Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
es trifft sich gut, daß ich am Montagabend beim Bürgermeister zum Essen war und erst um Mitternacht nach Hause gekommen bin, und am Dienstagmorgen bin ich in aller Öffentlichkeit auf der St. Cuthbert’s Street spazierengegangen. Aber nun sagen Sie uns mal, Wimsey, wo Sie doch mit der Polizei Hand in Hand arbeiten –»
«Ich darf doch nichts sagen», erklärte Wimsey weinerlich.
«Führt mich bitte nicht in Versuchung. Das ist nicht nett. Ich könnt’ Euch, Bob, nicht so sehr lieben, liebt’ ich die Ehre nicht noch mehr. Schließlich soll ich etwas rauskriegen, nicht mein Wissen unter die Leute bringen.»
«Bitte, was wir wissen, dürfen Sie gern erfahren», sagte Miss Selby.
«Wie schön», fand Wimsey. «Dann sagen Sie mir mal gleich, wieviel hundert Leute außer Jock wußten, daß Campbell am Dienstag zum Minnoch wollte.»
«Fragen Sie lieber, wer nicht», meinte der Doktor. «Am Sonntagabend hat er’s hier gesagt. Er hatte nachmittags schon mal eine Skizze angefertigt. Am Montag wollte er an irgendeinem wunderschönen Wasser angeln gehen, das er aber keinem verraten wollte –»
«Ich weiß aber doch, wo es ist», warf Graham ein.
«Sie natürlich. Und am Dienstag wollte er den Minnoch malen gehen, wenn das Wetter schön blieb. Das haben Sie doch auch gehört, nicht wahr, Sally?»
«Stimmt», antwortete Miss Cochran.
«Ich war auch hier», sagte Ferguson, «und ich erinnere mich genau. Ich glaube, ich hab auch am Montagmorgen Farren etwas davon gesagt, denn er hatte für Dienstag eine Teegesellschaft oder so was Ähnliches in Brighouse Bay geplant und hat gemeint, hoffentlich begegnet er da nicht Campbell.»
«Ich hab’s auch gewußt», sagte Strachan. «Meine Frau und ich haben ihn am Sonntag dort getroffen, wie ich Wimsey schon erzählt habe, glaube ich.»
Wimsey nickte. «Campbell scheint gesprächiger gewesen zu sein als sonst», bemerkte er.
«Ach», meinte Bob, «so schlimm war Campbell gar nicht, wenn man ihn richtig zu nehmen wußte. Er hatte so eine aggressive Art, aber ich glaube, die kam mehr aus dem Gefühl heraus, daß er von allem ausgeschlossen war. Er hat sich dann mit den Leuten furchtbar gestritten –»
«Er war ein starrköpfiger Mensch», sagte der Hafenmeister.
«Richtig. Aber das machte ja alles nur noch komischer. Man durfte Campbell einfach nicht ernst nehmen.»
«Wahrhaftig nicht», fand Graham.
«Gowan hat ihn aber ernst genommen», sagte der Doktor.
«Ja, aber Gowan nimmt alles sehr ernst, am meisten sich selbst.»
«Trotzdem», meinte Mrs. Anderson. «Campbell hätte von Gowan nicht so sprechen dürfen.»
«Gowan ist verreist, nicht? Nach London, hat man mir gesagt. Übrigens, Wimsey, was ist eigentlich mit Waters los?»
«Keine Ahnung. Nach allem, was ich feststellen kann, müßte er in Glasgow sein. Haben Sie ihn vielleicht gesehen, Ferguson?»
«Nein. Das hat die Polizei mich schon gefragt. Muß ich annehmen, daß Waters verdächtigt wird, etwas ausgefressen zu haben?»
«Waters war am Sonntagabend hier», bemerkte der Doktor, «aber er ist nicht mehr lange geblieben, nachdem Campbell dazugekommen war.»
«Sie wissen immer alles so genau, Doktor. Aber wenn Waters in Glasgow war, kann er nicht am Minnoch gewesen sein.»
«Das Komische ist nur», meinte Miss Selby, «daß ihn in Glasgow niemand gesehen hat. Er hätte mit unserem Zug fahren sollen, ist er aber nicht, oder vielleicht doch, Mr. Ferguson?»
«Gesehen hab ich ihn nicht. Aber ich hab auch nicht besonders nach ihm ausgeschaut. Ich hab Sie beide in Dumfries zusteigen sehen, und dann hab ich Sie wieder am St. Enoch-Bahnhof mit diesen Leuten gesehen. Aber ich mußte ziemlich eilig weg, weil ich noch was zu erledigen hatte, bevor ich zur Ausstellung ging. Eine ziemlich ärgerliche Geschichte war das übrigens. An meinem Magnetzünder war was kaputt, sonst wäre ich doch einfach früh aufgestanden und nach Dumfries rübergefahren, um den Express um halb acht zu bekommen, statt auf diesen schrecklichen Elf-Uhr-zweiundzwanziger warten zu müssen, der an jeder Milchkanne hält.»
«Anstatt mit so einem ausgesprochenen Bummelzug zu fahren», meinte Wimsey, «hätte ich doch noch ein bißchen gewartet und den Zug um 13 Uhr 46 genommen.»
«Also zuerst mit dem um 10 Uhr 56 ab Gatehouse?»
«Oder mit dem Elf-Uhr-Bus. Da wären Sie um 12 Uhr 25 in Dumfries gewesen.»
«Nein, das klappt nicht», sagte Strachan. «Der fährt nur sonntags. Werktags fährt er schon um zehn.»
«Na ja, das wäre
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