieder in Verbindung mit –»
    Er brach ab, und beide sprangen auf, denn aus der Wohnung über ihnen ertönte ein schriller Schrei, gefolgt von einem schweren Plumps. Dann eine laute, wehklagende Männerstimme; Schritte hin und her; und dann, während der Arzt und sein Gast noch wie versteinert dastanden, kam der Mann selbst – fiel vor Eile fast die Treppe herunter und hämmerte an Hartmans Tür.
    «Hilfe! Hilfe! Aufmachen! Meine Frau! Er hat sie ermordet!»
    Sie stürzten zur Tür und ließen ihn ein. Er war ein großer, blonder Mann in Hemdsärmeln und Strümpfen. Die Haare standen ihm zu Berge, und sein Gesicht drückte fassungslose Verzweiflung aus.
    «Sie ist tot – tot! Er war ihr Liebhaber», ächzte er. «Kommen Sie, Doktor, sehen Sie – holen Sie sie fort! Ich habe meine Frau verloren! Meine Maddalena –» Er verstummte und blickte eine Weile nur wild um sich, dann sagte er mit rauher Stimme: «Jemand war da – irgendwie – hat sie erstochen – ermordet. Ich bringe ihn vor Gericht, Doktor! Kommen Sie, schnell – sie wollte gerade das Huhn fürs Mittagessen braten – Oooh!»
    Er ließ ein langes, hysterisches Heulen ertönen, das in ein schluchzendes Lachen überging. Der Arzt packte ihn fest am Arm und schüttelte ihn. «Reißen Sie sich zusammen, Mr. Brotherton», befahl er scharf. «Vielleicht ist sie nur verletzt. Aus dem Weg!»
    «Nur verletzt?» rief der Mann, indem er sich schwer auf den nächsten Stuhl fallen ließ. «O nein – nein – sie ist tot – die kleine Maddalena – o mein Gott!»
    Dr. Hartman hatte sich aus dem Konsultationszimmer rasch ein paar Verbände und Instrumente geschnappt und rannte, dicht gefolgt von Lord Peter, die Treppe hinauf. Bunter blieb noch einen Moment, um den hysterischen Anfall mit kaltem Wasser zu bekämpfen, dann ging er zum Eßzimmerfenster und rief etwas.
    «Was ist denn los?» kam eine Stimme von der Straße herauf. «Könnten Sie freundlicherweise einmal heraufkommen, Konstabler?» rief Mr. Bunter. «Hier ist ein Mord geschehen.»
    Als Brotherton und Bunter mit dem Polizisten oben ankamen, trafen sie Dr. Hartman und Lord Peter in der kleinen Küche an. Der Arzt kniete neben der Frau. Bei ihrem Eintreten sah er auf und schüttelte den Kopf.
    «Sofort tot», sagte er. «Glatt durchs Herz. Armes Kind. Sie kann aber überhaupt nicht gelitten haben. Ah, Konstabler, wie gut, daß Sie da sind. Hier scheint ein Mord passiert zu sein – allerdings fürchte ich, daß der Mann entkommen ist. Wahrscheinlich kann Mr. Brotherton uns Näheres sagen. Er war zur Tatzeit in der Wohnung.»
    Der Mann war wieder auf einen Stuhl gesunken und starrte mit einem Gesicht, aus dem alles Leben gewichen zu sein schien, auf die Leiche. Der Polizeibeamte nahm sein Notizbuch zur Hand.
    «Also, Sir», sagte er, «dann wollen wir keine Zeit verlieren. Je schneller wir an die Arbeit gehen, desto wahrscheinlicher fangen wir den Mann. So, Sie waren also zur Tatzeit hier, ja?»
    Brotherton starrte noch einen Moment vor sich hin, dann gab er sich sichtlich einen Ruck und antwortete mit fester Stimme: «Ich war im Wohnzimmer – hab geraucht und die Zeitung gelesen. Meine – sie – war hier

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