Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
jenem.
«Nun ja – wenn Sie es doch schon wissen –, ich muß zugeben, daß er ziemlich wütend war, als er fortging. Hugh ist leicht erregbar, und er hat sich so furchtbar über etwas aufgeregt, was beim Abendessen passiert ist. Meine Güte, nein, mit Mr. Campbell hatte das überhaupt nichts zu tun. Die Vorstellung ist ja lachhaft!»
Sir Maxwell fand, er könne das nicht durchgehen lassen. Er erklärte so freundlich wie möglich, daß man Farren an dem betreffenden Abend ein paar überaus unglückliche Feststellungen in bezug auf Campbell habe treffen hören.
Mrs. Farren gab daraufhin zu, daß ihr Mann in der Tat gegen Campbells häufige Besuche aufbegehrt hatte.
«Aber sowie er wieder ruhig darüber nachdenken konnte», sagte sie, «hat er bestimmt eingesehen, daß er mir unrecht getan hatte. Er würde nie soweit gehen und Hand an sich legen – oder an jemand anderen. Sir Maxwell, Sie müssen mir glauben. Ich kenne meinen Mann. Er ist impulsiv, aber dafür ist so etwas bei ihm auch schnell wieder verraucht. Ich weiß so sicher, wie ich hier stehe, daß er lebt und wohlauf ist und nichts Unbesonnenes getan hat. Selbst wenn – selbst wenn Sie seine Leiche finden sollten, würde nichts mich davon abbringen können, daß es lediglich ein Unfall war. Alles andere ist unvorstellbar – und es kann gar nicht lange dauern, da werden Sie zu mir kommen und sagen, daß ich recht hatte.»
Sie sprach mit so viel Überzeugung, daß Jamieson in seinem Glauben erschüttert wurde. Er sagte, er hoffe sehr, daß die Entwicklung ihr recht geben werde, dann verabschiedete er sich. Als er ging, fuhr Strachans Auto an der Wegeinbiegung an ihm vorbei, und als er über die Schulter zurückschaute, sah er es vor Mrs. Farrens Haus anhalten.
«Was immer mit Farren los sein mag», sagte er, «Strachan steckt jedenfalls bis zum Hals mit drin.»
Er zögerte eine Sekunde, dann machte er kehrt. Er erinnerte sich, daß MacPherson in Gatehouse noch nicht hatte in Erfahrung bringen können, wo Strachan sich am Montagabend gegen Viertel nach neun aufgehalten hatte.
«Hallo, Mr. Strachan!» rief er.
«Hallo, guten Morgen, Sir Maxwell.»
«Ich wollte Sie nur mal schnell was fragen. Ich weiß nicht, ob Sie schon diese – äh – beunruhigende Neuigkeiten über Farren gehört haben.»
«Nein, was ist mit ihm?»
Sir Maxwell erklärte ihm, wo man das Fahrrad gefunden habe.
«Oh!» machte Strachan. «Tja – hm – soso – das sieht ja ziemlich schlimm aus, nicht? Farren ist ein jähzorniger Mensch, müssen Sie wissen. Hoffentlich ist da nichts dran. Weiß Mrs. Farren es schon?»
«Ja. Ich hatte es für besser gehalten, sie vorzubereiten – nur für den Fall, daß –»
«Hm. Ist sie sehr erregt?»
«Nein, sie hat es sehr tapfer aufgenommen. Übrigens, gestern abend haben meine Leute versucht, Sie ausfindig zu machen.»
«So? Das tut mir leid. Wir waren alle zusammen nach Sand Green gefahren, und das Mädchen hatte seinen freien Abend. Was wollten Sie denn von mir?»
«Nur fragen, ob Sie am Montagabend um Viertel nach neun zu Hause waren.»
«Montag abend? Mal überlegen. Nein, war ich nicht. Nein, ich war zum Angeln oben in Tongland. Warum?»
«Man hat Farren in die Laurieston Road hineinfahren sehen, und da dachten wir, er hat vielleicht bei Ihnen angeklopft.»
«Nicht daß ich wüßte», sagte Strachan. «Ich werde mal meine Frau fragen. Sie wird es wissen, oder wenn nicht sie, dann das Mädchen. Aber sie haben mir nichts dergleichen gesagt, demnach wird er wohl nicht bei uns angefahren sein. Armer Teufel! Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich denken müßte, daß er mich gesucht hat und ich ihn vielleicht daran hätte hindern können. – Aber wir wissen ja noch nicht, ob ihm wirklich etwas zugestoßen ist.»
«Natürlich nicht», sagte der Polizeipräsident. «Jedenfalls hoffen wir das Beste.»
Er wandte sich heimwärts.
«Ein undurchsichtiger Kerl», brummelte er vor sich hin. «Ich traue ihm nicht. Aber es kann natürlich sein, daß Farren mit alldem nichts zu tun hat. Diese haarsträubende Geschichte, die Wimsey mir da aufgetischt hat …»
Denn Wimsey hatte ihm vor ungefähr einer Stunde einen Schock versetzt, gegen den die anderen Schicksalsschläge alle nur ein harmloses Kitzeln waren.
Bunter
Es war ein Tiefschlag erster Güte, der auch dadurch nichts von seiner Wirkung verlor, daß er mit Ausdrücken des allermindesten Tadels übermittelt wurde. Mit gesenktem Kopf stemmte Wimsey sich gegen den Sturm,
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