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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Er wäre durchaus der Mann, sich so einen Plan von vornherein auszudenken.
    Schlau von ihm, diesen Hut nach Falbae zu bringen und am Rande eines Bleiminenschachts liegenzulassen. Daran hatte er gedacht, aber dann hatte er seinen Triumph zu deutlich gezeigt.
    Der Polizeipräsident war so zufrieden wie schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Er ließ sich sogar so weit herab, daß er Wimsey aufsuchen und ihm das Neueste erzählen wollte. Aber Wimsey war nicht zu Hause.

À la Graham
    «Ich wünschte wirklich, Wimsey», sagte Waters gereizt, «Sie fänden endlich was zu tun. Gehen Sie doch mal angeln, oder machen Sie eine Spritztour mit dem Wagen. Ich kann einfach nicht anständig malen, wenn Sie hier die ganze Zeit herumschnüffeln. Das bringt mich ganz aus dem Konzept.»
    «Entschuldigung», sagte Wimsey. «Aber mich fasziniert das nun mal. Für mich ist es das Schönste im Leben, herumzustreunen und anderen bei der Arbeit zuzusehen. Sehen Sie doch nur mal, welcher Beliebtheit sich die Leute erfreuen, die zur Zeit ganz London mit elektrischen Bohrern aufwühlen. Herzogssöhne, Domestikensöhne, Söhne aller Klassen und Schichten – alle können sie stundenlang dastehen und zusehen, obwohl ihnen die Trommelfelle dabei platzen – und warum? Nur weil es solchen Spaß macht, nichts zu tun, während andere arbeiten müssen.»
    «So wird’s wohl sein», antwortete Waters. «Aber zum Glück können sie vor lauter Lärm nicht hören, was die Arbeiter dazu sagen. Wie würden Sie sich denn vorkommen, wenn ich dabeisäße und Ihnen bei Ihrer Detektivarbeit zuschaute?»
    «Das ist was anderes», meinte Wimsey. «Das Wesen der Detektivarbeit ist, daß sie sich in der Stille vollzieht. Zuschauer haben dabei nichts verloren. Aber Sie dürfen mir ruhig zusehen, wenn Sie wollen.»
    «Prima! Dann gehen Sie jetzt mal und spielen Detektiv, und wenn ich mit meinem Bild hier fertig bin, komme ich Ihnen zusehen.»
    «Sie brauchen sich gar nicht so anzustrengen», antwortete Wimsey freundlich. «Schauen Sie mir nur hier gleich zu. Es kostet nichts.»
    «Ach! Sie spielen auch hier Detektiv?»
    «Und wie. Wenn Sie mir die Schädeldecke abnehmen könnten, sähen Sie die Rädchen sausen.»
    «Aha. Dann hoffe ich nur, daß Sie es nicht auf mich abgesehen haben.»
    «Das hoffen immer alle.»
    Waters sah ihn argwöhnisch aus zusammengekniffenen Augen an und legte die Palette beiseite.
    «Hören Sie mal, Wimsey – Sie wollen mir doch damit nichts unterstellen? Ich habe Ihnen alles erzählt, was ich gemacht habe, und daß Sie mir glauben, will ich doch annehmen. Der Polizei mag man’s ja noch verzeihen, wenn sie nur das Offenkundige sieht, aber Ihnen hatte ich immerhin etwas mehr Verstand zugetraut. Wenn ich Campbell ermordet hätte, würde ich mir doch bestimmt ein besseres Alibi ausgedacht haben.»
    «Das kommt ganz darauf an, wie schlau Sie sind», entgegnete Wimsey ungerührt. «Kennen Sie Poes Erzählung Der entwendete Brief ? Ein sehr dummer Mörder kümmert sich überhaupt nicht um ein Alibi. Der etwas schlauere Mörder sagt sich: ‹Wenn ich den Verdacht von mir ablenken will, brauche ich ein gutes Alibi.› Aber ein Mörder, der noch schlauer ist, sagt sich vielleicht: ‹Jeder erwartet von einem Mörder, daß er ein erstklassiges Alibi vorweist; je besser also mein Alibi, desto stärker wird man mich im Verdacht haben. Ich mache es noch besser: Ich bringe ein Alibi, das offensichtlich unvollkommen ist. Dann werden die Leute sagen, daß ich im Falle meiner Schuld bestimmt ein besseres Alibi aufzuweisen hätte.› So würde ich selbst es machen, wenn ich ein Mörder wäre.»
    «Dann würde es wahrscheinlich ein schlimmes Ende mit Ihnen nehmen.»
    «Kann schon sein; die Polizei wäre nämlich womöglich so dumm, daß sie bei ihren Überlegungen nicht über den ersten Schritt hinauskäme. Das mit Ihrem Fahrrad ist doch wirklich ein Jammer, nicht?»
    Waters nahm seine Palette wieder zur Hand.
    «Über diesen Schwachsinn möchte ich mich nicht länger unterhalten.»
    «Ich auch nicht. Malen Sie nur weiter. Was Sie für viele Pinsel haben! Benutzen Sie die alle?»
    «Aber nein!» antwortete Waters ironisch. «Die hab ich nur zum Angeben.»
    «Haben Sie immer alle Ihre Sachen in diesem Sack? Da sieht’s ja aus wie in einer Damenhandtasche. Kraut und Rüben.»
    «Ich finde immer, was ich suche.»
    «Campbell hatte auch so einen Sack.»
    «Das war ja dann direkt etwas Verbindendes zwischen uns.»
    Waters riß Wimsey den Sack einigermaßen

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