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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Ausstellung ansehen wollten. Ich hab gesagt, es sei zu spät, um noch was zu unternehmen, aber Margaret hat gemeint, man könnte doch ruhig schon mal hingehen und sich ansehen, wo die einzelnen Sachen hängen, dann könnte man am nächsten Tag wiederkommen und alles genauer besichtigen; ich fand die Idee dann gut und hab zugestimmt. Wir haben also die Straßenbahn genommen und sind so um halb fünf herum oder auch ein paar Minuten früher in der Galerie angekommen, und gleich im ersten Raum, wem begegnen wir da? Mr. Ferguson, der gerade herauskommt. Wir haben uns natürlich mit ihm unterhalten, und er hat uns erzählt, daß er alle Räume schon einmal gründlich durchgemacht hat und anderntags wiederkommen will. Aber er ist dann noch einmal mit uns durchgegangen.»
    Wimsey, der die ganze Zeit versucht hatte, Fahrpläne und Zeitangaben im Kopf zu behalten und Ankunfts- und Abfahrtszeiten rasch durchzurechnen, unterbrach sie an dieser Stelle.
    «Ich darf doch annehmen, daß er wirklich schon einmal durch die Ausstellung gegangen war?»
    «O ja. Er hat uns ja schon immer im vorhinein gesagt, wo was hängt und was ihm besonders gefallen hat. Er war mit demselben Zug angekommen wie wir – nur daß er wohl direkt zur Ausstellung gegangen ist.»
    «Mit Ihrem Zug – Ankunft 14 Uhr 16. Ja, natürlich, er ist in Dumfries zugestiegen. Der Zug fährt dort um 11 Uhr 22 ab, stimmt’s? Doch, ja. Haben Sie ihn in Dumfries gesehen?»
    «Nein, aber das heißt ja nicht, daß er nicht dort war. Er wird sowieso im Raucherabteil gereist sein, und wir haben uns ein schön altmodisches Damenabteil gesucht, weil wir vom Rauchen in geschlossenen Räumen nicht viel halten. Jedenfalls hat er uns in Glasgow gesehen, wenn wir ihn schon nicht gesehen haben, denn als wir ihn trafen, hat er gleich als erstes gesagt: ‹Ich hab Sie am Bahnhof gesehen, aber Sie mich nicht. War das Kathleen mit ihrem lieben Mann, die da bei Ihnen war?› Und dann hat er gesagt, daß er mit demselben Zug gekommen ist.»
    «Sehr schön», sagte Wimsey. «Aber wie Sie schon sagten, wir werden mal mit Ferguson sprechen müssen – das heißt, die Polizei muß mit ihm sprechen.»
    Miss Cochran schüttelte den Kopf.
    «Mir machen Sie nichts vor», meinte sie. «Sie stecken doch bis über beide Ohren mit drin. Wenn die Wahrheit je ans Licht käme, würde ich fast behaupten, Sie waren es selbst.»
    «Nein», sagte Wimsey. «Dies ist so ungefähr der einzige Mord, den ich unmöglich begangen haben könnte. Dazu fehlen mir einige technische Fähigkeiten.»

Gowan
    Inspektor MacPherson gehörte zu jenen pedantischen und phantasielosen Menschen, für die keine Hypothese zu weit hergeholt ist, um ihr nicht doch nachzugehen. Er liebte handfeste Fakten. Mit so trivialen Überlegungen wie psychologischer Unwahrscheinlichkeit gab er sich nicht ab. Der Polizeipräsident hatte ihm die gesicherten Erkenntnisse im Zusammenhang mit Campbells Tod unterbreitet, und er sah, daß sie auf die Täterschaft eines Künstlers hindeuteten. Sie gefielen ihm. Am besten gefiel ihm der ärztliche Befund; das mit der Totenstarre und dem Verdauungstrakt war greifbares Material, mit dem sich etwas anfangen ließ. Auch die Sache mit den Eisenbahnen und Fahrplänen gefiel ihm; so etwas konnte man in tabellarischer Form erfassen und nachprüfen. Das mit dem Bild fand er schon weniger zufriedenstellend: Da waren technische Dinge im Spiel, von denen er selbst nichts verstand, aber er war aufgeschlossen genug, in solchen Fällen die Expertenmeinung zu akzeptieren. Zum Beispiel hätte er in Fragen der Elektrotechnik die Meinung seines Vetters Tom akzeptiert oder in bezug auf Damenunterwäsche auf seine Schwester Alison gehört, und so wollte er auch bereitwillig zugeben, daß ein Herr wie Wimsey von Künstlern und ihrer Welt vielleicht etwas mehr verstand als er.
    Demzufolge sah er ein, daß im vorliegenden Falle alle Künstler als verdächtig zu gelten hatten, mochten sie noch so reich, angesehen oder als friedfertig bekannt sein und mit Campbell im Streit gelegen haben oder nicht. Kirkcudbright war sein Bereich, und seine Aufgabe war es, Alibis und Informationen von allen Künstlern in Kirkcudbright einzuholen, jung und alt, männlich und weiblich, tugendhaft und verrucht, ohne Unterschied. Er ging überaus gewissenhaft vor und ließ weder Marcus McDonald aus, der bettlägerig war, noch Mrs. Helen Chambers, die sich erst kürzlich in Kirkcudbright niedergelassen hatte, noch den alten John Peterson, der aus

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