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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Ehre und Opfer und Gott weiß was gefaselt, bis ich’s am Ende regelrecht aus ihr rausschütteln mußte. Wissen Sie, was dieses Weib getan hat?»
    «O ja», antwortete Wimsey bester Laune. «Es ist alles heraus. Einer Dame Leumund wurde auf dem Altar der Liebe geopfert. Aber mein Lieber, wir machen Ihnen doch gar keine Vorwürfe. Wir wissen, bevor Sie eine edle Frau kompromittierten, würden Sie eher aufs Schafott steigen, die Lippen verschlossen in ritterlichem Schweigen. Ich weiß nicht, welches die edlere Seele – die Frau, die ihrer selbst nicht denkend –, ich glaube, jetzt werde ich auch noch poetisch.»
    «Mein lieber Wimsey, nun sagen Sie nicht, Sie hätten auch nur für eine Sekunde geglaubt, daß da ein wahres Wort daran ist.»
    «Ehrlich gesagt, nein. Ich hab Sie schon so manches Unüberlegte tun sehen, aber ich hab Ihnen immer zugetraut, daß Sie Mrs. Smith-Lemesurier durchschauen würden.»
    «Das will ich auch hoffen. Aber was soll ich jetzt um Himmels willen machen?»
    «Peinlich, peinlich», meinte Wimsey. «Wenn Sie nicht zugeben wollen, wo Sie in der betreffenden Nacht wirklich waren, wird Ihnen nichts anderes übrigbleiben, als das Opfer anzunehmen, und mit dem Opfer die Dame. Und ich hege die starke Befürchtung, daß hier Dame gleich Ehe ist. Immerhin, so ähnlich ergeht es ja den meisten von uns, und die meisten überleben’s.»
    «Erpressung ist das», ächzte Graham. «Und was hab ich schließlich getan, womit ich das verdient hätte? Ich sag Ihnen, außer einem Kompliment mal so im Vorübergehen hab ich nie – ach, hol’s der Kuckuck!»
    «Nicht mal ein verstohlener Händedruck?»
    «Na ja, vielleicht hab ich ihr mal die Hand gedrückt. Ich meine, man ist ja schließlich höflich.»
    «Oder auch ein Küßchen – in Ehren?»
    «O nein, Wimsey. Soweit bin ich nie gegangen. Ich mag ja ein loser Vogel sein, aber ich habe immer noch so etwas wie einen Selbsterhaltungstrieb. Also wirklich!»
    «Na ja, tragen Sie’s mit Fassung», tröstete Wimsey. «Vielleicht stellt sich die Liebe noch nach der Eheschließung ein. Wenn Sie die Dame über die Kaffeekanne hinweg anblicken und sich sagen: ‹Dieser edlen Frau und ihrer reinen Liebe danke ich Leben und Freiheit›, wird Ihr Herz Sie noch ob Ihrer Kälte schelten.»
    «Zum Teufel mit Leben und Freiheit! Seien Sie doch kein Narr. Können Sie sich überhaupt vorstellen, wie fürchterlich das war? Ich mußte richtig brutal werden, um wegzukommen.»
    «Haben Sie die liebe kleine Frau vielleicht zurückgewiesen?»
    «Ja, das hab ich. Ich hab ihr gesagt, sie soll sich nicht so idiotisch aufführen, und sie ist in Tränen ausgebrochen. Es ist zum Davonlaufen. Was die Leute dort jetzt denken –»
    «Was für Leute wo?»
    «Im Hotel. Sie ist da reingekommen und hat nach mir gefragt und ich hab sie heulend auf dem Sofa im Salon sitzenlassen. Weiß der Himmel, was sie jetzt den Leuten erzählt! Ich hätte sie wenigstens noch nach draußen begleiten sollen, aber ich – mein Gott Wimsey, sie hat mir angst gemacht. Ich bin um mein Leben gerannt. Szenen in der Öffentlichkeit müßten bestraft werden. Dieser alte Pater, der dort wohnt, ist mitten hineingeplatzt, gerade als das Wasserwerk voll in Betrieb war. Ich muß hier wegziehen!»
    «Sie scheinen Ihre Karten nicht sehr gut gespielt zu haben.»
    «Ich muß natürlich jetzt hingehen und bei der Polizei reinen Tisch machen. Aber was nützt das? Kein Mensch wird mir glauben, daß da nicht doch etwas daran war.»
    «Wie wahr! Und was werden Sie der Polizei erzählen?»
    «Na ja, ich werd ihr sagen müssen, wo ich war. Der Teil geht in Ordnung. Aber sehen Sie denn nicht – der bloße Umstand, daß die Frau dieses Märchen in die Welt gesetzt hat, wird doch aller Welt als Beweis dafür gelten, daß ich Anlaß dazu gegeben habe. Sie hat mich komplett hereingelegt. Schottland ist nicht mehr groß genug für uns beide. Ich werde nach Italien oder sonstwohin auswandern müssen. Je mehr ich beweise, daß sie gelogen hat, desto klarer wird allen sein, daß sie dieses Märchen nicht hätte auftischen können, wenn wir nicht wirklich die allerintimsten Beziehungen zueinander unterhielten.»
    «Ist das Leben nicht schwer?» meinte Wimsey. «Da sieht man wieder mal, wie sehr man achtgeben sollte, daß man der Polizei bei der ersten Gelegenheit alles erzählt. Wären Sie offen gegenüber diesem eifrigen jungen Konstabler gewesen, hätten Sie sich das alles sparen können.»
    «Ich weiß, aber ich wollte doch niemandem

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