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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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war», sagte Wimsey.
    «Das kommt daher, daß wir alle so fleißig und arm sind.»
    «Ganz recht. Nichts ist so tugendhaft wie ein Fahrrad. Man kann sich gar nicht vorstellen, daß ein Radfahrer ein Verbrechen begehen könnte, nicht? Außer natürlich Mord und Mordversuch.»
    «Wieso Mord?»
    «Na ja, wie die immer so in Rudeln auf der falschen Straßenseite fahren, und immer ohne Bremsen, Klingel und Licht. Ich nenne es Mord, wenn sie einen fast in den Straßengraben zwingen. Oder Selbstmord.»
    Er sprang mit einem Ausruf der Besorgnis auf. Diesmal war Mrs. Farren wirklich in Ohnmacht gefallen.

Graham
    Lord Peter Wimsey ließ Mrs. Farren, nachdem er ihr erste Hilfe geleistet hatte, schön entspannt auf der Couch ihres Wohnzimmers liegen und ging auf die Suche nach Jeanie. Er fand sie im Fischgeschäft und schickte sie mit der Maßgabe, daß ihre Herrin krank sei, auf schnellstem Wege nach Hause.
    «Ach ja», meinte Jeanie versonnen, «das wundert mich gar nicht. Sie macht sich so Sorgen um Mr. Farren. Ist ja auch kein Wunder, wenn einer so ’nen Krach veranstaltet und dann einfach abhaut, um zwei Nächte nicht wiederzukommen.»
    «Zwei Nächte?» fragte Wimsey.
    «Ja. Vorgestern abend ist er mit seinem Fahrrad weg, und geflucht hat er gottserbärmlich und keinen Ton gesagt, wohin er fährt und was er vorhat.»
    «Dann war er also gestern abend nicht zum Essen da?»
    «Er? Zum Essen da? Aber ganz bestimmt nicht, und auch sonst den ganzen Tag über nicht. Am Montagabend war’s, da ist er heimgekommen und hat Mr. Campbell im Haus angetroffen und achtkantig rausgeschmissen, und dann hat’s vielleicht einen Tanz gegeben, sag ich Ihnen, daß die Frau von meinem Bruder vor Schreck fast ’nen Anfall gekriegt hat, und dabei ist sie doch kurz vor ihrer Zeit. Und dann ist er rausgerannt und weg, und Mrs. Farren hinter ihm her zur Tür hinaus, und geheult hat sie. Ich versteh sowieso nicht, warum sie an dem Mann so hängt. Ich würd ihn laufenlassen und weg mit Schaden, wo er immer so eifersüchtig und launisch ist.»
    Wimsey begriff allmählich, warum man Jeanie so eilig zum Einkaufen geschickt hatte. Natürlich war das töricht, denn man konnte von dem Mädchen nicht erwarten, daß es sich so einen saftigen Klatsch entgehen ließ. Früher oder später wäre die Geschichte doch irgendwie herausgekommen. Schon jetzt bemerkte er die neugierigen Blicke, die ihnen die Straße hinunter folgten.
    Er stellte noch ein paar Fragen. Nein, die Frau von Jeanies Bruder habe nicht genau sagen können, worum es bei dem Streit ging, aber sie habe alles von ihrem Schlafzimmerfenster aus beobachtet.
    Mr. Campbell sei gegen sechs Uhr abends gekommen, und dann sei Mr. Farren gekommen, und Mr. Campbell sei gleich darauf abgehauen. Sie könne nicht sagen, ob es zwischen Farren und Campbell einen Wortwechsel gegeben habe. Aber Mr. und Mrs. Farren hätten dann noch eine Stunde lang im Wohnzimmer weitergeredet, und Mr. Farren sei immerzu im Zimmer auf und ab gelaufen und habe mit den Händen gefuchtelt, und Mrs. Farren habe geweint. Dann habe es ein großes Gebrüll und einen Krach gegeben, und Mr. Farren sei aus dem Haus gerannt gekommen, den Hut über die Augen gezogen, und habe sich sein Fahrrad geschnappt. Und Mrs. Farren sei hinterhergerannt gekommen und habe ihn aufzuhalten versucht, aber er habe sie grob abgeschüttelt und sei weggefahren. Seitdem sei er auch nicht wiedergekommen, denn die Frau von Jeanies Bruder habe die Augen nach ihm offengehalten, weil es sie interessiert habe, wie es weitergehen würde.
    Das war also Montag abend gewesen, und heute war Mittwoch; und am Dienstag hatte man Campbell tot im Minnoch gefunden.
    Wimsey sagte Jeanie auf Wiedersehen, nicht ohne sie zu ermahnen, sie solle nicht zuviel über die Angelegenheiten ihrer Herrschaft reden, und machte sich auf den Weg zum Polizeirevier. Dann überlegte er es sich anders. Wozu schon Stunk machen, bevor es nötig war? Die Dinge konnten sich noch ganz anders entwickeln. Vielleicht wäre es nicht schlecht, einmal nach Gatehouse zu fahren. Er wollte Mrs. Green, die bei Campbell saubermachte, so gern eine Frage stellen. Außerdem hatte man in Campbells Haus vielleicht etwas gefunden – Briefe, Papiere oder was sonst noch. Jedenfalls würde eine kleine Spazierfahrt im Wagen ihm nicht schaden.
    Als er nun mit dieser Absicht über die Brücke in Gatehouse fuhr, wurde sein Blick von einem Hünen vor dem Anwoth Hotel gefangen, der sich dort mit einem Konstabler

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